Oft werden ältere Menschen von falschen Polizisten am Telefon unter Druck gesetzt. Jetzt wurden in Stuttgart drei Männer verurteilt. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Sie versetzen betagte Menschen in Angst und Schrecken und bringen die Opfer um Tausende Euro. Jetzt sind in Stuttgart drei sogenannte falsche Polizisten verurteilt worden.

Stuttgart - Die Täter waren nur wenige Wochen aktiv. Trotzdem haben sie mit der Falsche-Polizisten-Masche mehr als 200 000 Euro Beute im Großraum Stuttgart gemacht. Den Männern fielen Bargeld, Goldmünzen und ein Goldbarren in die Hände. Eines ihrer Opfer haben die Täter gleich mehrere Male drangsaliert. Jetzt hat die 8. Strafkammer des Landgerichts drei Männer, die als Fahrer und Abholer fungiert haben, zu Gefängnisstrafen verurteilt. Der Hauptangeklagte kam dabei relativ glimpflich davon.

Die Vorgehensweise der falschen Polizisten ist inzwischen bekannt, findet aber trotzdem immer noch Opfer – auch weil sich die Täter äußerst flexibel zeigen und ihre Vorgehensweise ändern. Im vorliegenden Fall wurden die Angeklagten von einem sogenannten Keiler aus einem Callcenter in der Türkei gesteuert. Der Keiler ruft bei den Opfern an, ein Logistiker überwacht die Aktionen rund um die Tatorte und setzt Fahrer und Abholer ein.

„Das Vorgehen ist besonders verwerflich“

„Das Vorgehen ist besonders verwerflich, die betagten Opfer werden emotional massiv unter Druck gesetzt“, so die Staatsanwältin vor der 8. Strafkammer. Den Seniorinnen und Senioren wird vorgelogen, man sei die Kriminalpolizei und habe eine Liste von Einbrechern vorliegen. Darauf sei auch das Haus der Angerufenen aufgeführt, ein Einbruch stehe unmittelbar bevor. Man müsse Bargeld und Wertsachen in Sicherheit bringen. Ein Kollege in Zivil werde die Sachen abholen und sicher verwahren, so der falsche Polizist.

Um auch an das Geld zu kommen, das die Opfer auf der Bank liegen haben, wird eine andere Lüge erzählt.

In der Bank gebe es einen Mitarbeiter, der Konten und Schließfächer plündere. Man solle sein Geld abheben und für den Kollegen in Zivil zur Abholung deponieren. Dann sei alles sicher.

Es geht noch perfider. Manchmal wird den betagten Opfer gedroht, sie müssten unbedingt Folge leisten, sonst behinderten sie eine Polizeiaktion. Das werde dann unangenehme Konsequenzen haben. Inzwischen kombinieren die betrügerischen Anrufer ihre Masche auch mit dem Enkeltrick.

Den drei Männern werden vor der 8. Strafkammer sieben Taten vorgeworfen. Der erste Coup datiert vom 15. Januar dieses Jahres. Eine 78-jährige Frau aus dem Kreis Ludwigsburg ließ sich von dem Anrufer täuschen und legte eine Plastiktüte mit 12 000 Euro vor ihre Tür. Einer der Angeklagten holte das Geld ab. Im zweiten Fall wurde eine 77-Jährige um 17 000 Euro gebracht. Bei den zwei Fällen in Stuttgart erbeuteten die Täter einmal einen Goldbarren im Wert von 16 000 Euro und Goldmünzen für 60 000 Euro. Die Opfer waren 76 und 86 Jahre alt. So ging es weiter, bis ein misstrauischer Senior Lunte roch und die richtige Polizei alarmierte. Die Männer wurden festgenommen.

Ein Angeklagter will künftig warnen

Die Angeklagten aus dem Rems-Murr-Kreis hatten frühe Geständnisse abgelegt, was ihnen Strafrabatte einbrachte. Vor allem der 35-jährige Hauptangeklagte, der an allen sieben Taten beteiligt war, hatte Namen von Komplizen preisgegeben. Für ihn hatte die Staatsanwältin fünfeinhalb Jahre gefordert. Am Ende wurde er lediglich zu vier Jahren verurteilt. Seine Komplizen wurden mit drei Jahren und zweieinhalb Jahren Gefängnis belegt. „Sie haben das Vertrauen der alten Leute in die Polizei und in den Rechtsstaat massiv beeinträchtigt“, so der Vorsitzende Richter. Die Opfer seien psychisch schwer angeschlagen.

Der 43-jährige Angeklagte sagte zum Schluss, er wolle künftig mit Infoständen vor der Masche mit den falschen Polizisten warnen. Er habe dafür in der U-Haft schon einen Handzettel gebastelt.