Wenn die Anrufer verdächtig und hartnäckig sind, soll man ruhig auch mal unhöflich werden, rät die Polizei. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Die Polizei befürchtet, einen traurigen Rekord vermelden zu müssen: An die 500 Anrufe falscher Polizeibeamte hat sie im November schon gezählt. Die Täter verändern ihr Vorgehen.

Stuttgart - Auf einen traurigen Rekord steuert die Polizei in diesen Tagen zu: „Wir befürchten, dass die aktuelle Welle die schlimmste ist, die wir je hatten“, sagt die Pressesprecherin Monika Ackermann. Etwa 500 Anrufe falscher Polizeibeamter seien im November bereits gemeldet, ein Ende sei noch nicht in Sicht. Die Polizei warnt erneut vor der Betrugsmasche, mit der es die Täter vor allem auf ältere Opfer und deren Hab und Gut abgesehen haben.

An der aktuellen Welle sei besonders auffällig, dass die Täter immer recht spät am Abend anrufen. Dahinter kann einerseits die Absicht stecken, die Nervosität der potenziellen Opfer zu steigern. Andererseits wollen sie so wohl auch das Risiko minimieren, dass die Angerufenen Nachbarn oder Verwandte hinzurufen. Am Sonntagabend sei noch gegen 23.30 Uhr ein Anruf bei einem Senior eingegangen.

Die Betrüger rufen am späten Abend an

Die Täter geben sich bei ihren Anrufen als Polizisten aus und behaupten zum Beispiel, es seien Einbrecher in der Nachbarschaft unterwegs. Aktuell mache auch die Geschichte von Raubüberfällen die Runde, sagt Monika Ackermann. Die Anrufer behaupten dann, Geld und Wertsachen in Sicherheit bringen zu können und überreden so die Senioren zur Herausgabe. „Neu ist bei den Anrufen zurzeit auch, dass die Täter einen sehr hohen Druck aufbauen, damit sich die Opfer niemandem anvertrauen“, schildert Ackermann. Sie sagen, wenn man Dritte informiere, könnte das ganze – natürlich frei erfundene – Ermittlungsverfahren platzen und die Angerufenen würden dafür haftbar gemacht.

Stuttgart sei in diesen Tagen zu einer Art Dreh- und Angelpunkt der Masche geworden: Auch Opfer, die außerhalb der Landeshauptstadt wohnen, seien gedrängt worden, nach Stuttgart zu fahren und dort ihre Wertsache an vermeintliche Polizisten zu übergeben. Das sei auch ein neuer Aspekt für die Ermittler.

Die Polizei stellt klar: Niemals würden echte Beamte Geld oder Wertsachen von Bürgern fordern. Bei solchen Äußerungen solle man sofort misstrauisch werden. Am besten solle man auflegen und umgehend die echte Polizei verständigen. Niemals solle man jedoch die Rückruffunktion am Telefon verwenden, da die eingeblendete Nummer zwar wie eine echte Rufnummer der örtlichen Polizei aussehen kann. Sie führe aber meist in türkische Callcenter.

Wer Bedenken hat, soll eine Vertrauensperson oder die Polizei hinzuziehen. Denn die Täter würden es oft schaffen, durch den aufgebauten Druck ihre Opfer zu verunsichern. Wer sich schwertue, die Anrufer abzuwimmeln, den ermutigt die Stuttgarter Polizei: „Haben Sie Mut zur Unfreundlichkeit.“