Im Nebel gestochert: Warum sich eine Autobahnanzeige nicht mehr abschalten ließ, ist noch ein Rätsel. Foto: dpa

Das kommt selten vor, dass der Verkehrswarnfunk Autofahrer auffordert, ein angezeigtes Tempolimit nicht zu beachten: Ein technischer Defekt an den Schilderbrücken hat den Verkehr auf der A 8 irritiert.

Stuttgart - Dass ein Tempolimit auf der Autobahn offiziell für „ungültig“ erklärt wird – das hätte so mancher Autofahrer gerne öfter. Am Montagmorgen aber musste das Lagezentrum des Innenministeriums zu diesem ungewöhnlichen Mittel greifen. Eine Glättewarnung, die eigentlich nur am Sonntagmorgen gelten sollte, ließ sich nicht mehr abschalten. Den ganzen Sonntag bis hinein in den Berufsverkehr am Montag hatte deshalb auf den Schilderbrücken der A 8 in Fahrtrichtung München Tempo 60 gegolten. „Das war offenbar ein technischer Defekt“, sagte Polizeisprecher Peter Widenhorn.

In den Verkehrswarnmeldungen der Polizei wurde daher die „Anweisung, auf Beschilderung zu achten, aufgehoben“. Oder, was Tempo 60 angeht: „Anzeige ungültig.“ Der Fehlerteufel steckte bis zuletzt auf dem Streckenabschnitt der A 8 zwischen den Anschlussstellen Flughafen/Messe und Wendlingen. „Wir können hier nur mit einer vorcodierten Meldung reagieren“, hieß es im Lagezentrum der Polizei. Und die lautete: „Technischer Defekt an den Schilderbrücken, Anzeige ungültig, Reparaturarbeiten dauern an.“ Damit Autofahrer damit aber keinen Freifahrschein haben, gab es später den Zusatz: „Reguläre Geschwindigkeitsbeschränkung ist gültig.“

Und dann gefriert die Glätteanzeige

Was war passiert? Glätte wird von der sogenannten Streckenbeeinflussungsanlage nicht automatisch erkannt, sondern an Ort und Stelle von der Straßenmeisterei oder der Polizei festgestellt und gemeldet. So hatte eine Streife der Autobahnpolizei am Sonntag gegen 6 Uhr bei der Straßenverkehrszentrale des Landes eine Warnanzeige angefordert. Die Zentrale schaltete die Schilderbrücken an der A 8 auf Tempo 60 wegen Glätte. Um 9.15 Uhr gab die Polizei bei der Zentrale wieder Entwarnung.

Doch dann passierte etwas, was der Schwabe als sauglatt bezeichnen würde: „Die Anzeige in Richtung München konnte nicht mehr deaktiviert werden“, sagte Martin Ciolek, Leiter der Straßenverkehrszentrale. Die Verkehrsregisseure in Feuerbach verständigten daraufhin die zuständige Wartungsfirma. „Aber auch die konnte die Anzeige per Fernortung nicht zurücknehmen“, so Ciolek. In seiner Behörde „läuft noch die Fehleranalyse“, aber so viel sei klar: Da zwei verschiedene Fernzugriffe gescheitert seien, könne es sich nicht um einen Programmfehler gehandelt haben. „Eher ein technischer Defekt in einem Leitungsstrang“, so Ciolek.

Das Problem musste also an Ort und Stelle gelöst werden – mit einer Maßnahme, die auch bei heimischen Computern Erfolg verspricht: Das System komplett herunterfahren und dann wieder starten. Das sollte die Wartungsfirma erledigen.

Warum kam der Wartungsdienst so spät?

Allerdings bekam der Verkehr auf der A 8 den ganzen Sonntag bis in den montäglichen Berufsverkehr hinein Tempo 60 wegen angeblicher Glätte angezeigt. Gelegentliche Schneeschauer machten das Szenario plausibel. „Ich habe mich zwar gewundert, aber es hätte ja wirklich glatt sein können“, so eine Autofahrerin. Allerdings hatte sich die Wartungsfirma erst am Montag um 7.52 Uhr ans Werk gemacht. „Warum das so spät erfolgte, muss noch geklärt werden“, sagte Zentrale-Chef Ciolek.

Seit Herbst 2012 sind 45 Schilderbrücken mit flexiblen Tempolimits auf der A 8 zwischen Leonberg und Wendlingen nach und nach in Betrieb gegangen. Die 21-Millionen-Euro-Anlage ist nur begrenzt wetterfühlig. So gab es anfangs auch umgekehrte Szenarien: Trotz Eisglätte galt Tempo 100. Die Folge war ein Unfall mit einer Leichtverletzten und Totalschaden.