Rechts und links vom Geländer des Stegs wird ein weiterer Fallschutz angebracht. Foto: avanti

An der Brücke in Marbach wird an den Seiten ein Edelstahlnetz installiert, damit niemand mehr über die Brüstung klettert. Ein Rat fürchtet aber, dass das nicht reichen wird.

Marbach - Wann genau die Bautrupps am Hörnlessteg anrücken, wird noch festgezurrt. „Die Umsetzung soll aber auf jeden Fall noch dieses Jahr erfolgen“, betont Bürgermeister Jan Trost. Zudem sind sich er und der Gemeinderat einig, dass an der Brücke Handlungsbedarf besteht. Das Gremium hatte deshalb bereits nicht-öffentlich beschlossen, den Steg mit einer zusätzlichen Absturzsicherung zu bestücken. Im Ausschuss für Umwelt und Technik wurde nun auch entschieden, welche Variante zum Tragen kommen soll: Rechts und links der Brüstung wird gerade hoch laufend ein engmaschiges Edelstahlnetz angedockt, sodass man auf eine Höhe von rund drei Metern kommt. Diese Barriere werde nach menschlichem Ermessen niemand überwinden können, erklärte Trost im Vorfeld der Sitzung.

Dramatische Ereignisse

Damit will die Stadt vor allem der Gefahr vorbeugen, dass sich weiter Menschen in Selbsttötungsabsicht von dem Steg werfen. Zuletzt war das im vergangenen Sommer der Fall gewesen, berichtet Peter Widenhorn, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. Seinerzeit sei jemand hinabgesprungen, zwei Zeugen hätten die dramatischen Ereignisse beobachtet. Und für all jene, die so einen schlimmen Vorfall verfolgen müssten, könne das traumatisch sein, ergänzt Jan Trost. Vor dem Hintergrund dieser bitteren Vorkommnisse habe man sich des Themas nochmals angenommen und sei zu den Schluss gekommen, gegensteuern zu wollen, erläutert der Bürgermeister.

Fahrräder von der Brücke geworfen

„Es gab in der Vergangenheit auch Fälle, dass Fahrräder oder ähnliche Gegenstände von der Brücke heruntergeschmissen wurden“, sagte Trost im Ausschuss und nannte damit einen weiteren Grund für den Aufbau eines zusätzlichen Sicherungselements. Solche Eseleien wären auch durch ein bogenförmiges Netz über dem Steg unterbunden worden – jedenfalls dahingehend, dass Räder und Co. nicht mehr auf der unten vorbeiführenden Straße landen könnten. Außerdem hätte man bei dieser Ausführungsvariante zwar über das Geländer steigen, dann aber nicht mehr hinabfallen können, wie der zuständige Planer Roland Fink vom Ludwigsburger Büro Hildenbrand Ingenieure erklärte. „Man müsste dann aber aufpassen, dass dort kein Müll abgelagert wird“, sagte er zu den Taschen, die sich links und rechts aufspannen würden. Insbesondere deshalb fiel dieser Lösungsansatz bei den Räten durch.

Schwerer zu übersteigen, aber dafür einen Nachteil

Ebenso eine Absage erteilte das Gremium der zweiten von drei zur Auswahl stehenden Varianten. Dabei sollte das Netz zunächst senkrecht nach oben laufen, dann einen Knick nach innen machen. Der Vorteil: „Das würde das Übersteigen nochmals erschweren“, erklärte Fink, der gleich den Nachteil hinterherschob: „Das hätte eine gewisse Tunnelwirkung in der Ansicht.“ Ein Effekt, der auch dazu führen könnte, dass sich Radfahrer auf der Brücke eher in die Mitte orientieren und es so beim Begegnungsverkehr eng werden könnte, erklärte Bauamtsleiter Dieter Wanner. Davon abgesehen könne jemand auf dumme Gedanken kommen, hochspringen und sich an dem Knick festzukrallen versuchen. Allesamt Argumente, die fast sämtliche Räte dazu bewogen, für die Lösung mit senkrechter Absicherung zu stimmen.

Erfahrung aus anderen Städten

Nur Dieter Zagel (SPD) enthielt sich, weil er fürchtet, dass das nicht abschreckend genug ist. Er erinnerte an die Erfahrung aus anderen Städten wie Prag, wo an einer Brücke erst durch das Nachjustieren am Schutzzaun mit einem Knick nach innen eine wesentliche Wirkung erzielt werden konnte – nicht aber durch die bloße Erhöhung.