Unter dem Decknamen Alexander Petrow soll der Verdächtige für den Geheimdienst GRU gearbeitet haben. Foto: Metropolitan Police

Nach Recherchen des Netzwerks Bellingcat wurde auch der zweite Tatverdächtige im Fall Skripal vom russischen Präsidenten Putin geehrt. Der Mann arbeitet unter einem Decknamen für den Geheimdienst GRU.

London - Auch der zweite Verdächtige im Fall des Giftanschlags auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal hat nach Angaben von Investigativ-Journalisten einen Ehrentitel von Russlands Präsident Wladimir Putin erhalten. Wie das in Großbritannien ansässige Recherchenetzwerk Bellingcat am Dienstag mitteilte, wurde der Mann bereits 2014 von Putin ausgezeichnet. Am Montag hatte Bellingcat den Verdächtigen als den Militärarzt Alexander Jewgeniewitsch Mischkin identifiziert, der demnach unter dem Decknamen Alexander Petrow für den russischen Militärgeheimdienst GRU arbeitet.

Während des Studiums angeworben

Dem Bericht zufolge wurde Mischkin auf einer Elite-Militärakademie zum Militärarzt der Marine ausgebildet. Während des Studiums sei er vom Geheimdienst GRU angeworben worden. 2010 sei er nach Moskau gezogen und habe neue Papiere unter dem Decknamen Petrow bekommen. Als seine Meldeadresse sei zwischenzeitlich das GRU-Hauptquartier in Moskau angegeben gewesen. Das Netzwerk Bellingcat zeigte unter anderem den Scan eines mutmaßlich echten Personalausweises Mischkins aus dem Jahr 2001.

Viele Reisen unter dem Decknamen „Petrow“

Demnach wurde er am 13. Juli 1979 in einem Dorf in der Region Archangelsk im Nordwesten Russlands geboren. Zwischen 2011 und 2018 sei er unter seinem Decknamen Petrow viel gereist, unter anderem in die Ukraine und in die abtrünnige Provinz Transnistrien in der Republik Moldau. Mischkins mutmaßlichen Komplizen hatte Bellingcat bereits Ende September als den GRU-Agenten Anatoli Tschepiga identifiziert. Der 39-jährige Oberst wurde demnach 2014 mit dem Ehrentitel „Held der russischen Föderation“ ausgezeichnet - vermutlich ebenfalls von Putin persönlich.

Kreml weist Verantwortung zurück

Der ehemalige russische Doppelagent Skripal und seine Tochter Julia waren im März in der südenglischen Stadt Salisbury durch das in der Sowjetunion entwickelte Nervengift Nowitschok schwer verletzt worden und nur knapp dem Tode entronnen. Die britische Regierung macht Putin für den Anschlag verantwortlich, der Kreml weist jegliche Verantwortung zurück. Anfang September hatte die britische Polizei in dem Fall zwei Verdächtige identifiziert, die vermutlich unter falscher Identität nach Großbritannien eingereist waren. Eine Woche später präsentierten sich die beiden gesuchten Männer im russischen Fernsehen als unbescholtene Touristen. Auch Putin bezeichnete sie als Zivilisten.