Am Fundort der Leiche durchkämmen Polizisten auf der Suche nach Hinweisen jeden Winkel. Foto: dpa

Der Fall der getöteten Maria Bögerl wird immer unklarer. Jetzt widerspricht ihr Mann der Polizei.

Stuttgart - Keine heiße Spur vom Täter, kein genauer Todeszeitpunkt des Opfers, keine Klarheit zu der Frage, ob die Polizei die Leiche bei den Suchaktionen womöglich übersehen hat: Der Fall der entführten und dann ermordeten Heidenheimer Bankiersfrau Maria Bögerl bleibt weiterhin ein Rätsel. Nun kommt eine weitere Frage hinzu: Was ist im Vorfeld der gescheiterten Geldübergabe geschehen?

Erst hieß es am Montag aus Ermittlerkreisen, der Ehemann des Opfers - der Heidenheimer Sparkassenchef Thomas Bögerl - habe am Entführungstag 12. Mai darauf bestanden, die vom Entführer verlangten 300.000 Euro Lösegeld selbst bereitzustellen und sie nicht durch die Polizei besorgen zu lassen.

Bögerl widerspricht der Polizei

Am Abend bestritt Bögerl gegenüber unserer Zeitung aber diese Darstellung. "Ich habe nie darauf bestanden, das Lösegeld selbst zu besorgen. Der Betrag wurde besorgt. Mehr möchte ich dazu nicht sagen." Bögerl bestätigte gegenüber unserer Zeitung, dass es eine zeitliche Verzögerung bei der Bereitstellung des Lösegelds gegeben habe. "Ja, das war so." Details dazu lehnte er ab.

Der Heidenheimer Polizeichef Volker Lück hatte am vergangenen Freitag bei einer Pressekonferenz bereits auf das Problem hingewiesen. Das Lösegeld, verpackt in einen schwarzen Müllsack, sei erst um 15.27 Uhr am vereinbarten Ort an der A 7 abgelegt worden, offenbar eine halbe Stunde später als vereinbart.

Polizei war sofort involviert

Zwar sei die Polizei "unmittelbar nach dem ersten Anruf des Täters" von Bögerl informiert worden, "die enge zeitliche Vorgabe und sehr detaillierte Vorgaben des Täters" hätten aber verhindert, dass das Lösegeld rechtzeitig an der Autobahn deponiert werden konnte, hatte Lück eingeräumt. Details über die Hintergründe lehnte auch er ab.

Nach der gescheiterten Geldübergabe hatte sich der Entführer nie mehr gemeldet, auch von Maria Bögerl hatte es in der Folgezeit kein Lebenszeichen mehr gegeben. In Ermittlerkreisen wird deshalb seit Tagen nicht mehr ausgeschlossen, dass der Entführer sich getäuscht fühlte und mit Maria Bögerl die Flucht ergriff oder sie wenig später tötete.

Gerichtsmediziner untersuchen immer noch

Ein Spaziergänger mit Hund hatte die bereits stark verweste Leiche am vergangenen Donnerstag im Wald zwischen Nietheim und Niesitz - nur unweit der gescheiterten Geldübergabe - entdeckt.

Wann Maria Bögerl ihren Stichverletzungen erlag, ist nach wie vor unklar. Horst Baur, Sprecher der Heidenheimer Polizei, sagte am Montag auf Anfrage: "Wir wissen nicht, wie lange die Untersuchungen der Gerichtsmedizin noch dauern."

Haben Polizisten die Leiche übersehen ?

Die Polizei hatte das Waldstück mit dem Fundort der Leiche bereits kurz nach dem Verschwinden der Bankiersgattin ohne Hundestaffel durchkämmt und nichts entdeckt. Ob die Beamten den Leichnam damals übersahen oder der Täter sein Opfer erst später dort ablegte und mit Reisig bedeckte, ist unklar.

In Polizeikreisen hieß es am Montag, es spreche derzeit alles dafür, dass die Polizisten den Leichnam übersehen hätten.

Trauerfeiern in Heidenheim

Mit drei Trauergottesdiensten will die katholische Kirche in Heidenheim in dieser Woche der ermordeten Maria Bögerl gedenken.

Die offizielle Trauerfeier für das getötete Entführungsopfer findet am Mittwoch in Heidenheim statt; zusätzliche Trauergottesdienste sind am selben Tag im Stadtteil Schnaitheim, wo die Familie wohnt, sowie am Donnerstag in Nietheim geplant.

Am Mittwoch wird der Fall erneut Thema in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" sein. Studiogast soll der Leiter der Sonderkommission "Flagge", Hartmut Schröppel, sein. Die Polizei erhofft sich vor allem Hinweise auf einen mit einem Phantombild gesuchten Zeugen.

Im Rahmen der Ermittlungen hat die Polizei inzwischen insgesamt fast 2700 Hinweise aus der Bevölkerung erhalten. Darunter werden rund 1500 als Spuren eingestuft.