Herr P. wurde in einem Wohnheim Opfer schwerster Gewalt. Foto: imago/Sven Simon

Herr P. ist beliebt im Hans-Sachs-Haus, weil er so hilfsbereit ist. In dem Männerwohnheim, wo er zuvor lebte, war er bei einer Attacke lebensgefährlich verletzt worden. Jetzt hat er sich so weit berappelt, dass er wieder Zukunftspläne hat.

Als Herr P. nach drei Wochen aus dem Koma erwachte, hatte er Durst. Er sei mit dem Gedanken aufgewacht, dass er sich eine Cola kaufen muss, erzählt der heute 41-Jährige. Er habe starke Schmerzen im Brustkorb gehabt. Die Schmerzen begleiteten ihn noch über Wochen. Sie rührten von Wiederbelebungsversuchen.

Herr P. zieht seinen Pullover hoch. Eine lange, dicke Narbe zieht sich fast den gesamten Oberkörper und Bauch entlang. Sie wird ihn für immer an jene Nacht vor rund vier Jahren erinnern, in der er fast sein Leben verlor. Auch eine kleine, kreisrunde Narbe ist ihm geblieben. Dort saß der künstliche Darmausgang, mit dem er damals aus dem Koma erwachte. Mit dem Stoma lebte er zwei Jahre lang.

Mit dem Rollator und dem Stoma kam er ins Aufnahmehaus

Was genau in dem Männerwohnheim passiert war, in dem er damals lebte? Herr P. kann das nicht beantworten. Er weiß noch, dass er Raumspray versprüht hat, weil es aus einem benachbarten Zimmer so gestunken habe. Aber ab dann setzt sein Gedächtnis aus. Sein Gehirn hat die traumatischen Erlebnisse der Nacht gelöscht. Aus der Akte geht hervor, dass Herr P. mit einem Messer attackiert und lebensgefährlich verletzt wurde, auch wurde massiv auf den damals 37-Jährigen eingeprügelt.

Er war abgemagert nach den drei Wochen im Koma, wog nur noch 49 Kilogramm. Die Beine waren so schwach, dass sie ihn nicht mehr trugen. Mit einem Rollator lernte Herr P. wieder zu gehen. Den Rollator brauchte er auch noch, als er nach der Entlassung ins Aufnahmehaus des Hans-Sachs-Hauses einzog. Dort werden die Bewohner engmaschiger betreut. Ihm tat und tut das gut.

Alle bitten Herrn P. um seine Hilfe

Inzwischen lebt er ganz in der Nähe der Einrichtung in einer Wohnung. Herr P. sei sehr beliebt und geschätzt, weil er so hilfsbereit und freundlich sei, sagt seine Sozialarbeiterin. Benötige jemand Hilfe bei einem Umzug oder bei Besorgungen, fragten alle Herrn P. Als einer der Bewohner sich krankheitsbedingt nicht mehr versorgen konnte, kaufte Herr P. für ihn ein. Als der kranke Mann ins Krankenhaus kam, besuchte Herr P. ihn regelmäßig.

Seine hilfsbereite Ader passt zum neuen Berufswunsch von Herrn P. Er will sich zum Alltagshelfer für Menschen mit Behinderung fortbilden. Er arbeite gerne mit Menschen mit Behinderung – und er bringt Erfahrung mit. Er war lange bezahlter Praktikant in verschiedenen Einrichtungen der Behindertenhilfe. „Man bekommt so viel zurück“, sagt Herr P., der darüber hinaus auch schon als Zeitungsausträger gearbeitet hat. Ihm gefällt der wertschätzende Umgang in der Behindertenhilfe. Man werde „ganz anders“ angeguckt.

Seinen ersten Einsatz in einer Behinderteneinrichtung machte er als Jugendlicher. Er musste Sozialstunden wegen wiederholten Ladendiebstahls absolvieren. Er hatte Alkohol gestohlen. Er habe schon als 14-Jähriger getrunken. Seine Freunde seien alle älter gewesen, sie gingen zusammen auf Techno-Partys. Als er 16 Jahre alt war, nahm er das erste Mal Amphetamine. Es gab Wochenenden, an denen er drei Tage lang nicht schlief.

Zuerst alkoholabhängig, dann süchtig nach Amphetaminen

Alkohol trinkt er seit 15 Jahren nicht mehr. Doch die Amphetaminsucht habe ihn nach dem Alkoholentzug erst so richtig gepackt. Die bunten, aufputschenden Pillen waren bis vor zweieinhalb Jahren seine Begleiter. Mit den Folgen seiner Sucht kämpft er weiterhin. Er hat Bluthochdruck und sein Schlafrhythmus ist gestört. Er sei nachts hellwach, dafür schlafe er am Nachmittag bis in den Abend hinein.

Auch seine Zähne sind infolge des Suchtmittelkonsums stark in Mitleidenschaft gezogen. Wer Amphetamine nehme, knirsche extrem, erklärt er. Bei ihm ist wegen des Kiefermalmens eine Zahnsanierung erforderlich. Weil sich Herr P. den Eigenanteil nicht leisten kann, hat sich das Hans-Sachs-Haus mit der Bitte um eine Spende an die Aktion Weihnachten gewandt.

So können Sie spenden

Konten
Sie wollen die Benefizaktion unterstützen? Die Aktion Weihnachten freut sich über jede Spende. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, IBAN DE04 6005 0101 0002 3423 40, oder Schwäbische Bank, IBAN DE85 6002 0100 0000 0063 00. Wenn Ihr Name als Spender in der gedruckten Zeitung veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Sachspenden können wir aus logistischen Gründen leider nicht annehmen. Alle Artikel zur laufenden Benefizaktion lesen Sie hier und in diesem Artikel, wie die Aktion Weihnachten arbeitet und was sie in diesem Jahr besonders fördert.

Briefmarke
Eine Sonderbriefmarke kommt in diesem Jahr der Aktion Weihnachten zugute. Die Briefmarke zeigt einen Engel aus dem Kreativatelier des bhz, einer Stuttgarter Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Mit den Briefmarken lassen sich Sendungen bis 20 Gramm (Brief national/Standardbrief) verschicken. Sie sind als 10er-Bogen im Onlineshop der BW-Post erhältlich. Bezogen werden können die Briefmarken hier.

 

Spendenkonten

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