Die Schüsse auf den FDP-Kreisrat Georg Gallus vor eineinhalb Jahren geben nach wie vor Rätsel auf. Jetzt war der Fall in einer denkwürdigen Ausgabe der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY . . . ungelöst“ zu sehen – mit interessanten Details.
Es ist eine gespenstische Tat, für den Betroffenen bis heute mit großer Verunsicherung verbunden. Am frühen Morgen des 19. März 2023 feuert ein nach wie vor unbekannter Täter mit einer Schusswaffe von außen durch ein Fenster eines abgelegenen Bauernhofs bei Hattenhofen (Landkreis Göppingen). Vier Kugeln treffen den zu dieser Zeit um 4 Uhr morgens auf dem Sofa schlafenden Landwirt und FDP-Kreisrat Georg Gallus. Der Politiker wird bei dem Anschlag schwer verletzt und muss in einer Notoperation gerettet werden.
Die Polizei ermittelt wegen versuchten Mordes – bisher vergeblich. Weder auf mögliche Täter noch ein denkbares Motiv gibt es Hinweise, die weiterführen. Die Staatsanwaltschaft in Ulm stellt die offiziellen Ermittlungen schließlich im April 2024 ein. Doch das bedeutet nicht, dass man nicht weiterhin jede noch so kleine Chance nutzen will, um neue Spuren zu finden.
Am Mittwochabend ist der Fall in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY . . . ungelöst“ ausgestrahlt worden. Der heute 67-jährige Gallus selbst und auch der echte Tatort haben dabei keine Rolle gespielt, die Szenen wurden nachgestellt. Zu sehen waren in dem gut eine Viertelstunde langen Beitrag Schafe, Natur, ein Familienidyll – und die nächtlichen Schüsse, die alles ändern. Gallus wurde im Filmeinspieler „Peter Lambert“ genannt, die Macher zeichneten auch den wahrscheinlichen Fluchtweg des Täters oder der Täter durch ein kleines Wäldchen nahe am Haus nach.
Zu Gast in der Sendung war die Ulmer Kriminalhauptkommissarin Marina Grimm. Sie berichtete von den folgenden Schutzmaßnahmen und Umbauten auf dem Hof. Aus Sicht der Ermittler liege das Motiv für die Tat möglicherweise im persönlichen Umfeld. Genannt wurden die Vermietung von Räumen auf dem Hof für Veranstaltungen, aber auch ehemalige Mitarbeiter.
Hinweise erhoffen sich die Ermittler offenbar vor allem in Bezug auf die verwendete Waffe und die Munition. Der Täter hat eine umgebaute Schreckschusswaffe verwendet. „Die Munition hat gar nicht dazu gepasst. Ein Profi wäre wohl anders vorgegangen“, so die Kriminalhauptkommissarin. Die Munition stammt von einem türkischen Hersteller. Sie ist in Deutschland bisher nur bei einer einzigen weiteren Tat aufgetaucht, die mit der in Hattenhofen mutmaßlich aber nichts zu tun hat.
Man wolle mit der Sendung aber auch „Menschen aus dem Opfer-Umfeld ansprechen“, so die Ermittlerin. Man gehe davon aus, dass sich der Täter nach dem Vorfall, eben weil er wohl kein Profi ist, möglicherweise verändert habe. Das könnte jemandem aufgefallen sein. Hinweise könnten sich auch in finanzieller Hinsicht lohnen: Von „privater Seite“, also wohl von Gallus selbst, sei eine Belohnung in Höhe von 10 000 Euro ausgesetzt.
Sendung wird abgebrochen
Zur üblichen Zwischenbilanz, was erste Anrufe von Zuschauerinnen und Zuschauern betrifft, ist es am Mittwochabend allerdings nicht gekommen. Denn die Sendung wurde nach einer Stunde abgebrochen. Statt Reaktionen auf die Fälle gab es die Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz zum Zerbrechen der Ampelkoalition. In der ZDF-Mediathek war die Sendung erst noch zu sehen, am Donnerstagmorgen dann jedoch entfernt. Auf der Internetseite gibt es aber Informationen zum Beitrag.
Am Donnerstagmorgen allerdings konnten Polizei und Staatsanwaltschaft in Ulm etwas zu den Folgen der denkwürdigen Sendung an einem außergewöhnlichen Tag sagen. Bisher seien nach der Ausstrahlung sechs Hinweise eingegangen, die nun geprüft würden. Man erhoffe sich nun weitere Rückmeldungen. Sachdienliche Hinweise nehme die Polizei weiterhin unter der Rufnummer 07 31 / 18 80 entgegen.