Beate Meyer-Friesch streichelt das seidige Gefieder von Malaienkauz Momo. Foto: Gottfried Stoppel

Beate Meyer-Friesch aus Murrhardt-Kirchenkirnberg ist seit zehn Jahren Falknerin. Ihre Begeisterung für Wüstenbussard, Schleiereule und Steinadler möchte sie mit anderen teilen. Deswegen bietet sie Zeit mit ihren Vögeln an.

Murrhardt - Auf den ersten Blick könnte man meinen, Beate Meyer-Friesch habe ein Faible für Vogelstatuen. Aber beim genaueren Hinsehen zeigt sich schnell: Im Garten sind keine Dekoartikel verteilt, es handelt sich tatsächlich um ziemlich lebendiges Federvieh.

Auf einem Ast zwischen den Bäumen thront ein König der Lüfte: Ketan, der Steinadler. Einige Meter weiter sitzen Schleiereule Ena, die am liebsten schmust, und Momo, der Malaienkauz. Den Wüstenbussard Shadow hält es beim Anblick der Falknerin kaum auf seinem Pfosten – er hat offensichtlich Hunger. Zur bunten Vogelschar gehören dann noch Wüstenbussard Freya und – der jüngste in der Runde – Turmfalke Anton.

Die Falknerei ist ein aufwendiges Hobby

Er würde am liebsten losfliegen, aber da ist Beate Meyer-Friesch ein wenig vorsichtig geworden: Seine Schwester Pünktchen ist erst vor kurzem Opfer eines Habichts geworden. „Mir hat mal ein Kollege gesagt, ich soll mein Herz nicht an die Vögel hängen, weil man sie schnell verlieren kann“, sagt Beate Meyer-Friesch. Aber leicht fällt das der Falknerin aus Murrhardt-Kirchenkirnberg nicht. Dazu ist die Begeisterung einfach zu groß. Und das muss auch so sein, sonst würde sie die Falknerei sicherlich nicht als Hobby betreiben.

Die Haltung der Greifvögel ist aufwendig – das fing schon damit an, dass Beate Meyer-Friesch erst einmal einen Jagdschein erwerben musste, um dann den Falknerschein machen zu können. Ihr gesamtes Wissen über den praktischen Umgang mit den Tieren hat sie allerdings von Falkner Wolfgang Weller, der durch seine Flugschauen auf der Burg Hohenneuffen bekannt ist. „Er war damals bei meinem Sohn im Kindergarten zu Besuch. Die Vorführung hat mich so fasziniert, dass ich das unbedingt auch machen wollte“, erzählt Beate Meyer-Friesch. Das ist gut zehn Jahre her, inzwischen sind auch ihr Mann und der älteste Sohn der Falknerei verfallen. Ihr gefalle es, mit einem Wesen zu tun zu haben, an das man sonst nicht rankomme. „Ein wilder Greifvogel wird nie zu einem kommen“, sagt sie. Um so einzigartiger ist für sie der Kontakt mit den Vögeln. „Sie strahlen etwas besonderes aus. Ich finde, man wird ruhiger. Vielleicht weil sie mehr bei sich sind“, beschreibt sie ihre Erfahrung.

Entspannt auf der Faust sitzen

Wolfgang Weller gab ihr damals schnell einen ersten Turmfalken zum so genannten Abtragen – dabei lernt der Vogel, auf der Faust des Menschen zu sitzen. „Der Vogel soll merken, dass ihm nichts passiert und er sich entspannen kann“, erläutert Beate Meyer-Friesch, die ihre Vögel wenn möglich jeden Tag auf dem Lederhandschuh trägt. „Man muss dran bleiben und die Tiere auch beschäftigen.“

Sobald das Vertrauen da ist, kann man die Tiere fliegen lassen, trainiert wird mit Federspiel oder Beuteattrappe. „Das klappt meistens schon nach einer Woche oder 14 Tagen.“ Ob ein Greifvogel fliegt oder nicht, hat vor allem damit zu tun, ob er genug Hunger hat. „Wenn Vögel satt sind, dann bleiben sie sitzen – das ist in der Natur genauso“, erläutert Beate Meyer-Friesch. Turmfalke Anton hat an diesem Nachmittag offensichtlich Appetit: Er fliegt munter zwischen ihr und Sohn Elias hin und her – und landet sogar auf dem Kopf von Beate Meyer-Friesch. Er bekommt kleine Stückchen eines Kükens, genauso wie wenig später Wüstenbussard Shadow.

Beim Gassi gehen fliegt meist ein Vogel mit

Die Fütterungen muss Beate Meyer-Friesch gut takten – wenn sie ihre Tiere bei Flugschauen zeigen möchte, sollten sie nämlich Hunger haben. Und je kälter die Witterung, desto wohler fühlen sich die Vögel.

Fliegen dürfen diese nicht nur bei Vorführungen. Wenn Beate Meyer-Friesch mit ihrer Hündin Gassi geht, nimmt sie meist einen der Vögel mit. Dafür musste sie sich das Okay der Jagdpächter holen. „Ich habe eine Waffe auf der Faust. Deswegen darf ich nicht einfach in ein fremdes Revier“, erklärt sie. Zwar ist noch nie etwas passiert, aber dabei soll es auch bleiben. Steinadler Ketan lässt Beate Meyer-Friesch deswegen nur auf der Gassirunde fliegen, wenn jemand zweites dabei ist. „Er ist ein lieber Adler. Aber wenn er Hunger hat, will er einfach fressen – und im Zweifel auch einen Dackel.“

Schon seit vielen Jahren ist Beate Meyer-Friesch mit ihren Tieren Bestandteil der Vogelschau auf der Burg Hohenneuffen, seit etwa einem Jahr bietet sie zudem Kontakt mit ihren Vögeln an. „Ich finde es toll, wenn ich anderen, vor allem Kindern, den Zugang zu Greifvögeln ermöglichen kann.“

Falknereien in der Region

Hohenneuffen: Auf der Burg Hohenneuffen gibt es sonntags Greifvogelschauen mit Falkner Wolfgang Weller. Am Sonntag, 26.November, findet – wenn das Wetter mitspielt – um 14 Uhr die letzte Vorführung für dieses Jahr statt.

Wildpark-Tripsdrill: Im Sommer täglich und im Winter am Wochenende zeigen die Greifvögel des Wildparks Tripsdrill jeweils um 11.30 Uhr und 15.30 Uhr ihr Können. Zudem beantwortetder Falkner Fragen rund um Adler und Co.

Stauferfalknerei: Die Flugschauen der Stauferfalknerei finden im Winter nicht statt. Aber es werden Schnupperkurse für Erwachsene sowie spezielle Kinder- und Adlerkurse angeboten, in denen der direkte Kontakt mit den Tieren möglich ist.

Garuda-Falknerei: Falknertage, Flugschauen aber auch einen Kindergeburtstag in der Falknerei bietet die Garuda Falknerei in Weil im Schönbuch an. Zudem wird eine Greifvogelauffangstation für verletzte Tiere betrieben.