Drei der Küken sind männlich, eines weiblich. Foto: Michael Eick

Das Falkenteam des Fellbacher Naturschutzbunds hat die Wanderfalken auf dem Schwabenlandtower SLT 107 Ringe angelegt. Wie es dem vierfachen Nachwuchs der Greifvögel geht, lesen sie hier.

Fellbach - Wer es sich am 1. Mai vor dem Computer gemütlich machen wollte, um die Liveübertragung aus der Nestbox auf dem Fellbacher Schwabenlandtower zu verfolgen, hat vielleicht nicht schlecht gestaunt. Denn statt den vier weißen Federkugeln gähnte Leere im Nistkasten. Ab und zu waren stattdessen Hände, ein Storchen-Logo und maskierte Menschen im Bild zu sehen: das Falken-Team des Naturschutzbundes (Nabu) Fellbach. Die Gruppe um Friedemann Tewald, Heike Dougall und Herbert Kugel hat den Termin für die Beringung der Falkenküken bewusst auf das vergangene Wochenende gelegt. Inzwischen sind die kleinen Wanderfalken nämlich gut drei Wochen alt, sie werden zunehmend unternehmungslustig.

Wenn die Küken in schwindelerregender Höhe außerhalb des Kastens herumturnen und sich für die Beringung nicht mehr einfangen lassen würden, wäre die Aktion für alle Beteiligten viel zu gefährlich. Einfacher und schonender ist es daher, die Falkenbabys einfach aus der Nestbox zu nehmen.

Anfang April hatten wir das Falkenteam des Nabu für ein Video besucht:

Vier junge Wanderfalken haben dieses Jahr auf dem Dach des SLT 107 das Licht der Welt erblickt und können hier gleich ein wenig Höhenluft schnuppern. Alle sind wohlauf und fast aufs Gramm genau in derselben „Gewichtsklasse“, drei männliche Küken mit je 590 Gramm und eine etwa 100 Gramm schwerere Schwester.

Jeder der Jungvögel hat nun am rechten Fuß einen goldenen Nummernring der Vogelwarte Radolfzell und links einen speziellen Kennring, der aus der Ferne oder an einer Webcam ablesbar ist. Richtig angelegt stellen sie keinerlei Beeinträchtigung für die Vögel dar. Jürgen Becht, Urgestein der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz (AGW) im Nabu, hat die Ringe wieder in bewährter Weise und ganz behutsam um die Füße der Falken gelegt. „Die Vogelwartenringe können wertvolle Informationen über einen Teil der Lebensgeschichte eines Falken liefern“, sagt er. So konnte über die Ringe nachvollzogen werden, dass in Fellbach seit 2007 ein Wanderfalkenweibchen, das aus München stammte, gebrütet hat.

Das Falkenmännchen kommt aus Stuttgart-Wangen

Der Herkunft der aktuellen Falkendame Perenelle, die unberingt ist, wird dagegen ein Geheimnis bleiben. Bei ihrem Gatten Falco scheint das Rätsel jedoch inzwischen gelöst. „Seine beiden Ringe waren trotz bester Bilder kaum zu entziffern, weil sie schon sehr abgenutzt sind“, erzählt Friedemann Tewald, der für die Kamera- und Übertragungstechnik beim Nabu Fellbach zuständig ist. „Aber mithilfe mehrerer Aufnahmen und etwas detektivischer Recherche haben wir schließlich einen Treffer erzielt: Falco ist 2015 in Stuttgart-Wangen aus dem Ei geschlüpft.“ Der stolze Falkenvater stammt also quasi aus der Nachbarschaft.

Der Wanderfalken-Beobachter Herbert Kugel war nicht nur bei der Montage des Nistkastens dabei, sondern hat auch den Schlupf der Küken mitverfolgt und mitgefiebert, bis alle vier aus dem Ei gekrochen waren. „Da gab es ein kleines Halleluja“, verrät er. Nabu-Mann Kugel hat das Geschehen auf dem Tower täglich ganz genau im Blick – sowohl mit seinem Fernglas als auch per Webcam. „Das können übrigens alle anderen Interessierten und Falken-Fans auch von zu Hause aus“, erklärt er. Denn das Fellbacher Falken-Team hat eine Liveschaltung zu den Geschehnissen auf dem Dach des Schwabenlandtowers eingerichtet. Aktuelle Bilder der Webcams, einen Zusammenschnitt der Beringung und aktuelle Informationen findet man im Internet unter der Seite www.falcommunity.de.