Gerüchte über das Coronavirus verbreiten sich ähnlich schnell wie der Erreger selbst. Was an ihnen anders ist als an den bislang kursierenden Fake News und warum Menschen diese modernen Stadtsagen so gerne erzählen, erklärt der Kulturwissenschaftler Gunther Hirschfelder.
Stuttgart/Regensburg - Ob man eine Chlorlösung trinken oder eine halbe Zwiebel neben das Bett legen soll – derzeit grassieren allerlei kuriose und absurde Gerüchte, wie man sich gegen das Coronavirus schützen kann. Im Gegensatz zu den großen Verschwörungstheorien wie etwa der Geschichte, dass das Virus in einem Labor im chinesischen Wuhan gezüchtet und dann freigesetzt wurde, sind es inzwischen die kleinen Alltagsgerüchte und -lügen, die in sozialen Netzwerken und im Bekanntenkreis die Runde machen. Das Phänomen der modernen Sagen zeigt sich hier, ein Forschungsgebiet von Kulturwissenschaftlern und Volkskundlern. Man nennt sie auch Urban Legends oder Großstadtlegenden, das sind Wandersagen, die von Mund zu Mund – oder heutzutage via soziale Medien – verbreitet werden. Was es damit auf sich hat und warum die Menschen sie sich gerade jetzt erzählen, erklärt der Professor für Kulturwissenschaften an der Uni Regensburg, Gunther Hirschfelder.