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Eine interne Untersuchung von RTL hat ergeben: Ein im Juni entlassener Reporter hat umfangreicher getrickst als bislang bekannt. Nun werden die Kontrollen verschärft.red/dpa

Köln - Erfundene Schicksale, verfälschte Selbst-Experimente, Schummel mit Archivbildern: Wegen Manipulationsvorwürfen hatte sich der Privatsender RTL im Juni von einem Reporter getrennt - inzwischen zeichnet sich das ganze Ausmaß der Affäre ab. Nach neuen Erkenntnissen hat der Ex-Mitarbeiter von RTL Nord deutlich häufiger getäuscht als zunächst bekannt. Ein Team von sechs Leuten hatte laut einer Mitteilung des Senders alle 104 Reportagen des früheren Mitarbeiters gesichtet. Hatten zunächst sieben manipulierte Beiträge in Rede gestanden, hat das Team inzwischen 14 weitere Manipulationsfälle aufgedeckt. Darüber hinaus gebe es weitere Verdachtsmomente, hieß es.

Lügen und Verdrehungen

Bei den nun nachgewiesenen Manipulationen seien drei wiederkehrende Muster erkennbar: „Zum einen täuschte der Reporter bei Selbstversuchen mehrmals die angebliche Dauer seiner Experimente vor. Zum anderen hat der Reporter mehrfach Menschen dazu überredet, Dinge zu behaupten, die ihnen niemals widerfahren sind oder Geschichten nachzuerzählen, die ihm Protagonisten, die nicht gefilmt werden wollten, berichtet hatten. Dabei wurde zumeist verdeckt gedreht. Der Reporter gab gegenüber den Protagonisten vor, Szenen nur nachzustellen, band sie dann aber in seine Beiträge als ,echte’, verfremdete Szenen ein. Darüber hinaus nutzte der Reporter häufig Archivbilder, um seine Thesen zu untermauern und seine Beiträge stärker zu machen. Doch anstatt dies kenntlich zu machen, suggerierte er mehrmals, dass er die Bilder frisch gedreht habe.“

RTL-Chefredakteur Michael Wulf reagierte bestürzt: „Wir sind erschrocken, dass trotz unserer umfangreichen Kontrollmechanismen ein Mitarbeiter über Jahre hinweg vorsätzlich täuschen und manipulieren konnte. Aus diesem Grund haben wir gemeinsam mit dem Qualitätsmanagement unsere Abnahmeverfahren deutlich ausgebaut und werden zusätzlich Beiträge von unseren Reportern stichprobenartig kontrollieren.“