Foto: Archiv Rüdiger Ott

Vor zwei Jahren hat Degerloch als erste Stuttgarter Stadtbezirk das Fairtrade-Siegel verliehen bekommen. Seither hatdie Steuerungsgruppeviel zu tun.

Degerloch - Das Fairtrade-Siegel zu bekommen, ist nicht schwer, so der Standpunkt von Horst-Henning Grotheer. „Das hat reibungslos geklappt“, sagte der Vorsitzende des Vereins „Degerloch fair“ am Dienstagabend in der Sitzung des Bezirksbeirats. Denn die Organisation Transfair habe klare Kriterien, die man nur abarbeiten müsse. Vor zwei Jahren hat Degerloch als erster Stuttgarter Stadtbezirk das Siegel für den fairen Handel erhalten. Die eigentliche Arbeit beginne erst danach, „denn dann muss man sich selbst neue Ziele suchen“, sagte er. Auch das sei der Steuerungsgruppe inzwischen gelungen.

Die Gruppe, der außer „Degerloch fair“ auch die Bezirksverwaltung und der Gewerbe- und Handelsverein angehören, hat sich auf das Thema Werbung gestürzt. „Wir müssen das Bewusstsein der Menschen sensibilisieren“, sagte Grotheer. Derzeit können die Kunden in acht Geschäften fair gehandelte Produkte erwerben. Zudem gibt es in zwei Gastronomiebetrieben und bei einigen Einrichtungen wie etwa dem Frauenkreis oder bei den Kirchen fair gehandelten Kaffee.

Manche Aktion funktioniert, manche weniger

Den Verbrauchern sei das kaum bewusst, sagte Grotheer. Deshalb werden regelmäßig Aktionen organisiert. „In der Stadtteilbibliothek wurde zum Beispiel fair gehandelte Kunst ausgestellt“, erzählte der Vereinsvorsitzende. Es gab eine Vortragsreihe und während des Maimarkts wurden alle fair gehandelten Produkte ausgestellt, die man im Bezirk kaufen kann. Manches hat laut Grotheer gut funktioniert, anderes nicht. „Daraus haben wir gelernt, dass wir etwas Spektakuläres erfinden müssen, um Aufmerksamkeit zu erregen.“

So kam es zum Beispiel zur Zusammenarbeit zwischen der Freien Aktiven Schule und dem einstigen Intendanten des Theaters Rampe, Stephan Bruckmeier. „Gemeinsam mit Bruckmeiers Hope Theatre in Nairobi bereiten die Schüler ein Theaterstück über fairen Umgang vor“, erzählte Grotheer. Dieses wird von 11. bis 14. April auf der Messe „Fair Handeln“, am 16. April im Theater Rampe und beim Jubiläumsfest der Schule am 4. Mai aufgeführt. Außer dieser und weiteren Aktionen vernetze man sich auch intensiv mit den Steuerungsgruppen der anderen elf Fairtrade-Bezirke und der Verwaltung. „Ich denke, bis Herbst ist Stuttgart Fairtrade-Stadt“, sagte Grotheer.

Die Bezirksbeiräte lobten durch die Bank und alle Fraktionen das Engagement der Degerlocher Steuerungsgruppe. Thilo Roßberg von der FDP brachte den Gedanken ein, dass man die großen Unternehmen wie Bosch oder Daimler dazu bringen müsse, in den Firmen nur noch fair gehandelten Kaffee anzubieten. Der Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold gefiel die Idee: „Leider haben die Unternehmen keine Standorte in Degerloch. Aber vielleicht gehen wir im Gewerbegebiet Tränke mit diesem Anliegen Klinken putzen.“