Fair geht vor: Türkspor Mosbach wurde mit dem wichtigsten Fairplay-Preis des deutschen Sports ausgezeichnet. Foto: Bongarts

Der Fußball-Kreisligist Türkspor Mosbach erhält am Freitag den Fairplay-Preis des deutschen Sports. Das hat Folgen: in der Türkei hat die Auszeichnung für den Club für einen medialen Wirbel gesorgt.

Mosbach - Der Fußballverein Türkspor Mosbach aus dem Neckar-Odenwald-Kreis spielt in der Kreisliga. Bis vor Kurzem hatte der Club in der Türkei einen ähnlichen Bekanntheitsgrad wie in Deutschland: praktisch keinen.

Nun aber ist der kleine Verein in der Türkei zu einer großen Nummer geworden. In der auflagenstarken „Hürriyet“ und in vielen anderen Blättern erschienen Berichte, er war ein Thema im Fernsehen, nächste Woche will ein türkischer Nachrichtensender den Kreisligisten sogar besuchen. Der Segen der guten Tat. „Alles ist eskaliert“, sagt der Vorsitzende Cengiz Celik schmunzelnd: „Über die türkische Nationalmannschaft gibt es nichts Positives zu berichten, in der Liga gibt es viele Skandale – da kamen wir gerade recht, hat mir ein Reporter gesagt.“ Wir – das ist ein deutscher Verein mit türkischen Wurzeln, der am Freitag für sein vorbildliches Verhalten geehrt wird.

Türkspor Mosbach hat in der vergangenen Saison auf drei Punkte am grünen Tisch verzichtet, als der VfB Breitenbronn nicht antreten konnte und tags zuvor absagte, weil acht Spieler krank waren. Laut Regularien wäre das Spiel 3:0 für Mosbach gewertet worden, doch die Vereinsführung suchte stattdessen mit dem Gegner freiwillig einen neuen Termin für die Partie. Diese fand dann im März statt. Bis zur 83. Minute führte der Aufstiegsfavorit Mosbach, am Ende verlor das Team noch 1:2. Am Saisonende fehlten drei Punkte zur Meisterschaft, zum Aufstieg. „Wir wollten die Punkte nicht so bekommen“, sagt Celik: „Eine Meisterschaft ist nicht alles. Es geht im Sport darum, ehrlich und fair zu sein.“

„Ein Leuchtturm auf dem Gebiet des Fairplay

Am Freitag wird der Verein in Dresden am Vorabend der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes für dieses Verhalten mit dem Fairplay-Preis des deutschen Sports (Logo rechts) ausgezeichnet, einer Aktion des Bundesinnenministeriums, des DOSB und des Verbandes Deutscher Sportjournalisten (VDS). Es ist der wichtigste Fairplay-Preis des Sports. „Türkspor Mosbach ist ein Leuchtturm auf dem Gebiet des Fairplay. Das faire Verhalten strahlt in den Sport und in die Gesellschaft“, sagt der DOSB-Präsident Alfons Hörmann.

Türkspor Mosbach ist auch insofern ein würdiger Preisträger, weil das ausgezeichnete Verhalten kein Zufall ist. „Sozial, fair, engagiert“ ist das Motto des Clubs, der als türkischer Verein gegründet wurde und dies auch in Namen und Logo dokumentiert. Heute ist er aber längst ein „Multikulticlub“ mit Spielern aus der Türkei, Russland, Deutschland und aus vielen anderen Ländern. „Wir wollen uns nicht abkapseln, sondern offen sein“, sagt Celik. Er ist seit 2011 im Amt – und die neue Vereinsführung hat seitdem bewusst auf Disziplin, Respekt und Fairplay gesetzt.

Der Verein setzt auf Disziplin und faires Verhalten

Ausländervereine haben einen schlechten Ruf im Amateurfußball, bei Türkspor Mosbach kennen sie das Thema, weshalb sie sich anders darstellen wollten. „Mich interessiert dieses ganze Gerede von südländischem Temperament bei Roten Karten oder anderem Fehlverhalten nicht“, hat der Bankkaufmann Celik bei seinem Einstand sinngemäß gesagt: „Disziplin und Fairplay ist das A und O.“ Wer sich nicht dem eigenen Leitbild gemäß verhält, wird intern gesperrt, beim dritten Vorfall trennt man sich. Fair geht vor Erfolg. „Wir müssen Vorbilder für unsere Kinder sein.“

Preisträger
Neben dem Verein Türkspor Mosbach erhält Martin Rietsch am Freitag den Sonderpreis des deutschen Sports. Der Rapper aus Bad Münder (Niedersachsen) wird für sein Engagement gegen Rassismus, Gewalt und Drogen und seine Arbeit mit Kindern ausgezeichnet. Der Sohn eines Nigerianers und einer Deutschen ist seit 2000 mit seiner Kampagne „Against racism – for a better tomorrow“ an Schulen und Jugendeinrichtungen unterwegs.