Feinstaubalarm in Stuttgart bedeutet von Januar an: Ältere Dieselfahrzeuge müssen stehen bleiben. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Aufregung über die geplanten Fahrverbote in Stuttgart ist groß. Viele Branchen machen sich Sorgen um ihre Zukunft. Jetzt sollen sie dem Verkehrsministerium melden, für wie viele Fahrzeuge sie Ausnahmegenehmigungen brauchen.

Stuttgart. - Seit das Verkehrsministerium Fahrverbote für Stuttgart angekündigt hat, reißt die Kritik nicht ab. Dass von Januar an Dieselfahrzeuge unter der Abgasnorm Euro 6 an Tagen mit Feinstaubalarm nicht mehr auf die Straße dürfen, regt nicht nur Privatleute auf. Viele Branchen fürchten um ihre Zukunft. Dazu gehören Handwerker, Dienstleister, Taxiunternehmen, Busfirmen oder Fahrschulen. Jetzt ist ein Gespräch im Ministerium angesetzt, in dem Vertreter verschiedener betroffener Branchen und Verbände gehört werden sollen. Sie sind zu einem Treffen am 6. April eingeladen worden.

In dem Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt, heißt es, das Treffen solle dazu dienen, „die berechtigten Interessen der Betroffenen angemessen berücksichtigen zu können“. Bemerkenswert: Die Angeschriebenen sollen mitteilen, ob und in welchem Umfang sie für ihre Branchen Sonderregelungen brauchen. „Sollten Sie bestimmte Ausnahmen zu den Verkehrsbeschränkungen für notwendig erachten, bitten wir Sie, uns vorab die Anzahl der betreffenden Fahrzeuge sowie weitere Informationen zum betroffenen Flottenbestand zu melden“, steht in dem Brief. Welche Ausnahmeregelungen es geben wird, ist noch offen.

Allein 90 Prozent der Taxis betroffen

Was Ministerialdirektor Uwe Lahl von den Betroffenen zu hören bekommen wird, dürfte keine Begeisterung auslösen. So teilt das Taxigewerbe mit, dass fast 90 Prozent der Fahrzeuge, über 600 Autos, Ausnahmegenehmigungen bräuchten. „Bei uns wäre der Löwenanteil betroffen, etwa 75 bis 80 Prozent“ schätzt Gerd Kistenfeger von der Handwerkskammer Region Stuttgart. Elektrofahrzeuge seien besonders bei Transportern keine Alternative, Neuanschaffungen in großem Stil für viele Betriebe „nicht darstellbar“.

Ähnliche Aussagen kommen von der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart. „Genaue Zahlen werden wir kaum nennen können, wir wollen aber die Position der Wirtschaft einbringen und den Blick dafür schärfen, welche Berufsgruppen betroffen sein würden“, sagt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Bernd Engelhardt. Dabei müsse man nicht nur Stuttgart selbst, sondern auch Gewerbetreibende im Umland sehen. Zudem könne sich der Blick nicht nur auf Berufe beschränken, die selbst fahren müssten, sondern auch solche, deren Kunden keine andere Wahl hätten, als mit dem Auto zu kommen. Für Gesprächsstoff dürfte am 6. April also reichlich gesorgt sein.