Die Zugfahrt von Bahnhof zu Bahnhof ist im neuen Landestarif abgedeckt, aber er enthält auch die Nutzung des örtlichen Nahverkehrs am Startort und am Zielort. Foto: dpa

In Baden-Württemberg wird es von Dezember 2018 an für Fahrten über Verbundgrenzen einen Landestarif geben. Dafür wird eine eigene Gesellschaft gegründet, an der auch der Verband Region Stuttgart beteiligt ist.

Stuttgart - Die zersplitterte Nahverkehrslandschaft im Südwesten mit 22 Verbünden soll für Fahrgäste einfacher nutzbar werden. Von Dezember 2018 an wird ein neuer Landestarif für Fahrten über Verbundgrenzen im Nahverkehr eingeführt, der den bisherigen Tarif der Deutschen Bahn ablöst. Zunächst gibt es dieses Ticket nur als Einzelfahrschein, es beinhaltet nicht allein die Fahrt mit dem Zug von Bahnhof zu Bahnhof, sondern auch die Nutzung von Bussen und Bahnen am Zielort. Bis Ende 2021 soll es den Landestarif für alle Fahrkartenarten geben, zusätzlich kann auch am Startort der örtliche Nahverkehr genutzt werden – also beispielsweise an einer Stadtbahnhaltestelle in Stuttgart ein Ticket gelöst werden für die Fahrt bis zu einer Station im Nahverkehr in Karlsruhe.

Regionaler Verkehrsausschuss begrüßt Angebot

Mitte März beschloss das Kabinett die Gründung einer Baden-Württemberg Tarif GmbH, die das neue Angebot aufbauen soll. In dieser GmbH sind das Land und der Verband Region Stuttgart als sogenannte Aufgabenträger vertreten und zudem die Verkehrsunternehmen, deren Busse und Bahnen über Verbundgrenzen hinweg fahren. Das sind etwa die DB Regio, aber auch Go Ahead und Abellio, die die Stuttgarter Netze im Schienenpersonennahverkehr künftig betreiben. Die Verbünde, auch der VVS, sind in der Tarif GmbH nicht Gesellschafter, sondern über einen Kooperationsvertrag eingebunden.

Im regionalen Verkehrsausschuss wurden die Einführung des Landestickets und die Beteiligung der Region als Gesellschafter von allen Fraktionen begrüßt. Allerdings stieß der Plan des Landes, dass die Verkehrsunternehmen 51 Prozent und die vom Land und der Region vertretene öffentliche Hand 49 Prozent der Anteile halten sollten, auf Kritik, zumal die Höhe des Landestarifs allein von den Verkehrsunternehmen bestimmt werden soll. Sprecher der CDU- und der SPD-Fraktion forderten, dass es zumindest eine 50:50-Regelung geben müsse, die Linke forderte sogar eine Mehrheit für die öffentliche Hand. „Die Tarifgestaltung ist eine öffentliche Aufgabe, sie darf nicht den Verkehrsunternehmen überlassen werden“, sagte Linken-Regionalrat Wolfgang Hoepfner.

Die Region will in den Verhandlungen mit dem Land auf einen größeren Einfluss dringen, wenngleich der regionale Verkehrsdirektor Jürgen Wurmthaler betonte, dass das Land „über die Möglichkeit der Stimmbindung erheblichen Einfluss auf das Abstimmungsverhalten der Verkehrsunternehmen“ habe. Die Region habe dies aufgrund ihrer Verträge mit DB Regio aber nicht. Befürchtungen der Regionalräte, dass der Landestarif die VVS-Ticketpreise erhöhen könnte, wies Wurmthaler zurück. Für Fahrten innerhalb der Verbünde würden ohnehin weiterhin die jeweiligen Tarife gelten. „Der VVS-Tarif wird durch den Landestarif nicht belastet“, sagte er. Alles, was an Aufwand bei der Baden-Württemberg Tarif GmbH entstehe, werde über den Landestarif finanziert. „Wir werden dem Konstrukt nur zustimmen, wenn der Verband und die VVS-Fahrgäste dafür nicht zur Kasse gebeten werden“, betonte Frank Buß, Regionalrat der Freien Wähler.

Keine Auswirkungen auf VVS-Tarif