Über Nacht mit dem Zug nach Venedig: Das geht seit dem Wochenende wieder ab dem Stuttgarter Hauptbahnhof. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Seit vergangenem Sonntag gibt es wieder Angebote im Nachtzugverkehr ab Stuttgart zu verschiedenen Zielen im europäischen Ausland. Wir klären die wichtigsten Fragen – auch woher die Vergleiche mit dem Orientexpress kommen.

Die Nachtzüge sind nach langer Pause in Stuttgart zurück. Mehrere Jahre hat diese Art von Zügen einen Bogen um die Landeshauptstadt gemacht. Seit Sonntagabend gibt es wieder Verbindungen in mehrere Städte im europäischen Ausland. Wir klären die wichtigsten Fragen.

Wie kann ich einen Platz in den Zügen buchen?

Karten gibt es in den Reisezentren der DB – etwa jenes am Stuttgarter Hauptbahnhof - und den Agenturen der DB zu kaufen. Natürlich können die Tickets auch online oder in der App der Deutschen Bahn gekauft werden. Betreiber der Züge sind die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), sodass Fahrkarten auch über deren Vertriebswege bezogen werden können. Bei grenzüberschreitenden Zügen kann sich die Suche bei einer ausländischen Bahn lohnen, weil die Karten, die den verschiedenen beteiligten Bahnunternehmen zur Verfügung stehen, kontingentierte sind.

Was kosten die Plätze?

Die Kosten für die Reise hängen von Buchungszeitpunkt und von der gewählten Art des Platzes ab. Die Züge bieten sowohl Sitzplätze, wie auch Reisemöglichkeiten in Liege- und komfortableren Schlafwagenabteilen an. Wer die Nacht im Sitzen verbringt, kann auf Karten ab 49,90 Euro hoffen, Plätze im Liegewagen (79,90 Euro) und Schlafwagen (99,90 Euro) sind teurer.

Wie sieht der Fahrplan aus?

Der Zug verlässt Stuttgart um 20.29 Uhr. In Baden-Württemberg kann noch um 21.13 Uhr in Göppingen und um 21.35 Uhr in Ulm zugestiegen werden. Um 8.34 Uhr steigen die Reisenden – vorausgesetzt der Zug ist pünktlich – in Venedig aus. Besonderes Schmankerl: Der Zug endet im Bahnhof Venezia Santa Lucia und damit in der Altstadt. Viele Züge in die Lagunenstadt haben ihren Endpunkt im Bahnhof Mestre auf dem Festland. Der Zugteil nach Zagreb kommt in der kroatischen Hauptstadt um 10.39 Uhr an, zuvor ist auch schon ein Ausstieg in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana um 8.30 Uhr möglich. In der ungarischen Hauptstadt Budapest ist die Endstation um 9.19 Uhr erreicht, Frühaufsteher sind bereits 6.40 Uhr in Wien. Der Zug fährt täglich.

Warum steuert der Zug so viele unterschiedliche Ziele an?

Die Auflistung der Reiseziele zeigt, dass sich da um halb neun am Abend eigentlich nicht ein Zug in Stuttgart in Bewegung setzt, sondern deren drei. Damit Nachtzüge besser ausgelastet sind und ein wirkliches Netz an nächtlichen Verbindungen entsteht, werden die Züge unterwegs immer wieder neu aufgeteilt und mit anderen Zugteilen verbunden. So bekommt etwa der Zugteil Stuttgart-Venedig in der Nacht in Salzburg Wagen des Zuges Wien-Venedig angehängt. Von Stuttgart nach Zagreb und Budapest hingegen geht es zusammen mit Waggons, die aus Zürich dazu kommen.

Welche weiteren Nachtzüge fahren in der Region?

Seit mehreren Jahren gab es nun keine Nachtzüge mehr, die in Stuttgart Halt machten. Die Deutsche Bahn hatte sich im Dezember 2016 aus dem Geschäft mit den nächtlichen Schienenverbindungen zurückgezogen. Anders die ÖBB. Sie betrieb weiterhin ein solches Netz und baute es kontinuierlich aus. Im Dezember 2021 nahm sie auch wieder eine Verbindung zwischen Wien und Paris auf. Stuttgart liegt auf der Strecken zwischen diesen beiden europäischen Metropolen. Allerdings fährt der Zug nachts an Stuttgart vorbei. Zu unwirtlich wären die Ankunfts- und Abfahrtszeiten.

Woher kommt der häufige Vergleich mit dem Orientexpress?

Als am Sonntagabend der erste Zug der neuen Verbindung von Stuttgart aus von Prominenz aus der Politik und von der Bahn auf die Reise geschickt wurde, zogen einige Rednerinnen und Redner Parallelen zum legendären Orientexpress. Der Luxuszug, der ursprünglich Paris mit dem damaligen Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, verband, war dabei auch zeitweise auf dem Teilstück zwischen Stuttgart und Budapest unterwegs, also einer der Verbindungen, die seit Sonntag auch wieder im Nachtzug möglich sind. Wer sich heute auf die Schienenreise von West nach Ost, von der Seine an den Bosporus quer durch den Kontinent machen möchte, muss Fahrpläne wälzen und häufig umsteigen. In Stuttgart verpassen allerdings Fahrgäste des letzten TGVs des Tages aus Paris die Abfahrt des neuen Nachtzugs Richtung Budapest um gut eine halbe Stunde.