Auf einer Fahrradstraße dürfen Radfahrer ausdrücklich mittig und sogar nebeneinander fahren. Foto: /Philipp Braitinger

In Leinfelden-Echterdingen wird in den kommenden Wochen die Goldäckerstraße zur Fahrradstraße umgewandelt – zumindest testweise. Unter den Gemeinderäten gibt es Bedenken.

Das Ziel ist klar: Das Fahrradfahren soll sicherer und attraktiver werden. Dafür wurde im September 2022 ein umfangreiches Radverkehrskonzept vom Gemeinderat verabschiedet. In dem Konzept wird unter anderem vorgeschlagen, einen Teil der Goldäckerstraße in Echterdingen zu einer Fahrradstraße zu machen. Im Technischen Ausschuss machten sowohl die Freien Wähler/FDP als auch die CDU am Dienstagabend ihre Bedenken gegen den Verwaltungsvorschlag deutlich.

 

Beide Fraktionen halten aus Sicherheitsgründen einen von der Straße getrennten Radweg für die bessere Lösung, vor allem weil die Straße von vielen Schülern mit dem Fahrrad befahren wird. Ein von Eberhard Wächter (Freie Wähler) eingebrachter Antrag, den Radweg trotz Einrichtung der Fahrradstraße jetzt zu planen, wurde vom Gremium angenommen. Denn die Fahrradstraße soll erst einmal für eine einjährige Testphase eingerichtet werden. Wichtig ist es Wächter, dass die Testphase bei Problemen auch vor dem Ablauf eines Jahres abgebrochen werden kann. Der Technische Ausschuss solle über die Testphase hinweg regelmäßig informiert werden. Die CDU stellte ebenfalls einen Antrag, der jedoch keine Mehrheit fand. Die Christdemokraten wollten den Bau eines Radwegs von der Straße getrennt, ohne eine Testphase für eine Fahrradstraße.

Zunächst soll die Fahrradstraße im Abschnitt von der Zufahrt zur Jugendfarm bis zur Einmündung Schimmelwiesenstraße getestet werden, sagte Michaela Käfer. Sie ist die Abteilungsleiterin für Verkehrsplanung und Mobilität auf dem Rathaus. Dass die Fahrradstraße gerade jetzt kommen soll, hängt mit dem geplanten Beginn des Bauprojekts KaepseLE im kommenden Jahr zusammen. Bis dahin könnte klarer sein, ob die Fahrradstraße eine zukunftsfähige Lösung ist oder nicht. Unklar ist, wie es nach der Testphase weitergeht, wenn die Lastwagen und Baumaschinen für das Neubaugebiet anrücken. Die Goldäckerstraße ist bisher die einzige Zufahrt. Die geplanten Bauarbeiten sind auch der Grund, weshalb Bürgermeister Benjamin Dihm dem baldigen Bau eines Fahrradwegs westlich der Goldäckerstraße eine Absage erteilt. „Wenn wir jetzt bauen, wird es danach zerstört sein“, glaubt er.

Neue Regeln für alle Verkehrsteilnehmer

Für die Verkehrsteilnehmer ändern sich auf der Fahrradstraße einige Verkehrsregeln. Zusammengefasst wird der Radfahrer zum primären Nutzer. Autofahrer müssen ihre Geschwindigkeit entsprechend anpassen. Für alle gilt Tempo 30. Ausdrücklich dürfen Radfahrer in der Fahrradstraße mittig und nebeneinander fahren. Heute würden im Schnitt rund 2500 Kraftfahrzeuge die Goldäckerstaße in 24 Stunden befahren, zitierte die Abteilungsleiterin Käfer aus einem Verkehrsgutachten. Nach der Aufsiedelung des KaepseLE könnten noch mal tausend Autos am Tag hinzukommen. Diese Autos müssten zunächst alle die Fahrradstraße nutzen, bis vielleicht irgendwann die Nord-Süd-Straße gebaut wird. Die Goldäckerstraße ist eine Zufahrt zu einem Wohngebiet mit rund 2000 Bewohnern.

Auch vor diesem Hintergrund bezweifelten sowohl Freie Wähler (FW) als auch CDU, dass die Goldäckerstraße als Fahrradstraße geeignet ist. „Die Goldäckerstraße ist eine wichtige und viel befahrene Straße“, betonte der FW-Fraktionsvorsitzende Eberhard Wächter. Man habe bereits in der Vergangenheit auf einen Radweg in diesem Bereich gedrängt. Dieser sei schon lange notwendig. „Passiert ist bis jetzt aber nichts“, beklagen die FW. Dass nun statt dem Radweg die Fahrradstraße eingerichtet wird, sorgte für Unmut in den Reihen der Fraktion.

Ähnlich sah es die CDU-Fraktionsvorsitzende Ilona Koch. „Wir finden nicht, dass es eine geeignete Stelle ist“, sagte sie. Koch befürchtet viele Konflikte mit den Anwohnern. Die bereits erfolgten Informationsbemühungen der Stadtverwaltung seien kaum ausreichend gewesen. „Den Anliegern ist nicht bewusst, was da kommt“, sagte Koch. Dies bestritt jedoch Bürgermeister Benjamin Dihm. Mit Blick auf die Öffentlichkeitsbeteiligung habe man „alle Spielarten“ gespielt, sagte er. Michaela Käfer ergänzte, dass die Anwohner weiter informiert werden sollen, etwa mit Flyern.

Vertreter anderer Fraktionen blickten gelassen auf die Einrichtung der Fahrradstraße. „Eigentlich ändert sich gar nicht so viel“, meinte der SPD-Stadtrat Jens Zellmer. Und die Fahrradstraße habe auch einen Vorteil für Fußgänger. Denn wenn sich mehr Radfahrer auf der Straße sicherer fühlten, würden sie seltener auf dem Gehweg fahren.

Neue Straßenschilder und Markierungen

Neuregelung
Die Fahrradstraße soll zunächst ohne bauliche Veränderungen kommen. Die wesentliche Veränderung wird sich in neuen Straßenschildern und Markierungen auf der Fahrbahn niederschlagen. 15 000 Euro sind für neue Schilder und Fahrbahnmarkierungen eingeplant. Darüber hinaus ist geplant, eine kurze Strecke in nördlicher Verlängerung der Goldäckerstraße bis zum Schulzentrum als Radweg auszubauen, wofür 70.000 Euro fällig werden könnten.

Parkplätze
Das Parken soll während der Testphase weiterhin möglich sein. Lediglich sechs der insgesamt 34 Stellplätze sollen in den Kreuzungsbereichen aus Sicherheitsgründen entfallen.