Markierung auf der Theodor-Heuss-Straße: verschmutzt und ausgebleicht. Foto: Dirk Herrmann

Etliche Radler in der Stadt halten wenig von der Umgestaltung zur Fahrradroute. Die nächste Baustelle führt ab Montag zu Beeinträchtigungen.

Fellbach - Die Fellbacher Topografie bietet, ähnlich wie in Städten in der norddeutschen Tiefebene, prinzipiell gute Voraussetzungen für radfahrende Zeitgenossen. Die Stadt forciert diese Bemühungen durch verbesserte Vorfahrtsregelungen oder auch ganze Fahrradstraßen.

Als neue Rad-Hauptachse in nord-südlicher Richtung hat die Bauverwaltung die Theodor-Heuss-Straße auserkoren. Sie vervollständigt die Fahrradroute zwischen dem Bahnhof und dem Rathaus-Carrée und ist gedacht als Ausweichstrecke zur vielbefahrenen Bahnhofstraße.

Die offizielle Umwidmung zur Fahrradstraße erntet allerdings immer wieder Kritik – allgemein an der Einführung, konkret an der Umsetzung im Detail. Autofahrer beschweren sich, weil sie Rücksicht nehmen und den Radlern Vorfahrt gewähren müssen.

Radler sind unzufrieden: Die Theodor-Heuss-Straße sei zu eng

Doch auch Radler sind unzufrieden. Sie fahre dort überhaupt nicht gerne, sagt eine Fellbacherin, die nahe der Stuttgarter Straße wohnt und täglich zu ihrem Arbeitsplatz nördlich der Bahngleise radelt. Die Theodor-Heuss-Straße sei zu eng, von links und rechts kämen die Autos aus den Querstraßen reingerauscht. „Da guckt keiner nach dir, die in ihrem Heilix’ Blechle wissen wohl gar nicht, dass sie auf einer Fahrradstraße unterwegs sind, trotz der vielen roten Farbe auf dem Asphalt“, sagt die 45-Jährige. „Tagsüber geht’s ja noch, aber wenn morgens alle oft mit mehr als Tempo 30 los wollen, ist es für Radler die Hölle, da hat man richtig Angst“, so ihre drastische Analyse. Auch eine andere Pedaleurin bezeichnet die Lage als „absolut chaotisch“ und kritisiert den „verrückten Schilderwald“.

Verwirrte Reaktionen löst auch der neue Kreisel an der Ecke Wernerstraße aus. Dort „kreuzen sich erstmalig zwei Fahrradstraßen, die beide bevorrechtigt wären“, erläuterte die Rathaus-Pressestelle bereits bei der Umsetzung des Kreisels im Januar. „Ein Kreisverkehr gibt hier zukünftig eine sichere Vorfahrtsregelung vor.“

Wenig zu meckern an der neuen Fahrradstraße hat die Arbeitsgemeinschaft „Fellbach mobil“

Wenig zu meckern an der neuen Fahrradstraße hat indes die Arbeitsgemeinschaft „Fellbach mobil“, die auch die Raddemonstration Critical Mass gegen die „absolute Autofokussierung“ in Fellbach organisiert. Bei er jüngsten Pedaleur-Protestaktion wurde jedenfalls „die Verlängerung der Fahrradstraße auf die Theodor-Heuss-Straße“ gebührend gefeiert.

Es jedem recht zu machen ist offenkundig ein Ding der Unmöglichkeit. Und weiterer Frust folgt: Im südlichen Teil der Theodor-Heuss-Straße werden von Montag, 11. Juni, an der noch fehlende Belag und die Markierungen aufgebracht. In den knapp zwei Wochen bis 22. Juni ist der Abschnitt zwischen Wernerstraße und der Stuttgarter Straße halbseitig gesperrt. Auch die Parkplätze fallen weg.

Nicht vorgesehen ist, dass im nördlichen Abschnitt der Theodor-Heuss-Straße die Farben an den Kreuzungen aufgepäppelt werden. Die Markierungen, obgleich noch gar nicht so lange aufgebracht, wirken bereits reichlich ausgebleicht. Zudem zieht sich dank breiter Reifenspuren viel Grau über die roten Flächen – Überbleibsel von Lastwagen, die den neuen Asphalt in den Seitenstraßen mitgenommen und auf den roten Markierungen hinterlassen haben. Eine Auffrischung dieser Bereiche sei jedoch nicht vorgesehen, so die Erklärung aus dem Rathaus. Offenkundig setzen die Fachbeamten darauf, dass der Regen die Fläche auswäscht und so wieder die nötige Röte auf die Fahrbahn zaubert.