Zu der Fahrraddemo hatte das Bündnis gegen Rechts aufgerufen. Foto: Andreas Rosar/Fotoagentur-Stuttgart

Bei der Fahrraddemo sowie dem Picknick auf der B14 ist es am Samstag insgesamt friedlich zugegangen – mit Abstand, Anstand und Maske. Ein Überblick.

Stuttgart - Demos können in Stuttgart auch friedlich sein - mit Abstand, Anstand und Maske: Das zeigen die Fahrraddemo, zu dem am Samstagvormittag das Bündnis gegen Rechts aufgerufen hatte. Auch das Picknick auf der B14, zu dem Stadtrat Hannes Rockenbauch (SÖS/Die Linke) unter dem Motto „Platz da! - Alle auf die Straße, kein Platz für Querdenken eingeladen hatte, verlief in ganz ruhigen Bahnen.

Drei junge Mädchen sitzen auf einer Picknickdecke und spielen Karten, daneben spielen zwei Männer sich innerhalb eines eingezeichneten Feldes einen kleinen Ball hin und her nach dem Motto lieber querschlagen als querdenken, einige lauschen nur der chilligen Musik, die aus einem fahrbaren Lautsprecher dröhnt. Auch Mitorganisator Hannes Rockenbauch hat es sich kurz nach 14 Uhr mit einer Thermoskanne auf dem Boden bequem gemacht. Die Demo auf der B14 zwischen Charlotten- und Wilhelmsplatz zeichnet ein friedliches Bild von Stuttgart. Die Teilnehmer bewegen sich mit Maske – mit dem Abstand hingegen ist es nicht so einfach, weil statt der vom Veranstalter beantragten vier nur zwei Spuren der Straße für den Autoverkehr gesperrt bekommen haben. „Es sind viel mehr Menschen gekommen, als wir gedacht haben. Leider fehlt uns der Platz, um uns coronakonform auszubreiten“, sagt Hannes Rockenbauch und freut sich trotzdem, dass mehrere hundert Stuttgarter der Einladung gefolgt sind. Für einige Minuten nehmen sich die Demonstranten dann den Raum, den sie brauchen und sperren zwei weitere Fahrbahnen. Die Autofahrer und die Polizei reagieren mit Verständnis auf die spontane Blockade – es wird weder gehupt noch seitens der Sicherheitskräfte eingegriffen.

Kurze Zeit später zieht sich die Gruppe wieder auf den alten Platz zurück. „Wir wollen ein Zeichen für ein buntes, lebenswertes, querdenkenfreies, auto- und nazifreies Stuttgart“, sagt Rockenbauch. Immer wieder versuchen Menschen ohne Maske das Picknick zu stören und werden von den Ordnungskräften des Veranstalters vom Platz verwiesen. Kein Verständnis für Maskenverweigerer und Querdenker haben auch Ronja Roy und David Rotim, die mit einigen kreativen Plakaten gegen die Haltung der Querdenker: „Überprüft eure rechten Quellen – Weitsicht statt Quersicht steht drauf. Für David Rotim ist es nach über zwölf Monaten Corona unfassbar, dass es a immer noch Leugner dieser Krankheit gibt. „Wir solidarisieren uns lieber mit den vielen Pflegern und auch den Patienten“, sagt der Stuttgarter.

Stuttgart ist bunt und nicht quer

Stuttgart ist bunt und nicht quer – diese Botschaft hängt an einigen Fahrrädern, die sich am Samstag kurz nach 12 Uhr vom Feuersee begleitet von einem Klingelkonzert und Musik in Richtung Innenstadt bewegt. Rund 300 Radlerinnen und Radler waren dem Aufruf von Bündnis Stuttgart gegen Rechts gefolgt, die unter dem Motto „Uns langt’s“ ein Zeichen gegen die Demonstrationen der Querdenker in Stuttgart setzen wollen, die vor zwei Wochen zu Tausenden ohne Maske und Abstand durch die Stadt auf den Cannstatter Wasen gezogen waren, ohne von der Polizei behelligt worden zu sein, obwohl von dem Superspreading-Event eine erhebliche Gesundheitsgefährdung ausging. Rund 17 Organisationen haben sich unter dem Dach zusammengeschlossen, um sich gegen rechte Strömungen in der Landeshauptstadt zu positionieren, die sich laut Untersuchungen auch in großer Anzahl unter den Querdenkern befinden.

Die Gruppe will durch vielfältige Aktionen zeigen, dass Stuttgart auch anders kann. Mit Abstand, Maske und Verstand machte sich die Gruppe auf den Weg. „Wir wollen aber auch die Menschen außerhalb des Bündnisses mit unseren Aktionen ansprechen und die Zivilgesellschaft in Stuttgart erreichen“, sagt Marie Salz für das Bündnis. Das ist den Veranstaltern bei der Fahrraddemo auch gelungen. Zahlreichen Familien mit Kindern fädelten sich ein. Unter den Unterstützern ist auch Johannes Rettberg mit einer Freundin. „Wir müssen alle runter vom Sofa, um uns gegen die Querdenker zu positionieren und etwas gegen das schlechte Bild zu tun, dass Stuttgart nach außen gerade abgibt“, sagt Rettberg. Die Massen, die sich auf dem Wasen träfen, spiegelten nicht das Meinungsbild der Stuttgarter wider. Ein Statement gegen Rechts will auch Manuel Menzel von Liberation Stuttgart abgeben, einer Organisation, die sich gegen die Unterdrückung aller Lebewesen ausspricht. Querdenker habe es auch bei Liberation gegeben. „Da auch keine Gespräche geholfen haben, wurden alle ausgeschlossen“, sagt Menzel.

Eine Sprecherin vom Bündnis forderte die Teilnehmenden vor dem Start noch auf, keine Konfrontation bei einem möglichen Auftauchen von Querdenkern zu suchen und die Demo entspannt und gelassen anzugehen, fügt aber noch hinzu: „Wir haben keinen Bock auf Nazis und Schwurbler.“