Runter vom Sattel für eine kurze Pause in der Wielandstraße: Die Stuttgarter Fahrrad­beauftragte Eva Adam lebt in Fellbach . Foto: Brigitte Hess

Eva Adam lebt und radelt seit 16 Jahren in Fellbach. Seit Jahresbeginn ist sie Fahrradbeauftragte in der Landeshauptstadt. Die in Fellbachs Partnerstadt Pécs aufgewachsene 40-Jährige setzt auf die Aufenthaltsqualität in autofreien Innenstädten.

Fellbach - Morgens ist sie von Fellbach nach Stuttgart an ihren Arbeitsplatz geradelt, zum Treffen mit der FZ-Mitarbeiterin wieder mit dem Bike zurück nach Fellbach. Und nach dem Gespräch schwingt Eva Adam sich nochmals in den Sattel: „Ich bin in Stuttgart verabredet“, sagt sie und düst los.

Wie wird man eigentlich Fahrradbeauftragte?

Ob sie am späten Abend wieder herausradelt aus der Großstadt oder vielleicht doch lieber die Bahn nimmt, lässt sie offen: „Abends mit dem Rad in die S-Bahn zu steigen kostet in der S-Bahn nichts zusätzlich, das finde ich gut; in vielen Städten muss man generell einen Kinderfahrschein für das Rad lösen“, sagt die – vielleicht durchs Radeln – gertenschlanke und fitte 40-Jährige, die etliche Jahre jünger aussieht.

Wie wird man eigentlich Fahrradbeauftragte? Eva Adam hat sich schon immer mit Umwelt- und Naturschutz beschäftigt. In Siebenbürgen geboren, ist sie in Fellbachs Partnerschaft Pécs aufgewachsen. Nach der Schule kam sie als Au pair nach Stuttgart, um die deutsche Sprache zu lernen und hier zu studieren. „Bei der Studienberatung stieß ich auf das Fach Stadtgeografie, das hat mich sofort gelockt.“ Ein Praktikum bei einem Verkehrsplanungsbüro in Ludwigsburg bestätigte ihre Studienwahl.

Dreieinhalb Jahre war Eva Adam Fahrradbeauftragte in der Schweiz

In den vergangenen zehn Jahren habe sich viel getan in Sachen Fahrradfahren, in Stuttgart ist vom vergangenen auf dieses Jahr der Anteil der Radler am Verkehr von fünf auf acht Prozent gestiegen. „Trotzdem ist Baden-Württemberg ein Autoland, und manchmal hat man hier schon das Gefühl, dass viele Autofahrer Radler hassen“, sagt Eva Adam.

Obwohl das Wetter dort unsicherer ist, seien beispielsweise die Niederländer aufs Radeln „sozialisiert“, auch in Kleinstädten wie Freiburg und Münster sei man viel selbstverständlicher in der Stadt mit zwei Rädern unterwegs als in Stuttgart. Dreieinhalb Jahre war Eva Adam Fahrradbeauftragte in der Schweiz und für die Kantone Solothurn und Bern zuständig. „Dort sind die Innenstadtbereiche quasi Autofrei, das schafft eine immense Aufenthaltsqualität“. Vor allem der ruhende Verkehr, die vielen parkenden Autos, müssten weichen, findet Adam. „Da wird wertvoller Platz vergeudet, den man beispielsweise für ein entspanntes Miteinander von Fußgängern und Radlern gut gebrauchen könnte“.

Das Radkonzept in Fellbach, wo sie seit 2003 - unterbrochen vom Aufenthalt in der Schweiz - lebt, gefällt ihr

Gerade ist Eva Adam von einem Urlaub in Salzburg zurückgekommen. Auch dort sei Radeln in der Fußgängerzone erlaubt. „Mit gegenseitiger Rücksichtnahme klappt das ausgezeichnet“, hat sie bereits in vielen Städten beobachtet. Die Politik sei gefragt, müsse einerseits in Bezug auf lebenswerte Innenstädte zukunftsorientiert denken und andererseits die Rahmenbedingungen schaffen.

Nach ihrer Rückkehr aus der Schweiz war Eva Adam Fahrradbeauftragte in Leonberg. Wegen des langen Weges hat sie sich zum Jahresbeginn nach Stuttgart verändert. „Das ist optimal, hier komme ich mit dem Rad oder auch öffentlichen Verkehrsmitteln in akzeptabler Zeit hin.“

Das Radkonzept in Fellbach, wo sie seit 2003 - unterbrochen vom Aufenthalt in der Schweiz - lebt, gefällt ihr: „Die Fahrradstraße ist eine tolle Achse, allerdings müssen manche Autofahrer noch lernen, dass Radler trotzdem auch mal auf anderen Straßen wie beispielsweise der Bahnhofstraße, unterwegs sein müssen“, sagt sie. Eine „Hardcore-Radlerin“ ist sie übrigens nicht: „Mein Partner und ich haben auch ein Auto – aber ich bin einfach viel lieber auf zwei Rädern unterwegs.“