Die meisten Preise für Fahrscheine im Verkehrsverbund Stuttgart werden auch zum 1. Januar 2018 mal wieder teurer. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die jahrzehntealte Übung, die Fahrpreise im VVS alljährlich zu erhöhen, muss in Zeiten des Kampfs gegen giftige Luft und überfüllte Verkehrsmittel, nicht mehr lange zu halten, meint Verkehrsexperte Alexander Ikrat.

Stuttgart - Die Festlegung der Ticketpreise ist eine jahrzehntealte Übung im Verkehrsverbund Stuttgart: Die SSB, die Bahn und die regionalen Busunternehmen rechnen vor, um wie viel Prozent ihre Kosten für Stadtbahnen, S-Bahnen und Busse gestiegen sind. Die politischen Gremien satteln dann ihre Wünsche für ein besseres Angebot drauf, und fertig ist die Tariferhöhung, die zum 1. Januar so sicher wie das Amen in der Kirche kommt. Zumindest die Mehrheit der Entscheider fühlt sich dabei auf dem rechten Weg: Steigen alljährlich nicht immer mehr Menschen in die Öffentlichen ein?

Konsequent aus Sicht des Aufsichtsrats mag es da auch sein, vor allem Gelegenheitskunden zur Kasse zu bitten. Schließlich ist er zurzeit vor allem mit dem Kampf gegen den Feinstaub in der City beschäftigt. Ziel der Tarifpolitik ist, Berufspendler zum Umstieg vom Auto zu bewegen. Da wäre es kontraproduktiv, wenn die Preise für Monats- oder Firmentickets davongaloppieren. Allerdings sendet er trotzdem das falsche Signal, wenn er Einzelfahrten überdurchschnittlich verteuert. Wer etwa mit Vierertickets und der ganzen Familie mal von Leonberg nach Stuttgart fährt, schaut eingedenk des Preises schon gar nicht mehr nach, was ein Jahresfahrschein kostet.

Angesichts der Herausforderungen dieses Jahrzehnts im Kampf gegen dreckige Luft sowie unpünktliche S-Bahnen und andere überfüllte Verkehrsmitteln müssen alle Beteiligten überlegen, ob die jahrzehntealte Bildung von Fahrpreisen noch zeitgemäß ist. Der Abschied von der Vorstellung, dass der Fahrgast einen immer höheren Anteil der Kosten tragen soll, rückt näher. Die Bürger müssen sich im Gegenzug an den Gedanken gewöhnen, dass zur Finanzierung Steuern oder Abgaben erhöht werden müssen.

alexander.ikrat@stzn.de