Vor drei Jahren ist die Google-Schwester Waymo in die Entwicklung autonom fahrender Trucks eingestiegen. Foto: Waymo

Die Truck-Tochter von Daimler wird Partner der Google-Schwester – die nach Einschätzung von Branchenexperten auf dem Weg zum autonomen Fahren weit vor den Wettbewerbern liegt.

Stuttgart - Der Daimler-Konzern verbündet sich bei der Entwicklung von fahrerlosen Trucks mit der Google-Schwester Waymo. Die beiden Unternehmen berichteten in einer Videokonferenz, dass sie eine umfangreiche, global ausgerichtete strategische Partnerschaft beim autonomen Fahren geschlossen haben. Als Auftakt soll die von Waymo in den vergangenen Jahren entwickelte Technik in eine spezielle Truck-Variante der amerikanischen Daimler-Tochter Freightliner eingebaut werden. „In den letzten Jahren haben wir bereits erhebliche Fortschritte auf unserem Weg zur serienreifen Entwicklung hochautomatisierter Lastwagen erzielt. Mit unserer Partnerschaft mit Waymo gehen wir nun einen weiteren wichtigen Schritt“, sagte Daimler-Truck-Chef Martin Daum. Waymo-Chef John Krafcik lobte das technologische Know-how sowie das breite globale Modellangebot des größten Lastwagenherstellers der Welt.

Daimler sieht sich als Pionier beim autonom fahrenden Lastwagen

Daimler sieht sich als Pionier auf dem Weg zum autonomen Fahren mit Lastwagen. Um schneller voranzukommen, hat die Truck-Tochter von Daimler im vergangenen Jahr eine Mehrheitsbeteiligung an dem amerikanischen IT-Unternehmen Torc Robotics übernommen. Gemeinsam wollen beide bis zum Ende des Jahrzehnts Lastwagen zunächst auf den US-Markt bringen, mit denen die vierte von fünf Stufen auf dem Weg zum voll autonomen Fahren erreicht wird. Dies bedeutet, dass die Lastwagen unter bestimmten günstigen Bedingungen, wie etwa auf den breiten Highways im warmen Süden der Vereinigten Staaten, selbstständig fahren können, während der Fahrer beispielsweise in der Koje schläft.

Daimler fährt jetzt zweigleisig

Mit der neuen Allianz mit Waymo fährt Daimler nun quasi zweigleisig auf dem Weg zum autonomen Fahren. Auch mit Waymo sollen Trucks der Stufe vier entwickelt werden, wobei es allerdings einen deutlichen Unterschied zwischen beiden Projekten gibt. Während Daimler durch die Mehrheitsbeteiligung an Torc auch die Entwicklung der Software sowie der für das hochautomatisierte Fahren erforderlichen Sensoren und Kameras hat, liefert der Stuttgarter Konzern an Waymo nur die Fahrzeuge – die dann vom US-Partner mit dessen Sensoren und der Software ausgestattet werden. Daimler hat laut Daum keinen Einblick in diese Technik. Weder Daimler noch Waymo wollten Angaben dazu machen, wann die Trucks auf den Markt kommen sollen. Die beiden Unternehmen wollen in absehbarer Zeit prüfen, ob die Partnerschaft auf weitere Märkte und zusätzliche Fahrzeugmarken ausgeweitet werden kann. In Europa gibt es allerdings noch keine rechtliche Grundlage für das hochautomatisierte Fahren.

Branchenexperten sehen Waymo deutlich in Führung

Die Technik der für das hochautomatisierte Fahren ausgelegten Lastwagen ist deutlich anspruchsvoller als bei normalen Trucks. So müssen beispielsweise die Steuerung sowie die Bremsen redundant ausgelegt sein, damit beim Ausfall eines Systems das andere einspringen kann. Daimler verspricht sich von der zweigleisigen Strategie deutliche Vorteile bei der Entwicklung dieser Technik, weil Erfahrungen in zwei Projekten gesammelt werden können. Zudem sollen die Freightliner-Kunden dann die Wahl zwischen zwei Angeboten haben.

Branchenexperten wie Stefan Bratzel vom Forschungsinstitut CAM in Bergisch Gladbach sehen Waymo auf dem Weg zur technischen Entwicklung des voll autonomen Fahrens bei Personenwagen deutlich in Führung. Das Unternehmen ist aus dem 2009 gestartete Google-Projekt zur Entwicklung eines selbstfahrenden Autos hervorgegangen. Bei den Autos kooperiert Waymo mit Fiat-Chrysler und Volvo. Vor drei Jahren ist die Google-Schwester auch in die Entwicklung des autonomen Fahrens mit Lastwagen eingestiegen, hat für die Testfahrten allerdings Trucks des Daimler-Konkurrenten Peterbilt verwendet.