Bowe Bergdahl muss nicht ins Gefängnis. Foto: AP

Bergdahl hatte als Soldat seinen Posten in Afghanistan verlassen. Ex-Präsident Obama wurde dafür kritisiert, Bergdahl im Tausch für Taliban-Gefangene zurückgeholt zu haben. Der derzeitige Präsident Trump bezeichnet das Richterurteil als „absolute Schande“.

Fort Bragg - Ein amerikanischer Militärrichter hat den früheren Taliban-Gefangenen Bowe Bergdahl von einer Gefängnisstrafe wegen Gefährdung seiner Kameraden in Afghanistan als Soldat verschont. Jeffery Nance entschied am Freitag, dass Bergdahl vom Unteroffizier zum Gefreiten degradiert wird und er auf eine ihm als Veteran zustehende Zahlung von monatlich 1000 Dollar zehn Monate lang verzichten muss. US-Präsident Donald Trump, der Bergdahl bereits als Präsidentschaftskandidat kritisiert hatte, reagierte mit Unverständnis auf das Richterurteil.

Der 31-jährige Bergdahl hatte sich zum Vorwurf der Fahnenflucht und Fehlverhalten vor dem Feind schuldig bekannt. Er hätte eine lebenslange Gefängnisstrafe bekommen können. Der Richter hatte viel Spielraum beim Strafmaß, weil Bergdahl keine Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft eingegangen war, um seine Strafe zu reduzieren.

Soldaten wurden verwundet, als sie Bergdahl suchten

Staatsanwälte hatten 14 Jahre Gefängnis angestrebt, weil Soldaten schwer verwundet worden seien, die nach Bergdahl gesucht hatten, als er 2009 verschwunden war. Bergdahl wurde fünf Jahre lang von Verbündeten der Taliban gefangengehalten. Die Verteidigung wollte der Beweislage mit Zeugenaussagen über Bergdahls Leiden während seiner Gefangenschaft, seine Beiträge zum Militärgeheimdienst und seine psychischen Probleme entgegenwirken. Verteidigungsanwälte baten den Richter, ihrem Mandanten eine unehrenhafte Entlassung zu geben und auf eine Gefängnisstrafe zu verzichten. Sie verwiesen auf scharfe Kritik Trumps im Wahlkampf.

Ex-Präsident Barack Obama war dafür kritisiert worden, Taliban-Gefangene eingetauscht zu haben, um Bergdahl 2014 zurückzuholen. Obama sagte bei der Freilassung Bergdahls, die USA ließen ihre Militärangehörigen nicht auf dem Schlachtfeld zurück. Republikaner kritisierten ihn. Trump ging während seiner Präsidentschaftskandidatur weiter und nannte Bergdahl wiederholt einen Verräter, der eine schwere Strafe verdiene. Trump twitterte am Freitag, das Urteil sei „eine völlige und absolute Schande für unser Land und für unser Militär“.

Trumps Reaktion auf Twitter

Bergdahls Rechtsanwalt Eugene Fidell sagte nach dem Strafmaß zu Reportern, er freue sich darauf, dass sich ein Berufungsgericht mit Trumps Aussagen als Kandidat auseinandersetzen wird. Fidell äußerte sich, bevor Trump sich auf Twitter zu dem Strafmaß meldete.

Mit der unehrenhaften Entlassung droht Bergdahl, die meisten oder alle seiner Sozialleistungen als Militärveteran zu verlieren. Doch kommt es dadurch automatisch zu einer Berufung vor einem höheren Militärgericht. Bergdahl sagte bei der Anhörung zum Strafmaß aus, er bedauere die Verletzungen, die Menschen erlitten hätten, die nach ihm gesucht hätten. Er beschrieb auch brutale Schläge durch seine Entführer und verrückt machende Phasen der Isolation. Nach psychiatrischen Angaben war Bergdahls Entscheidung, seinen Posten zu verlassen, von einem Gesundheitszustand beeinflusst, der einer Schizophrenie ähnelt, und einer posttraumatischen Belastungsstörung.