Kurz vor dem jüngst abgeschlossenen Umbau wurde der Rewe-Markt von vier Einbrechern heimgesucht. Foto: Patricia Sigerist

Drei Monate nach dem Diebstahl des Tresorschlüssels und nächtlichem Einsteigen in den Rewe-Markt in der Stuttgarter Straße sind die vier Täter nun gefasst.

Fellbach - Fellbach - Bei der Aufklärung eines Einbruchs im Rewe-Supermarkt in der Stuttgarter Straße ist der Fellbacher Polizei ein Fahndungserfolg geglückt. Gut drei Monate nach dem nächtlichen Einsteigen nahmen die Ermittler drei junge Männer und ein 19-jähriges Mädchen fest.

Gegen alle vier Tatverdächtigen wurde ein Haftbefehl erlassen. Ein Haftrichter ließ das diebische Quartett in verschiedene Justizvollzugsanstalten einliefern. Der Zugriff auf die drei jungen Männer im Alter von 20, 21 und 22 Jahren und die als Kopf der Clique geltende 19-Jährige erfolgte bereits vergangene Woche, wurde vom für Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Polizeipräsidium in Aalen aber erst am Montag bekannt gemacht.

Der Grund für den zeitlichen Verzug ist offenbar in den nach wie vor andauernden Ermittlungen zu dem Einbruch zu suchen. Denn aus Sicht der Ermittler könnte das nicht etwa aus Osteuropa oder dem Balkan angereiste, sondern aus Fellbach und Kernen stammende Quartett für eine ganze Serie von Straftaten in der Umgebung in Frage kommen. Offenbar sind alle vier Tatverdächtigen wegen einschlägiger Delikte längst polizeibekannt, die junge Frau hat wegen eines Betrugs aktuell noch eine Bewährungsstrafe zu verbüßen.

Die Polizei schätzt die Dimension der Tat anfangs völlig falsch ein

Kurios war der Anfang März verübte Einbruch in den Supermarkt schon deshalb, weil die Polizei die Dimension der Tat anfangs völlig falsch eingeschätzt hat – oder aber die Öffentlichkeit aus ermittlungstaktischen Gründen bewusst hinters Licht führte. In der Ursprungsmeldung vom 6. März war nämlich ausdrücklich von einem „versuchten Einbruch“ die Rede, über eine etwaige Beute schwiegen sich die Ermittler aus. „Am Gebäude wurde am Sonntagmorgen eine eingeschlagene Scheibe festgestellt. Ob die Täter ins Geschäft eingedrungen sind, ist bislang noch unklar. So wie es sich darstellt, wurde offenbar nichts entwendet“, schrieben die Öffentlichkeitsarbeiter aus Aalen.

Der tatsächlich Tatverlauf stellt sich nach drei Monaten mit umfangreichen Ermittlungen allerdings deutlich anders dar als die am Tag nach der Tat verfasste Medienmitteilung. Denn das diebische Quartett kam auf seiner nächtlichen Einbruchstour durchaus ins Innere des Markts. In den frühen Morgenstunden schlugen sie mit einem Stein die Fensterscheibe des Geschäfts ein und gelangten durch die Öffnung in den Supermarkt. In der Tasche hatten sie – wie sich später herausstellte – den aus dem Besitz einer Angestellten entwendeten Schlüssel für einen Tresor im Bürokomplex des Supermarkts. In dem Metallschrank entdeckten die 19-Jährige und ihre drei Helfer einen Bargeldbetrag von 42 000 Euro – von Verlautbarungslyrik wie „bei einem Einbruchsversuch offenbar nichts entwendet“ kann also keine Rede sein.

Eine Schuld oder gar Mitwisserschaft trifft die Beschäftigte des Supermarkts

Eine Schuld oder gar Mitwisserschaft trifft die Beschäftigte des Supermarkts offenbar nicht. Die Polizei jedenfalls hat dem Vernehmen nach keinerlei Hinweise auf eine Tatbeteiligung der Frau. Immerhin brachte die Suche nach dem beim Einbruch benutzten Tresorschlüssel die Ermittler letztlich auf die Spur der vier jungen Tatverdächtigen – und zum Fahndungserfolg.

Doch es gibt noch eine zweite Kuriosität bei dem Einbruch: Offenbar nämlich haben die Nachwuchs-Ganoven in der fraglichen Nacht fast die Hälfte der Beute noch zwischen den Einkaufsregalen verloren. In der Hektik ließen sie immerhin 19 000 Euro noch bei ihrer Flucht fallen.

Die Nachwuchs-Ganoven verlieren offenbar fast die Hälfte der Beute zwischen den Regalen

Neben dem entwendeten Bargeld war bei dem Einbruch ein Schaden in Höhe von etwa 3000 Euro an dem Gebäudekomplex entstanden. Kurz nach der Tat schloss der Rewe-Markt in der Stuttgarter Straße seine Pforten, in einer siebenwöchigen Umbauphase wurde das Geschäft großzügig umgestaltet und auf 1900 Quadratmeter Verkaufsfläche ausgebaut. Vergangenen Donnerstag wurde der Einkaufsmarkt neueröffnet. Die vier Tatverdächtigen sitzen in Untersuchungshaft. Alle vier haben zwischenzeitlich ein Geständnis abgelegt.