Rechtsradikale Kommentare auf Facebook folgen nicht immer der deutschen Rechtschreibung Foto: dpa

Wenn es in rechten Internet-Parolen nur so von Rechtschreib- und Grammatikfehlern wimmelt, geht die Intention der Verfasser meist in großem Gelächter unter. Die schönsten danebengegangenen Hasstiraden zeigt die Facebook-Seite „Hooligans gegen Satzbau“.

Stuttgart - Wenn man liest, was so manch ein rechtsradikaler Querulant in den sozialen Medien von sich gibt, weiß man oft nicht, ob man lachen oder weinen soll. Natürlich wirkt Humor angesichts der teilweise gruseligen Weltanschauungen auf den ersten Blick eher deplatziert.

Trotzdem sorgen die Nazis auch mal für den einen oder anderen Lacher, der dann aber häufig auf ihre eigenen Kosten geht. Denn mit Rechtschreibung, Ausdruck und Grammatik tun sich viele Internet-Hetzer schwer – oftmals zur Belustigung derjenigen, die dafür zuständig sind, ihre fremdenfeindlichen Kommentare zu entfernen.

Mit Humor gegen rechtsextreme Äußerungen

Die Facebook-Seite „Hooligans Gegen Satzbau“ hat es sich seit dem vergangenen Jahr zur Aufgabe gemacht, diese rechtsradikalen Schoten bekannt zu machen und öffentlich zu korrigieren. „Wir sind der Meinung, dass Satire und Humor gute Möglichkeiten (von vielen) sind, dem Thema (Alltags-)Rassismus zu begegnen, da sie Mut machen und Angst nehmen, denn Angst haben bereits zu viele Menschen“, heißt es zu den Beweggründen auf der Seite.

Mit Argumenten komme man sehr oft nicht weiter, antworten die Betreiber der Seite auf eine E-Mail-Anfrage. Ihre Identitäten wollen sie aus Sicherheitsgründen nicht preisgeben, jedoch verraten sie so viel: „Wir sind ganz 'normale' Menschen aus der Mitte der Gesellschaft mit Kindern und Arbeit.“ Eine der drei Rechtschreibprofis habe selbst einen Migrationshintergrund. Ihre politischen Ansichten seien zwar eher links einzuordnen, unterscheiden sich jedoch auch voneinander. „Wir treffen uns in unserer grundlegenden Weltsicht, dass alle Menschen gleich sind und jeder Mensch eine Chance verdient“, so die Betreiber.

Siehe auch: Rechte hetzen mit fingierten Falschmeldungen

Kleine Erfolge sichtbar

Dass die Verfasser der rechten Tiraden seit der Gründung der Facebook-Seite im November 2014 nun mehr auf ihre Rechtschreibung achten, können die Macher von „Hooligans gegen Satzbau“ nicht bestätigen. Trotzdem gebe es wohl auch Erfolgserlebnisse: So habe sich beispielsweise ein „ehemaliger Schüler“ zu Wort gemeldet, der wegen seiner rechtsradikalen Parolen seinen Arbeitsplatz verloren hatte.

„Hooligans gegen Satzbau“ hatte seine Äußerungen laut eigenen Angaben auf der Facebook-Seite veröffentlicht. Die Leser der Seite spielten die Infos dann dem Arbeitgeber zu. „Nach der Kündigung hatte er Zeit, über alles nachzudenken und hat begriffen, dass sein Post nicht in Ordnung war“, so einer Betreiber. Der reumütige Verfasser habe sich dann bei allen entschuldigt.

Sprachkenntnisse kein Indiz für Intelligenz

Die Tatsache, dass Rechtsradikale teilweise große Probleme mit den Regeln der deutschen Sprache haben, klingt zunächst paradox. Professor Dr. Daniel Hole vom Institut für Linguistik an der Universität Stuttgart könnte sich vorstellen, dass diese Schwäche etwas mit der Grundhaltung der Rechtsradikalen zu tun hat: „Rechte definieren sich in der Regel über ihre Ablehnung gegen das, was in der Gesellschaft als gut und erlaubt angesehen wird. Demnach scheinen sie keinen besonderen Schwerpunkt auf die Rechtschreibung zu legen“, so der Sprachwissenschaftler.

Allerdings dürfe man nicht automatisch Rückschlüsse auf die Intelligenz der stänkernden Rechten ziehen, die im Internet vor allem wegen ihrer schlechten Rechtschreib- und Grammatikkenntnisse auffallen. Volker Struckmeier von der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft sagt dazu: „Es gibt Unterschiede innerhalb der Sprache: Wer kein gutes Hochdeutsch spricht, ist vielleicht einfach nur ein Dialektsprecher — und man kann von der Sprache ganz generell kaum auf die Intelligenz schließen.“

Worin auch immer die Ursachen rechtschreibschwächelnder Hasstiraden liegen – die Facebookseite „Hooligans Gegen Satzbau“ lädt zum Verweilen ein und zeigt, wie man auf humorvolle Weise durchaus adäquat mit einem so ernsten Thema umgehen kann.

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