Auf Facebook kursiert dieser Tage mal wieder ein Kettenbrief, mit dessen Verbreitung sich die Nutzer angeblich neuen Facebook-Richtlinien widersetzen können. Foto: dpa

Wieder einmal kursiert auf Facebook ein Kettenbrief, mit dem sich die Nutzer angeblich bestimmten Richtlinien des sozialen Netzwerkes entziehen können. Bei genauerer Betrachtung des Briefes stellt sich heraus: Nichts als Unfug.

Stuttgart - Es ist wieder mal so weit: In der Facebook-Timeline reihen sich einmal mehr etliche Postings aneinander, die allesamt einen Kettenbrief aufgreifen, der seit kurzem durch das soziale Netzwerk kursiert, und dabei doch nichts als Quatsch verspricht.

Das Phänomen eines solchen Kettenbriefes ist wohl bekannt und doch scheinen User immer wieder auf die fantasieträchtigen Ergüsse, der meist unbekannten Verfasser, reinzufallen. So verweist der aktuelle Kettenbrief doch an zahlreichen Stellen auf verschiedene Gesetze, Artikel und dem Statut von Rom und verschafft sich dadurch offenbar unverdiente Glaubwürdigkeit.

Mit dem einleitenden Satz, dass die Person mithilfe dieses Briefes auf die neuen Facebook-Richtlinien reagiere, beginnt auch schon der ganze Unsinn. Wer den Text kopiert und in seinen Status einfügt, so heißt es in einem dieser Briefe mit Verweis auf Artikel I. 111, 112 und 113 des Strafgesetzbuches, könne damit Facebook die "kommerzielle Nutzung" seiner persönlichen Daten wie Bilder und Texte untersagen. Denn angeblich sei diese Nutzung Gegenstand neuer Richtlinien, die Facebook kürzlich eingeführt habe. Doch, wer sich erinnert: Facebook änderte seine Richtlinien zuletzt Anfang 2015. Darüber hinaus: Zum einen wird im Strafgesetzbuch nicht von Artikeln, sondern von Paragraphen gesprochen, und zum anderen besteht etwa Paragraph 112 nicht einmal.

Facebook verbieten, Postings zu verbreiten?

Im gleichen Kontext heißt es in dem Brief, Facebook bedürfe außerdem der schriftlichen Genehmigung seiner Nutzer, wenn er dessen Daten "kommerziell" nutzen wolle. Aber auch das ist Unsinn. Denn den Richtlinien, so steht es bei Facebook, stimmt der Nutzer durch einen Klick und nicht durch eine Unterschrift zu.

Amüsant wiederum wird es an einer Stelle, an der es heißt, dass man Facebook mit diesem Post wissen lasse, dass das "vervielfältigen, verbreiten, senden" verboten sei. Wäre dem tatsächlich so, würde das System Facebook nicht mehr funktionieren, wie sonst könnten Postings dann noch für andere Nutzer erkennbar werden?

Die Abstrusität des Briefes gipfelt schließlich in der Berufung auf das Gesetz "UCC1-308 1-103", welches in dieser Form nirgendwo existiert, sondern vielmehr einen Code darstellt, der dem amerikanischen Handelsrecht dient. Außerdem beruft sich der Verfasser auf das Statut von Rom, welches jedoch mit den Belangen der User nichts zu tun hat.

Zu guter Letzt endet der Brief mit einer Art Drohung, wer den Brief nicht kopiere, würde "stillschweigend zulassen", dass private Daten seines Facebook-Profiles verwendet werden dürften.

Hier geht es zum vollständigen Kettenbrief:

Seite 2: Der Kettenbrief in voller Länge

So oder so ähnlich sieht der Kettenbrief aus, wie er seit kurzem auf Facebook kursiert:

Ich erkläre hiermit folgendes: Heute 04. März 2016, in Reaktion auf die neuen Facebook Richtlinien. Gemäß den Artikeln l. 111, 112 und 113 des Strafgesetzbuchs, geistiges Eigentum, erkläre ich, dass meine Rechte an allen meinen persönlichen Daten, Zeichnungen, Bilder, Texte etc... nur bei mir liegen. Veröffentlicht auf meinem Profil ab dem Tag, an dem ich mein Konto erstellt habe. Die kommerzielle Nutzung erfordert vorher meine schriftliche Genehmigung ! Jeder kann diesen Text kopieren und einfügen in seiner persönlichen Facebook-Seite. Damit bist du unter dem Urheberrecht. Mit diesem Post lässt du Facebook wissen, dass das veröffentlichen, vervielfältigen, verbreiten, senden, oder auf irgendeine andere Weise Content aus deinem Profil streng verboten ist. Die oben genannten Artikel sind auch für Arbeitnehmer, Studenten, Agenten und / oder -- anderes Personal im Dienst von Facebook. Der Inhalt von meinem Profil enthält private Informationen. Die Verletzung von meinem Privatleben wird bestraft unter Berücksichtigung des Gesetzes (UCC 1-308 1-308 1-103 und dem Statut von Rom). Alle Mitglieder sind eingeladen, einen ähnlichen Beitrag zu setzen, oder wenn du willst, kannst du diese Nachricht kopieren und einfügen. Wenn du diese Erklärung nicht mindestens einmal veröffentlichst, wirst du stillschweigend zulassen, dass deine Fotos, sowie die Informationen in deinemProfil verwendet werden dürfen. (nicht teilen. Du musst kopieren und einfügen)