Ein Ehepaar wandert aus und will sein Wohnmobil über eine Kornwestheimer Facebook-Gruppe verschenken. Was sich zuerst wie eine selbstlose Tat liest, ist wohl der Versuch Menschen übers Ohr zu hauen. Die Polizei erklärt, woran man diese Masche erkennt.
Ein Rentner-Ehepaar wandert aus, verlässt Europa und will sich daher von seinem Wohnmobil trennen. Das Gefährt wird nicht mehr gebraucht, soll aber in einem perfekten Zustand sein. Das Beste an der Geschichte ist aber, dass die Rentner nun gar nicht erst versuchen, dass Wohnmobil zu verkaufen. Sie wollen es kostenlos abgeben, aber nur an eine „seriöse und ehrliche Person“. Dieser Facebook-Post, der vor einigen Tagen auch in einer Kornwestheimer Facebook-Gruppe mit mehr als 25 000 Mitgliedern geteilt wurde, ist eigentlich zu schön um wahr zu sein. Und das ist das Problem.
Fotos werden teils wiederverwendet
Es handelt sich dabei um eine Masche, die so oder so ähnlich schon häufiger in vielen Facebook-Gruppen versucht wurde. Das Polizeipräsidium Ludwigsburg hat zwar vom aktuellen Fall keine Kenntnis erlangt, aber Sprecher Steffen Grabenstein sagt: „Es drängt sich zweifellos der Verdacht auf, dass möglicherweise eine betrügerische Absicht dahinter steckt – dass jemand ein Wohnmobil verschenken möchte, ist doch mehr als ungewöhnlich.“ Natürlich könne man das für den konkreten Fall nicht sicher sagen, weil ihn die Polizei nicht entdeckt hat. Allerdings stößt man schon mit einer Google-Suche auf exakt diese Masche in anderen Teilen Deutschlands. Dabei werden teilweise sogar die gleichen Fotos verwendet. Auch die Deutsche Presse-Agentur hat sich in einem Faktencheck des Phänomens angenommen. Urteil: „Das Angebot ist nicht seriös.“
Betrugsmaschen im Zusammenhang mit Online-Angeboten von Fahrzeugen oder auch Wohnungen sind laut Grabenstein nicht neu. In der Regel würden zunächst Lockangebote auf Online-Plattformen veröffentlicht, bei denen das Objekt der Begierde besonders günstig angeboten wird. Dies solle das Interesse potenzieller Opfer wecken und diene quasi der Anbahnung der eigentlichen Tathandlung.
Täter wollen an Daten kommen
Es folge dann oft eine vermeintlich seriöse Kommunikation zwischen Kaufinteressenten und Anbietern, per E-Mail oder auch mal per Messenger. Darin werde dann häufig zu erklären versucht, warum das Angebot so günstig ist – etwa wegen eines Wegzugs ins Ausland. Gerne würden dabei auch Belege ausgetauscht und Fotos von Ausweisdokumenten versandt, um die Seriosität zu unterstreichen. Im Endeffekt zielten die Betrüger darauf ab, entweder Vorabzahlungen wie Kautionen, Notargebühren, Speditions- und Überführungskosten zu kassieren. Oder aber es gehe darum, von den Opfern personenbezogene Daten zu erlangen, um diese in der Folge für andere Straftaten zu verwenden.
Im aktuellen Fall in Kornwestheim wurde der Beitrag schnell wieder gelöscht, Geschädigte sind keine bekannt. Grabenstein warnt: „Wenn ein Angebot zu gut erscheint, um wahr zu sein, dann ist im Regelfall genau das auch der Fall.“