Fabian Rehkugler in seinem Microgreen-Laboratorium Foto: Alb Microgreens/Jessica Rehkugler

Die Firma Alb-Microgreens hat sich auf die Anzucht essbarer Keimlinge spezialisiert. Chef Fabian Rehkugler züchtet sie seit dem vergangenen Jahr im Lenninger Teilort Schopfloch und verkauft sie auf dem Markt in Kirchheim (Kreis Esslingen).

Samstag ist Großputztag. Nach dem Markt in Kirchheim kümmert sich Fabian Rehkugler um Radieschen, Rotkohl und Kohlrabi. Nicht auf dem Acker pflanzt sie der 35-jährige gelernte Mechatroniker an, sondern in einem rund 20 Quadratmeter großen Raum in seinem Mietshaus im Lenninger Teilort Schopfloch.

Dort hat er sich sein Laboratorium eingerichtet. Es ist eine Art Reinraum. Aus der Außenluft werden mit zwei Luftfiltern Staub und Pollen gefiltert. Penibel desinfiziert er die schwarzen, wiederverwendbaren Plastikanzuchtschalen, bevor er auf vorgeschnittenen Hanfmatten das Saatgut für Microgreens, das sind nährstoffreiche Keimlinge ausgewählter Gemüsepflanzen, auf einem Substrat aussät. Er stellt sie in ein Regal. Nach wenigen Tagen beginnen diese in der Dunkelheit zu keimen und zu wachsen. Anschließend bekommen die Keimlinge noch ein paar Tage Licht, um ihre Chlorophyllproduktion anzuregen. Das gibt dann erst die grüne Blattfarbe. „Die Pflege war im letzten Jahr sehr aufwendig, die Keimlinge mussten drei Mal täglich von Hand eingesprüht werden“, erzählt er.

Automatische Bewässerungsregale sind in Betrieb

Doch vor zwei Monaten hat er automatische Bewässerungsregale in Betrieb genommen. Diese übernehmen die komplette Wasserversorgung der Microgreens. „Das ist nun eine enorme Erleichterung für uns und Dank regelmäßiger Bewässerung sogar noch eine Qualitätsoptimierung obendrein“, sagt Rehkugler erleichtert. Seine Microgreens pflanzt er im Nebenerwerb an und wird dabei von seiner berufstätigen Frau unterstützt.

Radieschen – rote oder lilafarbene sowie hellere mit einem pinkfarbenen Stamm – sind darunter, auch Rucola, Sonnenblume, Erbse, Senf, roter Amaranth, Kohlrabi und Rotkohl. Zwölf Sorten pflanzt er derzeit an. „Wir probieren neue Sorten aus und testen diese auf ihr Wachstumsverhalten und gegebenenfalls benötigte Anpassungen bei uns in der Farm“, erklärt er. Verkostet wird dann innerhalb der Familie, bevor die neue Sorte auf den Markt kommt.

Derzeit experimentiert er mit japanischem Wasabisenf. Im Garten hat er zehn echte Wasabipflanzen angebaut. „Aber die brauchen zwei Jahre, bis sie fertig sind“, sagt er. Da habe er noch ein Jahr vor sich. Da geht es in seiner Indoorzucht wesentlich schneller. Nicht nur mit dem Wasabisenf. Innerhalb von einer Woche bis zu zehn Tagen sind die Microgreens erntereif gewachsen. Sie eignen sich laut Rehkugler für Salate, Toppings bei Suppen, Hauptspeisen oder einfach auf dem Vesperbrot. Auf die Idee seiner Indoorzucht kam er vor gut einem Jahr. „Kresse fand ich schon immer toll, aber irgendwann wurde diese langweilig und eine Nachbarin brachte mich auf andere essbare Keimlinge“, erzählt er. Ein Bericht der AOK über Microgreens trieb das Ganze dann voran. Im Juni 2023 meldete er ein Gewerbe an.

Rote Radieschen waren Fabian Rehkuglers ersten Microgreens

Die roten Radieschen waren seine ersten Microgreens. Sie seien auch der Renner auf dem samstäglichen Wochenmarkt in Kirchheim. „Sie bestechen als Hingucker und Topping in jedem Salat“, schwärmt der Microgreenanbauer. Seine Lieblingssorte ist der Senf. „Die Schärfe entfaltet sich sehr spät im Mund“, erklärt er. Auch mit Hanfsamen möchte er experimentieren. Darauf habe ihn ein Kunde auf dem Kirchheimer Wochenmarkt gebracht. Doch eine Bezugsquelle habe er dafür noch nicht. Vielleicht könnte es bis Weihnachten mit den ersten Keimlingen für die Kunden auf dem Markt klappen. Nicht nur dort vertreibt er seine Microgreens, auch in Lenningen liefert er sie aus. Fertige Microgreens könnten zwar auf seiner Homepage bestellt, müssten aber außerhalb von Lenningen abgeholt werden. Ein Ladengeschäft sei derzeit nicht geplant. „Vorerst bleibt es natürlich ein Nebenerwerb. Das gibt uns Sicherheit und für eine komplette Selbstständigkeit ist noch viel zu tun“, sagt er.