Engagierte sich als Kunstförderer: Fabian Braun Foto: Max Kovalenko

Als Dermatologe hochgeachtet, sah Fabian Braun in der Kunst die Möglichkeit, Grenzen in Frage zu stellen. Gerade 50-jährig ist der große Freund der Kunst gestorben.

Stuttgart - Zeit hat Fabian Braun nicht und nimmt sie sich doch. Für Menschen, für die Kunst. Für jene, die ihn staunen lassen mit ihrer Art und Weise, Welt zu sehen, Welt sichtbar zu machen. In seinem Beruf ständig um die Verschiebung oder gar Auflösung vorgeblicher Grenzen bemüht, findet der Mediziner im Dialog mit Künstlerinnen und Künstlern Rückhalt und Ansporn zugleich. Was, wenn man die Frage zu einem scheinbar bekannten Sachverhalt neu stellt? Was, wenn man das Bekannte als das Unbekannte versteht, das es erst zu entdecken gilt?

„Mein Freund ist tot, und ich bin so traurig“, heißt es in Wolf Biermanns Lied für Robert Havemann, „zu traurig, um große Gemälde zu malen.“ Und: „Sanft war er, sanft, ein bisschen zu sanft – wie alle echten Radikalen.“ Fabian Braun begegnet der Kunst mit der sorgfältigen Vorsicht des wahrhaft Begeisterten. Und die Künstlerinnen und Künstler wissen: Aufmerksamkeit ist – als höchst seltenes Gut – auch eine Kunst.

Fabian Braun schenkt Aufmerksamkeit, bevorzugt beim Gespräch im Atelier, in der Werkstatt. Mit einem wachen, ja sprühenden Blick, der sich im eigenen Beruf in ein weiteres Geschenk verwandelt – Vertrauen schaffen zu können.

Der Feind im eigenen Inneren bleibt über alldem unbemerkt und schneidet umso härter alle Wege in die von Fabian Braun gesuchte Offenheit ab. Der Abschied ist auf seinen Wunsch hin still. Und doch stimmt es ja – die Kunst hat am 23. Dezember in dem gerade 50-jährigen Fabian Braun einen großen Freund verloren.