Das Gespräch mit den Spezialisten zum Thema Geriatrie Frau Dr. Ulrike Wortha-Weiß und Florian Jacoby können Sie hier im Video noch einmal nachsehen.

Esslingen - Die neue Geriatrie-Station am Klinikum Esslingen bietet eine ganzheitliche Behandlung für Patientinnen und Patienten im Seniorenalter. Punkten kann das Angebot mit einem Team von Spezialisten, in dem Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden, der Sozialdienst, Geriater, Psychologen und speziell geschulte Pflegekräfte gemeinsam entscheiden, welche Therapie für den einzelnen Patienten am besten ist. Die Behandlung soll die Chancen erhöhen, dass Patienten ihre Mobilität weitestgehend zurückerlangen. Darauf zielt das geriatrische frührehabilitative Komplexprogramm ab. Beim ersten virtuellen EZ-Forum „Gesund leben“ im Rahmen der EZ-Gesundheitsserie „Was das Alter mit sich bringt und wie man damit umgeht“, haben Ulrike Wortha-Weiß, Leitende Oberärztin am Klinikum Esslingen, und der Therapie-Abteilungsleiter Florian Jacoby die Arbeit auf der neuen Station vorgestellt.

Neue geriatrische Station mit 20 Betten

Dazu erklärte Ulrike Wortha-Weiß: „Das so genannte Komplexprogramm gibt es bei uns schon lange.“ Bereits in der Notaufnahme durchlaufe jeder Patient, der älter als 70 Jahre ist, ein Screening, bei dem geprüft wird, ob eine Teilnahme am frührehabilitativen Komplexprogramm sinnvoll erscheint. „Neu ist, dass wir jetzt eine eigene geriatrische Station mit 20 Betten haben“, sagte die Fachärztin für Innere Medizin mit Zusatzqualifizierung Klinische Geriatrie. In der neuen Geriatrie-Station gibt es überwiegend Zweibett-Zimmer sowie einen Aufenthalts- und einen Therapieraum. Damit lasse sich eine gezielte Betreuung besser organisieren.

Für Ulrike Wortha-Weiß stehen die Vorteile fest, denn hier werden neben der Krankheit, die den Patienten ins Krankenhaus geführt hat, auch Vorerkrankungen mitbehandelt. Ein ganzes Team von Spezialisten arbeite deshalb eng zusammen. „Das Zentrale sind der Austausch und die Treffen, um sich abzustimmen und gezielt mit den Patienten zu arbeiten“, ergänzte Florian Jacoby, der die Therapieabteilung im Klinikum leitet und auf der Geriatriestation mit seinem Team den Therapieraum für Behandlungen nutzt. Die Zusammenarbeit funktioniere sehr gut, weil alle Therapiegruppen vor Ort sind: „Wir können so gezielter arbeiten als nur am Bett.“ Bei älteren Patienten können sich besondere Herausforderungen stellen, beispielsweise nach einer Operation oder einem Schlaganfall.

Häufig gibt es Schwierigkeiten beim Schlucken und Sprechen. Dann brauchen die Patienten eine spezielle Kost und intensive Betreuung, oft auch Hilfe beim Aufstehen und der Körperpflege. Dafür ist das Pflegepersonal speziell ausgebildet, Teile des Teams verfügen über den Zercur Geriatrie®, eine Basisweiterbildung, andere haben die Fachweiterbildung Geriatrie-Führerschein abgelegt. „Wir haben zusätzlich ein wöchentliches Fortbildungsprogramm zu verschiedenen Themen eingerichtet“, erläuterte die leitende Oberärztin.

Physiotherapie direkt nach der OP

Ein wichtiges Thema ist auch die Medikation. Weil Patienten häufig eine Vielzahl an Präparaten einnehmen, müsse auf deren Wechselwirkung geachtet werden. Dazu sei der wöchentliche Kontakt zum Apotheker im Klinikum nötig, um Laborwerte und die Medikation abzusprechen.

Besondere Zuwendung brauchen ältere Patienten, wenn sie nach einer Operation ein Delir – das ist ein akuter Verwirrtheitszustand – entwickeln. Auch dafür sind die Spezialisten auf der Station vorbereitet. Dazu kommen zusätzliche Helferinnen und Helfer, die ihr freiwilliges soziales Jahr im Klinikum absolvieren. Hilfreich ist es auch, wenn die Patienten die Mahlzeiten gemeinsam einnehmen: „Die Erfahrung zeigt, in der Gemeinschaft isst es sich anders. Wir erleben dort mehr Eigenaktivität der Patienten“, berichtete die Oberärztin.

Bereits am ersten Tag nach einer Operation beginnt in der Regel die Physiotherapie, um die Mobilität wiederherzustellen. Im Therapieraum können unter strenger Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen mehrere Patienten gleichzeitig versorgt werden. „Wir bekommen einen Bonus an Zeit für die Therapie. Und diese Zeit ist notwendig, damit wir auf die Patienten eingehen können“, erläuterte Florian Jacoby.

Die Begleitung über 14 Tage durch die gleichen Experten bringt viele Vorteile für den Patienten, das wurde im Gespräch deutlich. Vom ersten Tag an hat das Team auch die Zeit nach dem Klinikaufenthalt im Auge wie Ulrike Wortha-Weiß erklärt: „Wir kümmern uns um Therapie, Pflege, Vollmachten, Reha bis hin zu Fragen, die klären, wie die aktuelle Wohnsituation aussieht.“ Und die Ärztin appellierte in dem Zusammenhang daran, jeder und jede solle sich frühzeitig um seine vorsorgenden Papiere wie Vollmachten und Patientenverfügung kümmern.