Ministerpräsident Winfried Kretschmann habe sich dies als neue Aufgabe vorgenommen. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Gleich vier Hochschulen aus Baden-Württemberg haben sich im Rennen um die begehrten „Exzellenzuniversitäten“ durchgesetzt. Das ist kein Grund zum Ausruhen, sagt Regierungschef Kretschmann, und fordert Kooperationen. Aber gibt es das nicht schon?

Stuttgart - Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) strebt eine stärkere Kooperation der Hochschulen untereinander in Baden-Württemberg an. Er habe sich dies als neue Aufgabe vorgenommen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. „Wir stehen in einem harten internationalen Forschungswettbewerb, und die finanziellen Mittel sind begrenzt.“ Die Ressourcen müssten effizient eingesetzt werden, gerade in vielen Schlüsseltechnologien. Als Beispiel führte er die künstliche Intelligenz an. „Wir haben einerseits das Cyber Valley in Stuttgart und Tübingen, andererseits auch weitere Hotspots in Karlsruhe und Freiburg.“

Im Exzellenzwettbewerb hätten die Hochschulen miteinander im Wettbewerb gestanden. „Jetzt müssen wir umswitchen und sagen, wo kooperieren die Hochschulen besser miteinander“, sagte Kretschmann. Im Juni 2019 hatten sich vier Hochschulen aus Baden-Württemberg im bundesweiten Rennen um die begehrten „Exzellenzuniversitäten“ durchgesetzt. Dies sind Tübingen, Konstanz, Heidelberg und Karlsruhe. Sie erhalten damit eine millionenschwere Förderung von Bund und Land.

Chancen für eine enge Zusammenarbeit

Auch die Hochschulen sehen die Bedeutung und die Chancen für eine enge Zusammenarbeit im internationalen Wettbewerb. „Vor allem müssen wir künftig strategischer kooperieren, um mit unseren profilierten Stärken im Wettbewerb der großen Wissenschaftsregionen der Welt zu bestehen“, sagte der Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz, Bernhard Eitel, der auch Rektor der Universität Heidelberg ist. Er merkt aber auch an: „Völlig neu denken müssen wir nicht.“ Die Hochschulen tauschten sich bereits stark und erfolgreich aus.

In der Exzellenzstrategie seien die Universitäten aus dem Südwesten auch deshalb so erfolgreich gewesen, „weil sie miteinander und mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen kooperieren“. Es habe gemeinsame Anträge gegeben, die die individuellen Stärken zusammengebracht hätten. Zudem habe die Wissenschaftslandschaft in Baden-Württemberg international sichtbare Stärken wie das Cyber Valley, die Lebenswissenschaften Heidelberg4Life am unteren Neckar oder Mobilität der Zukunft in und um Karlsruhe, sagte Eitel.

Erfolgsfaktor für das Land

Der Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), Holger Hanselka, sieht das ähnlich. „Die enge Zusammenarbeit der Hochschulen untereinander ist ein Erfolgsfaktor des Landes“, teilte er mit. Das KIT habe bereits seit vielen Jahren enge strategische Partnerschaften und strategische Kooperationen mit weiteren baden-württembergischen Hochschulen. CDU-Landtagsfraktionschef Wolfgang Reinhart meinte: „Wir werden generell alles ins Auge fassen müssen, dass wir national, aber auch international wettbewerbsfähig bleiben.“

Im langen Streit um den neuen Hochschulfinanzierungsvertrag verteidigte Kretschmann zugleich das geplante Budget für den Südwesten in Höhe von insgesamt rund 1,8 Milliarden Euro zusätzlich von 2021 bis Ende 2025. Vor allem die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften hatten geklagt, dass die Summe zu niedrig sei. „Selbstverständlich hätten wir mehr Geld in die Hochschulen gegeben, wenn wir mehr gehabt hätten“, sagte Kretschmann. Aber: „Man kann nur das Geld verteilen, was man hat.“

CDU-Landtagsfraktionschef Reinhart schloss nicht aus, dass das Land Baden-Württemberg später bei den Hochschulen noch finanziell nachsteuert. Die Aufgaben für die Hochschulen würden nicht weniger - im Gegenteil. Forschung, Entwicklung und Innovation gehörten für die CDU weiterhin zu den tragenden Themen. „Gerade bei unseren Hochschulen werden wir immer schauen müssen, wie wir ihnen auf diesem Weg helfen und sie noch weiter stärken können - auch finanziell.“