Bleibt es auch in den nächsten Wochen trocken und heiß? Diese Möglichkeit deutet eine aktuelle Wetterprognose an. Allerdings hat eine so weitreichende Vorhersage Experten zufolge ihre Schwachstellen.

Offenbach/Stuttgart - Die Bauern klagen über Ernteeinbußen und Dürreschäden. Sie können nun höchstens auf den Herbst hoffen. Doch was, wenn es weiter so trocken bleibt? Werden Dürre und Trockenheit in Mitteleuropa zur Normalität? Droht in Zukunft in den Sommermonaten sogar Wassermangel?

Wird die Trockenheit zum Normalzustand?

Vor wenigen Tagen erst hatte sich der Wetterexperte Jörg Kachelmann in einem Tweet beunruhigt über eine 46-Tage-Prognose des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (European Centre for Medium-Range Weather Forecasts/ECMWF) gezeigt. Laut dieser Vorhersage werde sich die Dürre in Deutschland „bis Mitte September laufend verschärfen“.

Das Ergebnis der Prognose sei „sehr beunruhigend“. Auch wenn es sich um ein experimentelles Produkt handele, sei es das „beste weltweit“, schreibt Kachelmann im Kurznachrichtendienst Twitter über das langfristige Vorhersagemodell.

„Man kann nur hoffen, dass das Modell falsch liegt“, betont die Meteorologin Kristina Fröhlich. Sie ist beim Deutschen Wetterdienst Expertin für saisonale Vorhersagen. „Allerdings hat es leider vor vier Wochen Recht behalten mit der Prognose für die vergangenen vier Wochen.“

Deutscher Wetterdienst: Kein Grund zur Panik

Die 46-Tage-Prognose sei kein Grund zur Panik, entgegnet Andreasfriedrich, Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach. „Dafür ist die Prognose des ECMWF zu unsicher. Es handelt sich eher um eine Momentaufnahme. Ein paar Tage später kann die Prognose schon wieder ganz anders ausfallen.“

Mittel- und längerfristige Wettervorhersagen sind derzeit noch mit Vorsicht zu genießen. „Solche Modellergebnisse können sich noch stark ändern“, erklärt Friedrich.

Extrem niederschlagsarmer Sommer

Vor allem der in einigen Regionen Deutschlands seit Monaten ausbleibende Regen macht vielen Sorgen. So fielen im Juli in Hamburg und Schleswig-Holstein nach der Monatsauswertung des DWD nur rund 20 Liter Wasser pro Quadratmeter – üblich wären 80 Liter gewesen.

Damit war der Norden die niederschlagsärmste Region Deutschlands. Doch auch bundesweit wurde mit durchschnittlich 40 Litern Regen pro Quadratmeter gerade mal gut die Hälfte des Juli-Solls erreicht – und das nach den überdurchschnittlich trockenen Monaten Juni und Mai.

Wie zuverlässig sind Langzeitprognosen?

Mit Jahreszeitenmodellen arbeitet auch der DWD. Darin gibt es allerdings nur eine langfristige Prognose zu den erwarteten Temperaturen, nicht zu Niederschlägen. „Das ist viel zu unsicher für Trends“, meint Friedrich. Auch das ECMWF verstehe seine 46-Tage-Prognose nicht als letztgültige Expertise. „Solche Ergebnisse müssen interpretiert werden und sind eingeschränkt aussagekräftig“, betont der Meteorologe.

Der DWD mahnt deshalb bei der Interpretation von Jahreszeitenprognosen vor Überbewertung. „Was sie über zehn Tage im voraus sagen können, hat Hand und Fuß“, sagt Friedrich über die Trefferquote der Wettervorhersagen. „Aber alles andere kann nur ein Trend sein.“