Ungewöhnlich hohe Temperaturen und eine lang anhaltende Hitzeperiode beeinträchtigen weite Teile Chinas und verringern die Ernteerträge und die Trinkwasserversorgung. Foto: Uncredited/Chinatopix/AP/dp/a

China erlebt derzeit den heißesten und trockensten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1961. Die Hitzewelle fällt in diesem Jahr besonders heftig aus.

Ausnahmezustand im Reich der Mitte: In China haben die Temperaturen in den vergangenen Wochen vielerorts die Marke von 45 Grad immer wieder überschritten. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, sind derzeit 14 Regionen und Provinzen von „mittelschwerer bis schwerer“ Dürre betroffen.

 

Lokalregierungen wurden aufgerufen, die Wasserversorgung sicherzustellen und bei Bedarf auch künstliche Niederschläge herbeizuführen. Dabei werden Chemikalien in Wolken geschossen, um Regen zu erzeugen.

Die Schwere und Wahrscheinlichkeit von Dürren unter anderem in Zentral- und Ostasien haben mit hoher Gewissheit durch den Klimawandel zugenommen. Hitzewellen sind weltweit stärker und auch wahrscheinlicher geworden.

Ein Überblick über die Situation im Reich der Mitte:

Stromknappheit

Die Dürre- und Hitzewelle in Teilen des Landes führt zu massiven Stromengpässen. Wegen der anhaltenden Trockenheit führen viele Flüsse in China deutlich weniger Wasser. Die verstärkte Nutzung von Klimaanlagen hat den Stromverbrauch nach oben schnellen lassen, gleichzeitig aber produzieren wichtige Wasserkraftwerke weniger Strom als üblich.

Kohlekraftwerke

Aus Mangel an Wasserkraft durch die Dürre und Hitze laufen Kohlekraftwerke auf Hochtouren. In der schwer betroffenen Provinz Sichuan in Südwestchina produzieren die 67 örtlichen Kohlekraftwerke 50 Prozent mehr Strom als die geplante Kapazität vorsieht, wie Staatsmedien berichten.

Jangtse

Betroffen ist mit dem Jangtse auch der drittlängste Fluss der Welt, der mehrere Wasserkraftwerke versorgt. In den Stauseen der Region ist der Pegel zum Teil auf historische Tiefstände gesunken. Chinas Führung warnt vor einer noch bis September anhaltenden schweren Dürreperiode im Becken des Jangtse-Flusses.

In der zentralchinesischen Provinz Hubei hat der Wasserstand des Jangtse-Stromes den niedrigsten Stand seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1865 erreicht.

Herbsternte

Die Herbsternte ist wegen der Rekordtemperaturen in vielen Teilen des Landes akut bedroht. Das Landwirtschaftsministerium in Peking rief zusammen mit drei weiteren Ministerien dazu auf, die Pflanzen zu schützen und Wasser äußerst sparsam zu verwenden.

Die vier Ministerien erklärten, die rasche Ausbreitung der Dürre, verstärkt durch die hohen Temperaturen und begleitet von Hitzeschäden, sei eine große Bedrohung für die landwirtschaftliche Produktion im Herbst. Es geht vor allem um die Ernte von Reis und Soja - beide Pflanzen brauchen viel Wasser. China kann normalerweise 95 Prozent seines Bedarfs an Reis, Soja und Mais selbst decken.

Chongqing

Das nationale Wetteramt warnt weiter vor extrem hohen Temperaturen in 16 Provinzen in Zentral- und Südchina. Wie chinesische Staatsmedien berichten, dürfen die meisten Einkaufszentren in der südwestchinesischen Metropole Chongqing nur noch zwischen 16 und 21 Uhr öffnen, um so den Stromverbrauch von Klimaanlagen zu reduzieren.

Außerdem kam es zu mehreren Buschbränden rund um Chongqing, für die Behörden ebenfalls die anhaltende Trockenheit und Hitzewelle verantwortlich machten.

Sichuan

In der benachbarten Provinz Sichuan verlängerten die Behörden die Stromrationierungen für die Industrie und aktivierten die höchste Stufe der Notfallmaßnahmen gegen die Auswirkungen der Hitzewelle.

Seit Juli hat die Provinz mit 81 Millionen Einwohnern nach Angaben der Behörden „mit den höchsten Temperaturen, den geringsten Niederschlägen und der höchsten Stromlast in der Geschichte“ zu kämpfen.

Normalerweise stammen 82 Prozent der Energie in der Provinz aus Wasserkraft, doch sind die Pegel der Stauseen durch die Trockenheit stark gesunken. Die Stromproduktion aus Wasserkraft fiel um die Hälfte, während in der Hitze die Nachfrage durch Klimageräte in die Höhe schoss.

Chengdu

In der chinesischen Großstadt Chengdu sind an vielen Stellen die Beleuchtungen gedimmt und Leuchtreklamen abgestellt worden. „Das heiße und schwüle Wetter hat dazu geführt, dass die Stromversorgung der Stadt an ihre Grenzen gestoßen ist“, teilt die Stadtverwaltung mit. Die Situation sei „äußerst ernst“. Chengdu hat mehr als 20 Millionen Einwohner und ist die Hauptstadt der Provinz Sichuan im Südwesten von China.

Jiangsu

In der Provinz Jiangsu im Osten des Landes war es so heiß, dass der Asphalt stellenweise eine Temperatur von 68 Grad erreichte. Die örtlichen Behörden warnten die Autofahrer davor, dass die Reifen platzen könnten.