Das Baden-Württemberg Haus auf der Expo in Dubai Foto: Projektgesellschaft/BW-Haus

Erst kritisiert, jetzt bestaunt: Das Baden-Württemberg Haus auf der Weltausstellung Expo 2020 in Dubai ist ein Tor in eine Zukunft nach der Fixierung auf das Auto.

Stuttgart - Eine Weltausstellung hat zwei große Spieler: Die Nationen, die sich an einer Expo mit einem Pavillon beteiligen – und die Organisationen, die mit Themenpavillons zuvorderst Zukunftsfragen stellen.

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An diesem Freitag, 1. Oktober, startet in Dubai – ein Jahr später als geplant – die Expo 2020. Und sie bietet eine Besonderheit, ein Kuriosum, ein Alleinstellungsmerkmal: einen eigenen Pavillon-Bau einer regionalen politischen Einheit – das Baden-Württemberg Haus.

Braucht man das?

Braucht man das? Das diskutiert man noch immer in Baden-Württemberg selbst. Vor Ort macht der Pavillon als spektakulärer Holzbau wie als Bühne eines Feuerwerks technologischer Innovationen aus dem Südwesten neugierig.

„Wer seid Ihr, Baden-Württemberg?“

„Wer seid Ihr, Baden-Württemberg?“ Wir sind die, die Neues wagen, wäre wohl die Lieblingsantwort der Pavillon-Initiatoren (Ingenieurkammer Baden-Württemberg, Fraunhofer Institut und Messe Freiburg). Wir sind die, die mit zunächst elf Millionen Euro, inzwischen 15 Millionen Euro Haushaltsgeldern das Feuerwerk der Innovationen erst möglich machen, wäre eine kühlere Antwort aus der Position politischer Verantwortung.

180 Tage Landes-Solo

180 Tage der Expo zählt nun für das Landes-Solo in Dubai allein das Ergebnis. Und mit seiner Konzentration auf die digitale und klimaneutrale Transformation eines der größten Industriestandorte Europas darf sich das Baden-Württemberg Haus nicht nur internationalen Beifalls sicher sein. Nicht zu unterschätzen ist auch diese Botschaft zurück in den Südwesten: Mut lohnt sich.

Der Weg zum Baden-Württemberg Haus

2015
Die Ingenieurkammer Baden-Württemberg und das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation präsentieren dem damals SPD-geführten Wirtschaftsministerium im Land erste Ideen zur Teilnahme auf der Expo 2020 in Dubai.

2017
Die Ingenieurkammer bittet die 2016 neu gewählte Landesregierung (Koalition aus Grünen und CDU), sich für einen Sponsor-finanzierten Pavillon der baden-württembergischen Wirtschaft einzusetzen. Das Land soll eigentlich nur 2,8 Millionen Euro zuschießen.

2018
Das Land entscheidet, nicht Teil der Projektgesellschaft zu werden – dafür ist inzwischen die Messe Freiburg mit im Boot. Im November 2018 ernennt das von Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) geführte Wirtschaftsministerium aber den Hauptgeschäftsführer der Ingenieurkammer zum Generalkommissar des Pavillon-Projekts und schickt die Bewerbung „im Namen der Initiative“ ab. Durch diesen Fehler wird das Land von der Expo als Vertragspartner angesehen. Juristen bestätigen das später.

2019
Am 30. Januar 2019 unterschreiben die Expo und der Generalkommissar den Vertrag. Im Mai wird deutlich, dass die Sponsorengelder das Projekt nicht finanzieren. Im Laufe des Jahres bestätigen Juristen: Das Land ist Vertragspartner. Der Landtag stimmt notgedrungen der Fehlbetragsfinanzierung zu – erst ist nur von neun Millionen Euro die Rede, am Ende übernimmt das Land 15 Millionen Euro. Auch die Coronaverschiebung macht das Projekt teurer.

2020
Zum Jahreswechsel 2020/21 versucht ein Untersuchungsausschuss eine Aufklärung – Rücktrittsforderungen in Richtung Wirtschaftsministerin bleiben ohne Wirkung.

2021
Ein Jahr später als geplant beginnt am 1. Oktober 2021 die Expo 2020 in Dubai. Am 3. Oktober 2021 wird das Baden-Württemberg-Haus offiziell eröffnet.