Die brennende Zimmerei im Rückbereich der Fellbacher Straße explodierte. Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg

Vor 25 Jahren ging eine Zimmerei in der Fellbacher Straße in Schmiden in Flammen auf. Zwei Menschen sind gestorben, drei sind schwer verletzt worden.

Schmiden - An den ohrenbetäubenden Knall um die Mittagszeit am 17. März 1992 erinnern sich bestimmt noch viele Schmidener. Oder waren es doch zwei Donnerschläge kurz hintereinander? Die Erinnerung über die Geschehnisse und Abläufe, als ein Feuer und eine Explosion eine Zimmerei in der Fellbacher Straße völlig zerstörten, ist unsicher geworden. Aber die schreckliche Bilanz der Katastrophe bleibt im Gedächtnis: Zwei Menschen sind gestorben, drei sind schwer verletzt worden. Der Sachschaden ist später auf etwa 1,5 Millionen Mark, in heutiger Währung etwa 767 000 Euro beziffert worden.

Beobachter, die damals vor Ort eilten, wo eine riesige Rauchwolke in der Luft stand, werden die Bilder ihr Leben lang nicht vergessen. Feuerwehrleute löschten damals, was nicht mehr zu löschen war und standen dabei recht nahe an den Flammen des einstürzenden Holzbaus. Denn in der Hinterhofsituation war von manchen Seiten kaum Platz für großen Abstand. Einige zig Meter weit entfernt lag in einer Einfahrt eine verrußte Metallflasche. Zwei solcher Gasdruckflaschen spielten eine Rolle bei dem Unglück. Die Azetylenflasche war 34 Meter weit geflogen, wie die Ermittler später vor Gericht vortrugen, und traf zwei Postbeamte so unglücklich, dass der eine sofort tot war. Der zweite starb kurz darauf im Krankenhaus.

Noch im Umkreis von 100 Metern gingen Fensterscheiben zu Bruch

Gegen eine Hauswand, durch deren Fenster ein Blick auf das brennende Betriebsgebäude möglich war, ist das Geschoss, wie es dem Beobachter erschien, auf Höhe des ersten Stocks geprallt. Das schwere Metallteil hinterließ den Abdruck eines seitlichen Aufpralls, das Gebäude hielt stand. Durch die Wucht der Explosion wirbelten aber auch Holzbalken, Dachziegel und Glassplitter durch die Luft. Von einem über 40 Meter hohen Feuerball im Augenblick der Explosion berichteten Zeugen. Noch im Umkreis von 100 Metern gingen Fensterscheiben zu Bruch. Eine Narbe wird auch Feuerwehrmann Joachim Sixt sein Leben lang an den 17. März 1992 erinnern. Als die brennende Zimmerei überraschend explodierte, waren die ersten Feuerwehrleute bereits vor Ort. Ein Metallsplitter riss dem späteren Abteilungskommandanten und heutigem Gemeinderat der FW/FD ein Stück aus seinem Oberschenkel.

Wie das Feuer entstanden ist, konnte nicht abschließend geklärt werden. Die Flammen fraßen sich laut den Ermittlungen durch ein Holzlager und erfassten das „Nagellager“. Dort lagen die zwei Gasdruckflaschen, darunter die letztlich tödliche Azetylenflasche. Die andere, eine Sauerstoffflasche, barst: Herumfliegender Holzstaub und sauerstoffreiche Luft, genährt durch den restlichen Inhalt der geborstenen Metallflasche, dürften ein explosives Gemisch abgegeben haben.

Die gefährlichen Metallstücke gerieten bis zu dem verhängnisvollen Brand in Vergessenheit

Welches Verschulden den Betriebsinhaber traf, war später vor Gericht schwierig zu klären. Mitarbeiter hatten, wie es damals hieß, die Gasflaschen schon 1982 in den Betrieb mitgebracht, nachdem sie an einem Balkon geschweißt hatten. Die gefährlichen Metallstücke gerieten unglücklicherweise bis zu dem verhängnisvollen Brand in Vergessenheit. Wären die Seitenwände des Lageranbaus nicht aus Holz, sondern aus feuerbeständigem Material gewesen, wie es eine Norm vorschreibt, hätte das Feuer die Gasflasche erst viel später zur Explosion gebracht, stellte der Gutachter vor Gericht fest. Der Betriebsinhaber ist schließlich 1994 vom Amtsgericht Waiblingen wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und Herbeiführung einer Explosion vergleichsweise milde zu einer Geldstrafe von 10 000 Mark, also 5113 Euro, verurteilt worden.

Die juristische Aufarbeitung, in der es auch um Schadenersatzforderungen von Hinterbliebenen wegen hoher Beerdigungskosten und wegen Schmerzensgelds ging, zog sich insgesamt fünf Jahre hin.