Istanbul ist am Morgen von einer Explosion erschüttert worden. Zehn Menschen haben ihr Leben verloren. Foto: dpa

Bei einem Selbstmordanschlag in der Istanbuler Altstadt sind mindestens zehn Menschen getötet und 15 verletzt worden. Bundeskanzlerin Merkel hält es für wahrscheinlich, dass auch Deutsche unter den Todesopfern sind.

Berlin/Istanbul - Bei dem Selbstmordanschlag in Istanbul sind nach Angaben aus türkischen Regierungskreisen mindestens neun Deutsche getötet worden. Das teilte ein Regierungsvertreter, der anonym bleiben wollte, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur mit.

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Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu habe aus diesem Grund am Dienstag Bundeskanzlerin Angela Merkel angerufen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Er habe Merkel sein Beileid und sein Bedauern ausgesprochen. Nach türkischen Angaben wurden insgesamt mindestens zehn Menschen getötet und 15 weitere verletzt.

Merkel in großer Sorge

Merkel hatte zuvor gesagt, dass es bei dem Anschlag wahrscheinlich auch deutsche Opfer gegeben habe. „Wir sind in großer Sorge, dass auch deutsche Staatsbürger unter den Opfern und Verletzten sein könnten und wahrscheinlich sein werden“, sagte Merkel nach einem Gespräch mit Algeriens Premierminister Abdelmalek Sellal in Berlin. Die Betroffenen seien Mitglieder einer deutschen Reisegruppe.

Auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach zuvor davon, dass Deutsche verletzt und möglicherweise auch getötet worden seien. „Wir müssen inzwischen leider davon ausgehen, dass auch Deutsche bei diesem Anschlag verletzt wurden“, teilte Steinmeier am Dienstag in Berlin mit.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan machte einen „Selbstmordattentäter syrischer Herkunft“ für die Tat verantwortlich.

Die Zeitung „Cumhuriyet“ berichtete unter Berufung auf einen Reporter in Sultanahmet, der Selbstmordattentäter habe sich in einer deutschen Touristengruppe in die Luft gesprengt. Die Zeitung „Hürriyet“ berichtete, unter den Verletzten seien neun Deutsche. Sie würden in insgesamt vier Krankenhäusern behandelt. Zwei weitere Verletzte stammten aus Peru.

Mit Hochdruck um Aufklärung bemüht

Das Generalkonsulat in Istanbul bemühe sich mit Hochdruck um Aufklärung und stehe in engem Kontakt mit den türkischen Behörden. Nach der Explosion empfahl das Auswärtige Amt deutschen Urlaubern „dringend“, alle Menschenansammlungen in Istanbul zu meiden.

Zu der Detonation kam es in der Umgebung der Hagia Sophia und der Blauen Moschee. Die beiden weltberühmten Gebäude gehören zu den beliebtesten Touristenattraktionen der Türkei.

Nach dem Anschlag verhängte die Regierung eine Nachrichtensperre. Zur Begründung teilte die Medienaufsicht RTÜK mit, ein solcher Schritt sei laut Gesetz möglich, wenn er der „nationalen Sicherheit“ diene. Eine dpa-Reporterin wurde von Polizisten daran gehindert, in der Umgebung des Anschlagsortes Fotos zu machen.

Die dpa-Reporterin berichtete vor Ort von zahlreichen Polizisten sowie Rettungskräften. Auch Bombenentschärfer seien im Einsatz, sagte sie.

Der IS hat im abgelaufenen Jahr mehrere Anschläge in der Türkei verübt, sich dabei aber vornehmlich auf kurdische Ziele konzentriert. Touristen waren allerdings bislang kein Anschlagsziel des IS.

PKK greift in der Regel staatliche Einrichtungen an

Im Südosten des Landes läuft außerdem eine Offensive der türkischen Streitkräfte gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK, die damit gedroht hat, den Konflikt auch in den Westen der Türkei zu tragen. Die PKK greift aber in der Regel staatliche Einrichtungen an und ist bemüht, ihr Verhältnis zu westlichen Ländern zu verbessern.

Eine Reporterin von CNN Türk berichtete von schockierten Touristen, die nach der Explosion auf dem Pflaster gesessen hätten. Augenzeugen hätten gesagt, sie hätten einen Feuerball aufsteigen gesehen. Zu der Detonation sei es an dem ägyptischen Obelisken gekommen, der in der Nähe der Hagia Sophia, der Blauen Moschee und des Deutschen Brunnens steht. Die Explosion um 10.15 Uhr (Ortszeit/09.15 MEZ) war noch in einigen Kilometern Entfernung zu hören.