Polizisten mit automatischen Waffen beziehen in Paris vor einem Büro des Internationalen Währungsfonds Position, nachdem dort ein Briefumschlag explodiert war. Foto: AP

Am Mittwoch finden Ermittler ein explosives Paket im Berliner Bundesfinanzministerium, einen Tag später explodiert eine Sendung beim IWF in Paris. Gibt es einen Zusammenhang?

Paris/Athen - Die im Bürogebäude des Internationalen Währungsfonds in Paris explodierte Postsendung war in Griechenland verschickt worden. Dies teilte am Donnerstagabend der griechische Bürgerschutzminister Nikos Toskas mit. „Als angeblicher Absender erschien der Name Vassilis Kikilias“, sagte der Minister dem griechischen Fernsehsender ANT1. Kikilias ist der Sprecher der oppositionellen griechischen konservativen Partei Nea Dimokratia.

Hinter dem Anschlag vermutete Tsokas eine autonome Linksgruppierung. „Die Konspiration der Feuerzellen“ hatte bereits am Vormittag die Verantwortung für eine ähnliche Postsendung an das Finanzministerium in Berlin übernommen.

Nur einen Tag zuvor war dort ein Paket mit einem explosiven Gemisch und scharfem Zünder entdeckt worden, das in Athen aufgegeben worden war. Ein Sprecher der Berliner Polizei sagte, es werde ein möglicher Zusammenhang zwischen den Postsendungen in Berlin und Paris geprüft. Der IWF und das Bundesfinanzministerium spielen beide eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen der griechischen Regierung mit ihren internationalen Geldgebern.

Hollande spricht von Anschlag

Das IWF-Paket war an das Sekretariat des Vertreters des Fonds in Frankreich geliefert worden, dessen Büros sich nicht weit vom Prachtboulevard Champs Élysées befinden. Die Sendung explodierte, als die Sekretärin sie öffnete. Bei ihr bestehe aber keine Lebensgefahr. Die Schäden im Büro seien sehr begrenzt.

„Wir stehen heute erneut einem Anschlag gegenüber, es gibt kein anderes Wort, wenn es um ein Paket mit Sprengladung geht“, sagte Hollande am Rande eines Besuchs in Toulon. „Wir müssen die Hintergründe aufklären und die Schuldigen finden.“ Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung wegen versuchten Mordes im Zusammenhang mit Terrorismus ein, wie aus Justizkreisen verlautete. Die Ermittlungen wurden der Anti-Terror-Abteilung der Kriminalpolizei und dem Inlandsgeheimdienst DGSI anvertraut.

IWF-Chefin Christine Lagarde erklärte: „Ich verurteile diesen feigen Gewaltakt und bestätige die Entschlossenheit des IWF, unsere Arbeit in Übereinstimmung mit unserem Mandat fortzusetzen.“ Die Organisation arbeite eng mit den Behörden zusammen, um den Vorfall aufzuklären. Der Hauptsitz des IWF ist in der US-Hauptstadt Washington.

Nicht die erste Paketbombe aus Athen

Nach dem Fund in Berlin wollen die Ermittler nun eng mit ihren griechischen Kollegen zusammenarbeiten. Man werde in Kontakt treten, um die Echtheit eines Bekennerschreibens der linken Untergrundorganisation „Konspiration der Feuerzellen“ zu prüfen, sagte ein Polizeisprecher.

In dem Paket befand sich ein sogenanntes Blitzknallgemisch mit scharfem Zünder, das beim Öffnen zu erheblichen Verletzungen hätte führen können. Es ist nicht das erste Mal, dass eine Paketbombe aus Athen verschickt wurde: Mitglieder der „Konspiration der Feuerzellen“ hatten 2011 mehrere Paketbomben verschickt, darunter auch an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den damaligen italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi. Sie waren im März 2011 in Athen festgenommen worden. Die Organisation galt seither als zerschlagen.