Pflanzenzüchter isolieren einen Pelargoniensetzling für Versuche im Labor. Foto: dpa-Zentralbild

Die deutschen Trends bei der Innovationsfähigkeit sind nicht besonders rosig. Der jüngste Forschungsbericht der Bundesregierung sagt, dass es an den Digitalkompetenzen in Deutschland mangele.

Berlin - Deutschlands Wohlstand hängt stark vom Produktivitätsfortschritt und von der Innovationsfähigkeit in Wirtschaft und Forschungseinrichtungen ab. Das ist ein Grund, warum die Bundesregierung sich regelmäßig alle zwei Jahre einen Expertenbericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands vorlegen lässt. Der jüngste ist kaum vier Wochen alt.

Langfristig ist der Trend negativ

In drei Kernkompetenzen sind die Trends der vergangenen Jahrzehnte alles andere als rosig. Tatsächlich wächst die Produktivität in Deutschland nach wie vor, aber deutlich langsamer als früher. Zu Beginn der sechziger Jahre lag der Produktivitätsfortschritt in der Bundesrepublik laut dem Bericht noch bei 2,8 Prozent (gemessen an der Totalen Faktorproduktivität (TFP), die als gängige Maßeinheit für diesen Bereich gilt). Von 2010 bis 2014 waren es nur noch 0,8 Prozent. „Hier zeichnet sich in der langen Frist ein negativer Trend ab“, so die Kommission.

Außerdem schwächeln die Kennziffern für die Innovationsdynamik. Die Innovatorenquote – das ist der Anteil der Unternehmen, die neuartige Produkte auf den Markt bringen oder innovative Prozesse umsetzen – sinkt ebenfalls. 1999 gehörten mit 56 Prozent noch mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen mit mehr als fünf Beschäftigten zu den Innovatoren. 2015 waren es mit 35 Prozent nur noch ein gutes Drittel. Seit der Finanzkrise 2008 stagnieren laut dem Bericht außerdem die transnationalen Patentanmeldungen in Deutschland und Europa. Währenddessen werden China, Japan und den USA hohe Wachstumsraten in diesem Bereich bescheinigt.

Konzentration der Innovation auf weniger Akteure

Einen Grund zum Schwarzsehen erkennt die Expertenkommission Forschung und Innovation darin gleichwohl nicht. Zum einen ist nach Einschätzung der Kommission der Anstieg der Produktivität in vielen Ländern auf dem Globus seit den neunziger Jahren im Sinkflug. Zum anderen nimmt die Innovatorenquote auch in den meisten anderen europäischen Ländern seit zwanzig Jahren ab. Die Expertenkommission geht zudem nicht davon aus, dass die Kreativität der Forscher, Entwickler und Unternehmer generell erlahmt und dass es insgesamt weniger Innovationen und neue Ideen gibt. Stattdessen sei „eher von einer Konzentration der Innovationsaktivitäten auf zunehmend weniger Akteure“ auszugehen.

Auf digitale Weiterbildung kommt es an

Der Bundesregierung, allen voran der neuen Bildungs- und Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU), rät die Kommission ausdrücklich, „die derzeitig zu beobachtenden Phänomene vorsichtig zu bewerten“. Zur Sicherung von Produktivität und Innovationskraft gelte es vor allem, „die Grundlagenforschung als wichtige Quelle radikaler Innovationen zu stärken“. Nachholbedarf sieht die Kommission auch bei der digitalen Transformation, „deren flächendeckende Umsetzung noch aussteht“. Dabei gehe es darum, Mängel in der Infrastruktur zu beseitigen, und den mangelnden Digitalkompetenzen der Arbeitnehmer durch Weiterbildungsangebote zu begegnen.