40-mal hat die Stadt Straßen zeitweise gesperrt, damit Kinder dort spielen können. Foto: Georg Linsenmann

Mehr Spielplätze, temporäre Spielstraßen, weniger Müll in den Vierteln – 2018 hat sich Stuttgart auf den Weg gemacht, für Kinder und Jugendliche mehr zu bieten und ihre Meinung stärker zu hören. Wie die Expertinnen und Experten vom Verein Kinderfreundliche Kommunen das bislang Erreichte bewerten.

Dass Kinder und Eltern ihm von den temporären Spielstraßen in der Stadt erzählt haben, ist für Luigi Pantisano vom Linksbündnis ein Zeichen, dass die Arbeit der Stadt Erfolg hat: „Die Maßnahmen werden wahrgenommen und angenommen“, sagte der Stadtrat im Jugendhilfeausschuss der Stadt, nachdem die Kinderbeauftragte Maria Haller-Kindler den Abschlussbericht des bisherigen Prozesses „Kinderfreundliche Kommune“ vorgelegt hatte.

Pantisano steht mit seinem positiven Fazit nicht allein da. Auch die Expertinnen und Experten vom Verein Kinderfreundliche Kommunen, die das gleichnamige Sigel verleihen, sind mit dem, was Stuttgart seit 2018 für Kinder und Jugendliche getan hat, zufrieden. In ihrem Bericht schreibt etwa der Sachverständige Roland Roth: „Stuttgart kann weiterhin als Leuchtturm in Sachen Kinderrechte betrachtet werden. Angesichts der besonderen Herausforderungen durch die Pandemie-Einschränkungen ist es erstaunlich, was alles gelungen ist.“ Und seine Kollegin bilanziert, es gebe eine „Reihe von zentralen Verbesserungen für Kinder und Jugendliche in Stuttgart“.

Gewalt gegen Kinder verhindern und sie besser einbeziehen

Der Verein, der vom Deutschen Kinderhilfswerk und der Unicef Deutschland getragen wird, verlängerte deshalb nun das Siegel Kinderfreundliche Kommune, das die Stadt seit 2020 trägt.

32 Maßnahmen wollte die Stadt umsetzen, seit sie sich im Jahr 2018 auf den Weg gemacht hat, kinderfreundlicher zu werden. Unter anderem sollte Stuttgart sauberer werden, es sollten mehr Spiel- und Bewegungsflächen geschaffen und Kindern Natur zugänglich gemacht werden. Schwerpunkte sind auch, Angebote zu schaffen, um Gewalt gegen Kinder zu verhindern sowie sie selbst und ihre Meinung besser zu hören.

Der Bericht der Verwaltung, der den Rätinnen und Räten vorlag, listet auf, was bis heute umgesetzt wurde. So würden stark frequentierte Spielplätze nun häufiger gereinigt. Es gebe mehr Still- und Wickelmöglichkeiten in der Stadt, außerdem gibt es das Projekt temporäre Spielstraßen: Dabei wird in einem Viertel einen Tag lang eine Straße gesperrt. Die mobile Jugendarbeit bietet dann dort Spiele, Basteln und Sport an. 40-mal fand das bisher statt.

Kinderversammlung eingerichtet

Auch die Stuttgarter Schulen werden einbezogen, etwa bei Angeboten zur Gewaltprävention oder wenn es darum geht, geflüchteten Kindern einen schnellen Zugang zu den Vorbereitungsklassen zu ermöglichen. Um die Meinungen der jungen Stadtbewohner zu hören und einzubeziehen, hat die Stadt eine Kinderversammlung eingerichtet und die Jugend befragt. Außerdem fördert sie Jugendfarmen, Abenteuer- und Aktivspielplätze finanziell. Von den 32 geplanten Maßnahmen sind 21 abgeschlossen, an sieben wird gearbeitet.

Quer durch alle Fraktionen waren die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses denn auch angetan von dem Erreichten, hatten aber Fragen dazu, wie es weitergeht. Haller-Kindler kündigte an, dass 2024 die nächste zweijährige Phase mit neuen Projekten starten soll. Der Plan dafür werde gerade erarbeitet und soll in die Beratungen zum Doppelhaushalt 2024/25 eingebracht werden.

Checklisten für Ämter

Ziel sei es, „dass wir das Siegel Kinderfreundliche Kommune ab 2027 unbefristet bekommen“. Als Beispiele, was nun kommen soll, nannte die Kinderbeauftragte Checklisten für alle Ämter, wie diese Kinderrechte in die Verwaltungsarbeit einbeziehen können. Zudem will man gemeinsam mit Schulen Ideen zur Gewaltprävention entwickeln. Sie selbst will ihre Arbeit als Kinderbeauftragte künftig auch in anderen Gremien der Stadt präsentieren, um für Kinderbelange sensibel zu machen. Als Zukunftsaufgaben sahen die Ausschussmitglieder zum Beispiel: den Fußverkehr für Kinder verbessern (Raphaela Ciblis, Grüne), geflüchtete Kinder integrieren (Jasmin Meergans, SPD), Kinder noch mehr einbeziehen (Klaus Nopper, CDU), Schulwege sicherer machen (Manja Reinholdt, Elternvertreterin).