Momentan ist die Hauptsaison für blühende Weihnachtsdekoration – und besonders beliebt ist hierzulande dabei die Amaryllis. In Vaihingen und Erdmannhausen haben wir von Experten Interessantes über ihre Herkunft und Pflege erfahren.
Ob in Samtrot, Weiß oder einfarbig, panachiert oder mit farbig kontrastierendem Blütenrand – die Amaryllis verzaubert viele Pflanzenliebhaber. Seit November gehen die blühenden Schönheiten wieder zahlreich über den Ladentisch. Denn der Ritterstern, wie die Pflanze eigentlich heißt, hat sich zum Megastar in der Winter-und Weihnachtssaison gemausert. Wo es noch vor Jahren hauptsächlich um den Weihnachtsstern ging, macht der Ritterstern – oder lateinisch Hippeastrum – dem Weihnachtsstern inzwischen tüchtig Konkurrenz.
„Rund die Hälfte der verkauften Winterblüher, die in dieser Zeit über die Ladentheke gehen, sind Amaryllis“, weiß auch Christa Müller vom Blumenhaus in Erdmannhausen. Sie erklärt, dass der Weihnachtsstern um einiges empfindlicher sei als der Ritterstern, vor allem was die Zugluft anbetrifft. Und einen klaren Vorteil hat der Ritterstern auch: Dessen Blüten kommen bei entsprechender Pflege nämlich wieder.
Amaryllis hat den Weihnachtsstern in der Gunst der Käufer abgelöst
Doch ob nun als Pflanze im Topf oder als Schnittblume in der Vase: Der Ritterstern ist in beiden Varianten sehr beliebt. Letztere aber ermöglicht den Floristen ein Spiel mit weihnachtlichem Dekomaterial. „Doch es werden beide Möglichkeiten sehr gern gekauft“, weiß auch Maximilian Beutler von der Rosen-Gärtnerei in Vaihingen-Horrheim. Seine Familie züchtet zwar Rosen aller Art, doch für die Wintersaison wird bei den Beutlers der Ritterstern kultiviert. Auf rund zwanzig Sorten bringt es der Betrieb dabei. Sie tragen so klangvolle Namen wie etwa Ferrari, Benifica oder auch Antarctica. Gefüllte Exemplare, wie beispielsweise die prachtvolle Nymph mit einem lebhaften Rot-Weiß-Farbspiel, gibt es freilich auch.
Am meisten gefragt sind allerdings immer noch die roten und weißen Blüten – egal ob bei Schnittblumen oder den Topfblühern. Doch sind es unterschiedliche Sorten: „Es gelten bei der Schnittblume andere Kriterien. Ihr Stil muss fest und wesentlich kräftiger sein als bei einer Pflanze, die im Topf gehalten wird. Die Schnittblumen- Züchtungen wurden in den letzten Jahren stark optimiert. So kann die Blüte selbst in der Vase länger halten.“ Trotz allem braucht die Schnittblume einen pfleglichen Umgang, damit etwa den Leitungsbahnen im Stiel nichts passiert. „Eine solche kann nämlich bei unsanfter Behandlung reißen“, warnt Maximilian Beutler, der zusammen mit Mutter Birgit auf das Wohlergehen der Zwiebelblumen achtet.
Amaryllis mag es warm
Auf einer Fläche von fünftausend Quadratmetern Glasgewächshaus nehmen sich die Beutlers der bräunlichen Zwiebeln an, die meist aus den Anbaugebieten in Peru oder Bolivien per Schiff nach Amsterdam und schließlich per Lastwagen nach Deutschland gelangen. Bei der Ernte werden die kleinen Brutzwiebeln noch vor Ort von der Mutterzwiebel abgetrennt, damit die Winzlinge zu neuen und starken Zwiebeln heranreifen können. „Eine Züchtung in Deutschland wegen des hier herrschenden Klimas ist unrentabel“, sagt Beutler entschieden und fügt hinzu: „Im Sommer müssten wir kühlen, im Winter heizen.“
Bis die Zwiebel aber schlussendlich nach Deutschland kommt, hat sie meist vier bis fünf Jahre auf dem Buckel. Doch auch in Horrheim muss das Gewächshaus im Winter geheizt werden. Denn etwa 20 bis 24 Grad Celsius benötigen die Zwiebeln, um so zu treiben, dass sie bis zur Adventszeit das Stadium erreicht haben, das sich die Kunden wünschen. „Der Handel jedoch will sie kurz haben“, betont Beutler, der, je nach Bedarf, die Pflanzen kühler oder wärmer stellt. „Doch Achtung: Kühler als 15 Grad, dann geht nichts mehr“, weiß der 29-Jährige, der gemeinsam mit seiner Frau Lisa für den zeitgenauen Ablauf sorgt.
Der Fachmann verrät seine Tricks
Für den Privatverkauf lädt der Betrieb die Kunden im Advent in die extra gerichtete Ausstellung ein, die den Fokus allein auf die Amaryllis lenkt. Doch der Privatverkauf hat betrieblich nicht die oberste Priorität. Vorwiegend liefert der Betrieb nämlich an den Großhandel, um den sich vor allem Lisa Beutler kümmert. Und da ist das Geschäft mit den prachtvollen Pflanzen für dieses Jahr fast schon abgeschlossen.
Maximilian Beutler arbeitet mit seiner Frau seit rund sechs Jahren im elterlichen Betrieb, nachdem sein Vater Bernd zu großen Teilen das Augenlicht eingebüßt hat. Der gelernte Kaufmann und Staudengärtner schätzt den Umgang mit den blühenden Schönheiten und hat deshalb für deren Liebhaber auch Tipps parat, die verhindern, dass die Zwiebel, wenn ihre Blüten verwelkt sind, nicht einfach nur im Müll landet. Denn bei richtiger Pflege kann der Ritterstern viele Jahre Freude machen.
Wie pflegt man eine Amaryllis am besten?
- Bei Zimmertemperatur von 18° bis 22° Celsius aufstellen.
- Topf von oben nur wenig gießen
- Feucht halten, aber keine Staunässe.
- Nach der Blüte die Pflanze regelmäßig gießen und düngen.
- Nach den Eisheiligen darf sie im Freien aufgestellt werden.
- Ende Juli die verbliebenen Blätter abknicken, nicht schneiden.
- Ab August Wasserzugabe und Düngung einstellen, da beginnt die Ruhephase, in der die Pflanze Kraft für neue Blüten tankt.
- Ab Oktober kann sie dann wieder gegossen und im Zimmer aufgestellt werden. Grüne Blätter jetzt abschneiden.
Doch Vorsicht: Es gibt keine Garantie, dass sie rechtzeitig Knospen ausbildet. „Manchmal funktioniert dies auch erst zu Ostern. Der Ritterstern ist mitunter eigenwillig“, betont der Fachmann schmunzelnd.