Das ist nicht der Mars, auch wenn es so aussieht: In der Wüste von Utah wird das Leben auf dem Roten Planeten möglichst realistisch erprobt. Foto: Mars Society

Der deutsche Ingenieur Volker Maiwald ist bei einem Mars-Experiment in Utah dabei: Ins Weltall fliegen wird er aber wohl nie.

Der Mars liegt in Utah, mitten in der Wüste des US-Staats. So fühlt es sich zumindest für Volker Maiwald an. Er ist Ingenieur beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und simuliert für zwei Wochen das Leben auf dem Roten Planeten. Im Interview verrät er, was ihn an dem Experiment fasziniert.

Herr Maiwald, warum lässt man sich freiwillig einsperren?
In einer echten Mission hat man nicht den Luxus, einfach raus zu können, das Überleben hängt vom Habitat, dem Lebensraum, ab. Um dies effektiv vorzubereiten, gerade die Effekte des Eingesperrtseins zu testen und Lösungen für auftretende Probleme zu finden, werden solche Simulationen durchgeführt. In unserem Fall gibt es jedoch Experimente, die diese Abschottung erleichtern.

Was essen Sie?
Die Verpflegung besteht aus Trockennahrung, die zwar aufbereitet wird, jedoch im Grunde die klassische Astronautennahrung ist. Auch zur Nahrung und den Auswirkungen dieser Lebensmittel werden Tests bei der MDRS gemacht, das steht für Mars Desert Research Station, gemacht.

Dürfen Sie in einem Astronautenanzug raus auf die Mars-Oberfläche, also die Wüste?
Ja, die Mission sieht eine Reihe von Experimenten sowohl technischer als auch naturwissenschaftlicher Art vor, die einen Ausstieg notwendig machen. Ich unterstütze die Kollegen im organisatorischen und technischen Bereich und verlasse die Station in einem simulierten Raumanzug. Die Ausstiege müssen sehr genau geplant und mit der Missionsleitung abgestimmt sein.


Wieso fiel die Wahl auf Sie?
Es ist wohl Glück dabei gewesen, dass jemand aus unserem Team mit darf. Die Abteilung Systemanalyse Raumsegment DLR kooperiert mit der Arbeitsgruppe International Lunar Exploration Working Group der europäischen Raumfahrtbehörde Esa. Zweimal pro Jahr sind in der MDRS Missionen vorgesehen. Warum ich ausgewählt wurde, kann ich nicht genau sagen, aber ich habe in meinen sonstigen Tätigkeiten häufig mit der Koordinierung von internationalen und multidisziplinären Teams zu tun. Das ist in diesem Fall günstig.

Ist da eine Karriere als Astronaut in Aussicht?
Das wäre zwar ein Traum, ist allerdings leider dennoch in weiter Ferne.

Was machen Sie von morgens bis abends?
Meine Tage sind sehr voll. Als stellvertretender Kommandant unterstütze ich unsere Kommandantin und wichtigste Geologin, Melissa Battler, bei der Organisation und Planung. Daneben ist meine Aufgabe, den Betrieb der Station zu überwachen.

Was bedeutet das?
Zum Beispiel muss die Stromversorgung durch die Generatoren stets gewährleistet und müssen die Betriebsdaten an die Missionskontrolle übermittelt werden. Hinzu kommen, wie gesagt, die Vorbereitung und Durchführung der Ausstiege. Außerdem arbeite ich mit dem Rover-Ingenieur Matt Cross zusammen, um das Fahrzeug für den Außeneinsatz vorzubereiten. Daneben gibt es natürlich auch ganz banale Aufgaben, mit denen wir uns abwechseln, wie Saubermachen oder Essenzubereiten.

Haben Sie eigene wissenschaftliche Aufgaben?
Ja, sie konzentrieren sich darauf, den Einsatz eines zukünftigen DLR-Experiments vorzubereiten, in dem es um eine Anlage zur effektiven Züchtung von Kleinpflanzen geht. Außerdem will ich das Habitat auf Verbesserungsmöglichkeiten untersuchen. Daraus kann ich Lehren für unsere Forschung am Institut für Raumfahrtsysteme ziehen.

Werden Sie per Video überwacht, wie damals bei dem 500 Tage währenden Mars-Experiment in einem Moskauer Labor?
In der Station sind zwei Webcams installiert, die von der Missionsleitung zur Überwachung verwendet werden. Es werden im Minutentakt Bilder gemacht, allerdings nicht von den privaten Räumen.

Viel Platz ist da ja nicht, wie mussman sich Ihr Zimmer vorstellen?
Die Quartiere sind sehr klein, ungefähr 1,5 Meter breit und gut zwei Meter lang. Wir haben ein Brett, auf dem wir mit Schlafsack und Unterlage schlafen, darunter ist Stauraum. Es gibt einen kleinen Schreibtisch. Insgesamt sehr spartanisch, nur die Kommandantin hat ein Fenster.

Wie viel Abenteuer steckt in dem Projekt?
Ich habe schon länger davon geträumt, Feldforschung zu betreiben. Als Raumfahrttechniker ist das aber gar nicht so einfach. Da ich mich als Forscher verstehe, ist dies eine schöne Gelegenheit, meinem Drang nachzukommen. Und abenteuerlich ist es in jedem Fall. Wir arbeiten mitten in der Wüste unter sehr einfachen und widrigen Bedingungen. Das ist in jedem Fall etwas anderes als das gemütliche und saubere Büro. Doch, das Abenteuer hat großen Anteil an meiner Motivation, hier zu sein.

http://mdrs.marssociety.org; www.dlr.de