Ein eingespieltes Trio: Steele, Remington und ihr Haustier Diesel Foto: Stefanie Schlecht

Kuschelig, neugierig, eigensinnig – das ist Diesel, ein Stinktier, das in Grafenau lebt. Und zwar bei einer besonderen Familie, die sehr froh ist an ihrem besonderen Mitbewohner. Was mit daran liegt, dass er besser riecht, als sein Name klingt.

Diesel ist schneeweiß, neugierig und fast schon unheimlich kuschelig. Er mag Fleisch und Gemüse, verträgt keinen Zucker, findet Schnee und Wasser doof und verrichtet sein Geschäft auf einer Hundetoilette. Ein Hund ist Diesel allerdings nicht. Auch keine Katze. Diesel ist ein Stinktier.

Stinktier auf Reisen

Wer nun verdutzt das Gesicht verzieht und überlegt, wie oft Diesels Familie nach einer Stinkattacke von Diesel wohl schon den Wohnort wechseln musste – hier kommt die Entwarnung: Gar nicht. Was daran liegt, dass Diesel keine Stinkdrüsen mehr besitzt und deshalb nicht mehr stinken kann. Sein Eigengeruch ist, anders als der Name sagt, deshalb sogar ziemlich angenehm.

Die Entfernung von Stinkdrüsen wird in Deutschland seitens des Tierschutzes kritisch gesehen. In Amerika, Diesels Heimatland, sind Stinktiere allerdings keine derart ungewöhnlichen Mitbewohner. „Dort gibt es in einigen Staaten Stinktierfarmen, die Stinktiere als Haustiere züchten“, erklärt Diesels Herrchen Gage, der den Nachnamen seiner Familie lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. „Diese Tiere werden also dazu geboren, Haustiere zu sein.“

Von einer solchen Farm hat Gage Diesel adoptiert. Für ihn, seine Frau und die beiden Kinder ist Diesel nicht nur ein Haustier. Er ist ein richtiges Familienmitglied, das gerne mit den Kids kuschelt und sich am liebsten dort aufhält, wo der Rest der Familie gerade ist. Sogar in den Urlaub darf Diesel in der Regel mitfahren, zumindest, wenn es mit dem Auto auf Reisen geht. Und was sagen die Hotelbesitzer zu einem Stinktier als Gast? „Wir fragen immer, ob wir unser Haustier mitbringen dürfen“, sagt Gage und schmunzelt dabei. „Und die Leute fragen nicht nach, was es für ein Haustier ist. Die gehen davon aus, dass es ein Hund ist.“ Klar sei die Überraschung groß, wenn statt eines Labradors ein Stinktier mit eincheckt. „Aber die Reaktionen sind in der Regel freundlich.“

Kein Wunder, schließlich ist Diesel auch ein ziemlich einnehmender Geselle. Wie ein Hund verhält sich ein Stinktier allerdings nicht. „Wenn wir mit ihm spazieren gehen würden, würde er nicht mitkommen“, ist sich Gages Tochter Remington sicher. Auch beibringen könne man Stinktieren nichts. „Sie sind mehr wie Katzen.“ Und wie kommt man auf die Idee, sich statt Katzen oder Hunden ein Stinktier als Haustier zuzulegen? „Ich hatte schon als Jugendlicher Stinktiere, weil mir andere Haustiere zu langweilig waren“, sagt Gage. „Dadurch habe ich gemerkt, dass Stinktiere tolle Haustiere sind.“

Das Veterinäramt ist skeptisch

Auch in Deutschland ist die Haltung von Stinktieren nicht verboten, lediglich das Entfernen der Stinkdrüsen ist gesetzeswidrig – es sei denn, es liegt eine medizinische Begründung vor. Tatsächlich stellt das Tierschutzrecht keine speziellen Anforderungen an die Haltung von Stinktieren als Haustiere. Zur Beurteilung der Haltung sei nur ein amtstierärztliches Gutachten ausschlaggebend, teilt das im Landratsamt angesiedelte Veterinäramt mit. Wie oft Exoten wie Stinktiere im Kreis Böblingen als Haustiere gehalten werden, kann die Behörde nicht feststellen, das es – zu ihrem Leidwesen – keine Registerpflicht für exotische Heimtiere gibt.

„Wir bedauern das Fehlen spezieller rechtlicher Vorgaben sehr und sehen die Haltung exotischer Heimtiere generell außerordentlich kritisch.“ Wiewohl es Tierhalter mit herausragenden Kenntnissen und sehr guten Haltungsbedingungen gäbe. Doch dies, weiß das Amt, sei leider nicht die Regel.

Diesel hatte das Glück, bei einer Familie zu landen, die es gut mit ihm meint. Das Stinktier wird umsorgt, gepflegt und mit großem Respekt behandelt. Für die Kinder ist Diesel mehr als nur ein Haustier: Er ist ihr bester Freund. „Er ist süß, weich, nett, anders und versteckt sich gern überall“, zählt Gages Sohn Steele die Eigenschaften seines felligen Kumpels auf. „Und er kuschelt gerne und klaut unser Essen vom Tisch“, ergänzt Remington. Wie Vater Gage erklärt, sei Diesel auch ein ganz hervorragendes Gesprächsthema. Speziell seinen eher schüchternen Kindern sei er indirekt dabei behilflich, Kontakt zu knüpfen. Außerdem sei die Haltung von Stinktieren, zu seiner eigenen Überraschung, deutlich günstiger als die eines Hundes oder einer Katze.

Rücksicht bei der Rückkehr

Zwei Jahre ist Diesel mittlerweile alt. Genauso lange lebt auch seine Familie hier in Deutschland. Gage ist von Beruf Militär-Psychologe und insgesamt für drei Jahre in der Region stationiert. Wenn die Zeit in Deutschland endet, geht es für die Familie zurück in die USA – natürlich mit Diesel. Gage weiß, dass die Haltung von Stinktieren nicht überall in Amerika erlaubt ist. Aber er weiß auch, dass sich die Familie nur an einem Ort niederlassen wird, an dem Diesel wohnen darf.