Elefanten mögen ausgediente Weihnachtsbäume. Eine Teilnehmer der Bürgerbeteiligung hat noch eine ganz andere Idee, wie sich die Kraft der Wilhelma-Vierbeiner nutzen lässt. Foto: dpa

Nicht nur die ganz großen Themen sind bei der Aufstellung des vierten Stuttgarter Bürgerhaushalts gefragt – kreative Ideen wie Pinkelsäulen für Männer oder Elefanten, die den Wald aufräumen, haben Bürger ebenso eingebracht. Eine Auswahl.

Stuttgart - Wilhelma-Elefanten in den Arbeitseinsatz? Winterschwimmen im Freibad? Seit Anfang Februar dürfen die Stuttgarter wieder Vorschläge zu den gemeinderätlichen Haushaltsberatungen einreichen. Das Konstrukt des Bürgerhaushalts erlebt bereits die vierte Auflage, der Zuspruch ist seit 2011 kontinuierlich gestiegen. Doch nicht nur die großen Themen Verkehr, Lärm, Umweltschutz oder Wohnungsnot treiben die Stuttgarter um. Mitunter geht es um dringende Bedürfnisse und deren Folgen, um drastische Maßnahmen gegen Ruhestörer oder um die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, wie eine kleine Auswahl der bisher eingereichten Ideen auf dem Online-Portal zum Bürgerhaushalt zeigt.

So regt etwa die Teilnehmerin Smilla an, im „Eisenbahnerviertel“ (Stuttgart-Nord) Pinkelsäulen für Männer aufzustellen. Dort verrichteten immer mehr Herren ihre Notdurft in Hofeingängen und auf Grünflächen, weil es an entsprechenden Einrichtungen fehle, meint die Ideengeberin und verleiht ihrem Ekel mit einem „Wuää“ Ausdruck. Von Toilettenhäuschen hält sie nichts, sie würden Gefahren bergen. Pinkelstände mit Abfluss und verdeckter Einsicht seien aber ein probates Mittel. Das weibliche Geschlecht bleibt bei diesem Vorschlag gänzlich außen vor. Apropos Frauen: Ein männlicher Teilnehmer setzt sich massiv für die Gleichberechtigung ein – und verlangt ultimativ die Abschaffung des verbilligten SSB-Frauen-Nachtaxis. Ein solches Angebot sei mit Artikel 3 des Grundgesetzes nicht vereinbar. Er bittet den SSB-Vorstand (zwei Frauen, ein Mann) und den SSB-Aufsichtsratschef, OB Fritz Kuhn, im Sinne der Gleichberechtigung der Geschlechter tätig zu werden und die Diskriminierung der Männer zu beenden.

Bürgerin droht Bezirksvorsteher mit eigener Kandidatur

Ganz andere Probleme plagen dagegen den Teilnehmer Telemaster: Unter dem Stichwort „Himmlische Ruhe“ will er getunten, übermotorisierten und Krach machenden Autos mit Hilfe moderner Technik zu Leibe rücken. Die Stadt solle die Verursacher mittels intelligenter Motor-Fernsteuerung bei der Einfahrt nach Stuttgart erfassen und die betroffenen Fahrzeuge bei Überschreitung der Lärmgrenzwerte mittels Fernsteuerung automatisch stilllegen, so sein Vorschlag. Damit nicht genug: „Weiterhin sind öffentliche Kampagnen zur sozialen Ächtung der Täter zielführend.“

Eine Zuffenhausenerin wiederum droht gar mit personellen Konsequenzen, falls ihr Anliegen nicht endlich Gehör finde: Sie ärgert sich über Parksünder, Raser und Lastwagen, die trotz Verbots durch ihre Wohnstraße brettern. Und weil ihrer Meinung nach der örtliche Bezirksvorsteher Gerhard Hanus nichts dagegen unternimmt, will sie zum Äußersten greifen: „Sollte weiter nichts geschehen, werde ich mich zur nächsten Wahl als Bezirksvorsteherin aufstellen lassen.“

Bürgerin hanna05 dagegen möchte gern auch im Winter bei Eis und Schnee im Freien schwimmen. Es sei „für eine Landeshauptstadt nicht akzeptabel“, dass in den städtischen Freibädern nicht wenigstens eine 50-Meter-Bahn offen gehalten werde wie etwa in Waiblingen, schreibt sie und schlägt vor, die Öffnungszeiten des Möhringer Freibads ganzjährig zu erweitern. Da dürfte es nicht nur den Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) frösteln.

Stadt soll den schwäbischen Weinbergspitz retten

Tierisch gute Ideen dürfen im Reigen der bisher eingegangenen Vorschläge natürlich nicht fehlen. Während sich gleich mehrere Bürger kritisch mit dem Thema Hundekot im Stadtgebiet auseinandersetzen und ein Teilnehmer die Einrichtung einer Hunde-DNA-Datenbank anregt, um die beim Beseitigen der Hinterlassenschaften säumigen Halter zu identifizieren und mit einem Bußgeld zu belegen, regt Teilnehmer PS33469 sogar die Eröffnung einer städtischen Hundezucht an. Nur so könne der vom Aussterben bedrohte „schwäbische Weinbergspitz“ überleben. Der Spitz solle vor allem den Wengertern in der Stadt helfen, die reifen Trauben vor zwei- und vierbeinigen Räubern zu schützen.

Aber auch nichtheimische Tierarten könnten unter städtischer Regie zum Einsatz kommen, um Stuttgart um eine Touristenattraktion reicher zu machen, meint der Teilnehmer Bayernfan. Er regt an, neben Pferden Elefanten aus der Wilhelma oder ehemalige Zirkuselefanten für den Transport geschlagener Holzstämme einzusetzen. Die Tiere seien leicht zu dressieren und für einfache Arbeiten anzuleiten. Man müsse allerdings drei goldene Regeln beachten: Etwas Abstand halten, nicht schreien oder herumfuchteln und nicht streicheln oder füttern. Dass sich der Vorschlag mit dem kürzlich vom Gemeinderat verabschiedeten Wildtierverbot in Einklang bringen lässt, erscheint allerdings eher zweifelhaft.