Tim Leibold (li.) und der 1. FC Nürnberg präsentieren sich in dieser Saison bislang als äußerst kampfstark. Foto: dpa

Tim Leibold war lange für den VfB Stuttgart am Ball, an diesem Samstag trifft er mit dem 1. FC Nürnberg nun auf seinen Ex-Club. Und kann sich über die Probleme beim Gegner auch nur wundern.

Nürnberg - Links hinten klemmt’s beim VfB Stuttgart. Nicht nur da, aber eben auch. Linksverteidiger Borna Sosa fällt wegen einer Schambeinverletzung noch bis Ende des Jahres aus. Emiliano Insua muss im wichtigen Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg (15.30 Uhr) den zweiten Teil seiner Rotsperre absitzen. Ein echter Außenverteidiger täte also Not, doch den gibt es nicht. Dennis Aogo ist auf dieser Position eher eine Notlösung.

Publikumsliebling in Nürnberg

Einer wie Tim Leibold wäre nicht schlecht. Dumm nur, dass der 24-Jährige die linke Außenbahn nicht mehr beim VfB, sondern in Diensten des kommenden Gegners beackert. Und zwar so gut, dass sie ihm beim VfB mittlerweile eine Träne nachweinen dürften.

Rückblick: Der Böblinger schnürt schon als Kind die Kickstiefel für die Weiß-Roten aus Cannstatt. Nach der D-Jugend geht es für ihn auf dem Wasen jedoch nicht weiter. Über den Umweg TSF Ditzingen und SGV Freiberg kehrt er sieben Jahre später zurück. Nach zwei weiteren Jahren in der zweiten Mannschaft wird er vom damaligen Sportchef Fredi Bobic gewogen und für zu leicht für die Bundesligamannschaft befunden. Leibold kehrt dem VfB endgültig den Rücken – und heuert beim Club an.

So denkt VfB-Sportchef Reschke über Neuverpflichtungen

Vor dem Duell mit seinem Ex-Verein (dem ersten für Leibold) ist er im Nachhinein glücklich darüber. „Mein Zweijahres-Vertrag lief damals aus. Man hat sich dafür entschieden, dass ich einen anderen Weg gehe, und ich bin gottfroh, dass ich den Weg beim Club weitergehen konnte.“ Das klingt etwas hölzern, was sich über Leibolds Spiel aber nicht sagen lässt. Geradlinig und in rasantem Tempo beackert er beim Aufsteiger die linke Außenbahn. Giftig in den Zweikämpfen, schnörkellos im Spiel nach vorn. Leibold gilt als Musterprofi mit dem richtigen Bewusstsein für Ernährung und Top-Fitnesswerten. Weshalb er sich längst einen festen Platz im Team von Michael Köllner erarbeitet hat. Sportlich, aber auch dank seiner Persönlichkeit. Köllner lobt seinen Schützling als „ganz feinen Kerl, als sehr bodenständig. Er lebt den Club, er trägt den FCN mittlerweile tief im Herzen und ist deshalb auch zum Publikumsliebling aufgestiegen,“ sagt der Trainer. Sportvorstand Andreas Bornemann bezeichnet Leibold gar schon als „Botschafter des Vereins“.

Warum der VfB das Gastspiel in Nürnberg fast zu einem Heimspiel macht

Ist bei so viel Liebe zum neuen Arbeitgeber auch noch welche für den alten übrig? Leibold gibt sich diplomatisch. „Ich verbinde mit dem Verein noch ziemlich viel, meine Familie kommt aus dem Stuttgarter Raum und viele Freunde sind auch VfB-Anhänger. Da kitzelt es einen schon ein bisschen mehr.“ Über 50 Karten für Freunde und Familie musste er besorgen. Über den Katastrophenstart der Stuttgarter kann er sich indes nur wundern. „In dieser Saison dachte man, dass man den nächsten Schritt machen und sich vorne platzieren kann. Der Schuss ging brutal nach hinten los,“ sagte er im „Kicker“.

Mit einem Sieg würden Leibold und der Club den VfB bis auf acht Punkte distanzieren und damit noch tiefer ins Schlamassel stürzen. Die anschließende Rückkehr von Linksverteidiger Insua wäre dann auch nur ein schwacher Trost.