2017 feierte Helmut Dietterle mit den SF Dorfmerkingen im Gazistadion den sensationellen WFV-Pokal-Sieg gegen die Kickers – am Samstag kehrt der Trainer-Routinier mit seinem Team zum Punktspiel auf die Waldau zurück. Foto: Baumann

SF Dorfmerkingen? Da war doch was. Mit Schaudern erinnern sich die Fans der Stuttgarter Kickers an die Pleite im WFV-Pokal-Finale 2017 gegen den damaligen Siebtligisten. Nun kommt es zu einer Neuauflage um Punkte – und SFD-Trainer Helmut Dietterle sieht sein Team als krassen Außenseiter.

Stuttgart - 0:0, 1:0, 2:0, 2:1 – die Pflichtspielausbeute von Fußball-Oberligist Stuttgarter Kickers im heimischen Gazistadion in dieser Saison kann sich sehen lassen. Nun soll im Duell mit Aufsteiger SF Dorfmerkingen (Samstag, 14 Uhr/Gazistadion) der nächste Erfolg her. Was nicht einfach werden dürfte. Die Mannschaft von Trainer Helmut Dietterle hat in sechs Saisonspielen erst einmal verloren. Der ehemalige Profi des VfB Stuttgart äußert sich im Interview über seine persönlichen Ziele und die des Vereins – sowie das denkwürdige WFV-Pokal-Finale 2017.

Herr Dietterle, 25. Mai 2017 – mit diesem Datum dürften Sie etwas anfangen können.

Das kann man wohl sagen. Dieser absolut sensationelle 3:1-Sieg von uns im WFV-Pokal-Finale an diesem Tag im Gazistadion bleibt unvergessen. Wir waren damals noch Siebtligist und gewannen beim Regionalligisten in dessen Wohnzimmer und ziehen in den DFB-Pokal ein. Dieser Triumph bei den Stuttgarter Kickers war der absolute Höhepunkt unserer Vereinsgeschichte, im ganzen Dorf war der Teufel – das wirkt auch fast zweieinhalb Jahre später noch nach.

Jetzt spielen beide Clubs in der gleichen Spielklasse.

Und da müssen wir uns alle in Dorfmerkingen ein bisschen kneifen, dass das tatsächlich Realität ist. Da dürfen wir uns schon mal zurück erinnern, wo wir herkommen.

Im WFV-Pokal-Finale wuchs ihr Team über sich hinaus. Wird das auch am Samstag nötig sein?

Wenn wir etwas Zählbares mitnehmen wollen, müssen wir auf alle Fälle wieder über uns hinauswachsen. Zumal die Kickers nach ihren jüngsten beiden Siegen gegen starke Gegner wie den 1. Göppinger Sportverein und den VfR Aalen ordentlich Selbstvertrauen getankt haben.

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Andererseits haben sich die Blauen zu Hause gegen Ihre Mitaufsteiger Freiburger FC (0:0) und SV Sandhausen II (1:0) schwer getan – zumindest mit dem Toreschießen.

Wir hoffen natürlich, dass das gegen uns auch der Fall sein wird. Aber die Kickers sind inzwischen einen Schritt weiter, werden von Beginn Druck machen und versuchen uns einzuschüchtern. Wir sind mit unserer recht unerfahrenen Mannschaft jedenfalls krasser Außenseiter.

In Neuzugang Michael Schindele vom Regionalligisten SSV Ulm 1846, Andreas „Bobo“ Mayer (38) oder auch Marc Gallego (34) haben Sie doch aber auch erfahrene Kräfte in Ihren Reihen.

Das stimmt. Wir haben in der Vorbereitung auf die Oberligasaison schnell erkannt, dass wir diese Erfahrung notwendig brauchen und sind sehr dankbar, dass wir diese drei Spieler noch dazubekommen haben. Michael Schindele wird uns auf Dauer in der Abwehr stabilisieren, auch Mayer und Gallego helfen uns sehr. Da können sich die vielen jungen Spieler in meinem Team auch im Training einiges abschauen. Wir spielen jetzt in der gleichen Spielklasse wie die Kickers und klar, wären wir schlechte Sportler, wenn wir nicht alles versuchen würden, dort etwas mitzunehmen.

Zumal Ihr Team im bisherigen Saisonverlauf in sechs Spielen erst einmal verloren hat und gezeigt hat, dass es in der Liga mithalten kann.

Im Moment ja. Doch der raue Winter bei uns auf dem Härtsfeld kommt früher, als woanders. Die schlechten Trainingsbedingungen machen uns Jahr für Jahr zu schaffen. Das macht ein paar Prozent aus.

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Jetzt geht es bei Kaiserwetter erst einmal zum Spiel nach Stuttgart. Ist es der Saisonhöhepunkt für Ihr Team?

Das Spiel im Gazistadion ist absolut der Saisonhöhepunkt für uns. Es werden bestimmt 400 bis 500 Leute aus unserer Region auf die Waldau kommen. In der Rückrunde freuen wir uns dann natürlich auch auf die Heimspiele gegen die Kickers und den VfB Stuttgart II.

Machen die beiden Stuttgarter Teams den Meister unter sich aus?

Ich denke schon. Sie haben die stabilsten und breitesten Kader, die besten Möglichkeiten. Das wird sich über 34 Spieltage hinweg durchsetzen.

Sie sind jetzt 68 Jahre alt. Welche Ziele haben Sie noch?

69 zu werden (lacht). Im Ernst: Ich werde den richtigen Zeitpunkt aufzuhören, nicht verpassen. Doch derzeit fühle ich mich gesund, und fit und mir macht die Arbeit einfach sehr viel Spaß.

Werden die SF Dorfmerkingen Ihre letzte Trainerstation sein?

Das muss nicht sein.

Sie hatten bei allen Ihren Stationen so gut wie immer großen Erfolg mit Ihren Teams. Warum ist der Trainer Dietterle nie im Profibereich gelandet?

Mir hat das Interesse daran gefehlt. Ich war immer mit der Region verwurzelt und habe ja auch beim ADAC hauptberuflich gearbeitet. Für mich war und ist die Trainertätigkeit immer ein wunderschönes Hobby.

Und das Amt der Präsident des VfB Stuttgart wäre für Sie als Ex-VfB-Profi nichts?

Oh, nein (lacht). Das wäre nichts für mich. Das kann ich nicht.