Antonio Rüdiger ist beim FC Chelsea fester Bestandteil der Stammelf. Foto: dpa/Niall Carson

Der ehemalige VfB-Profi Antonio Rüdiger geht mit dem FC Chelsea selbstsicher in das Champions-League-Duell mit dem FC Bayern München. „Auch die Bayern sind verwundbar“, sagt der 26-Jährige.

Stuttgart - Der junge Mann, der Anfang Januar 2012 auf einem Sofa in der Lobby des Kempinski-Hotels The Dome im türkischen Belek Platz genommen hatte, er wollte schon immer ganz hoch hinaus. „Ich werde einmal Champions League spielen“, das sagte Antonio Rüdiger bereits zu einer Zeit, als ihn der VfB-Cheftrainer Bruno Labbadia als 18-Jährigen wie die beiden anderen Youngster Alexander Riemann und Raphael Holzhauser erstmals in einem Schnuppertrainingslager bei den Profis mitmachen ließ.

„Wenn du gegen Toni spielst, glaubst du, du rennst gegen eine Wand“, sagte der Österreicher Holzhauser schon seinerzeit hochachtungsvoll. Während Holzhauser inzwischen bei Berschoot VA in der zweiten belgischen Liga spielt und Riemann für Wacker Burghausen in der Regionalliga Bayern aktiv ist, mischt Antonio Rüdiger tatsächlich die oberste Etage des internationalen Fußballs auf.

Auf den Spuren von John Terry

An diesem Dienstag (21 Uhr) erwartet der 26-Jährige mit dem FC Chelsea im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League den FC Bayern. Da will er sportlich Schlagzeilen machen, nachdem er jüngst mit seinem Rassismus-Aufschrei für Aufsehen gesorgt hat. „Ich freue mich darauf. Natürlich haben die Bayern mehr Stärken als Schwächen. Aber auch sie sind verwundbar“, sagt der Innenverteidiger, der seine monatelange Auszeit der Vorrunde aufgrund einer Meniskus- und Leistenverletzung hinter sich gelassen hat. Bei den Blues von Trainer Frank Lampard („Er ist eine Clublegende“) ist er unverzichtbarer Stammspieler, hat die letzten zwölf Spiele in der Premier League über 90 Minuten absolviert. Viele an der Stamford Bridge sehen in Rüdiger gar den nächsten John Terry, der in 492 Ligaspielen hinten den Laden zusammenhielt.

Es ist also keine Frage. Wenn die Münchner Bayern an diesem Dienstagabend zur Revanche für das gegen den FC Chelsea 2012 schmachvoll verlorene „Finale dahoam“ ansetzen, wird sich ihnen mit Antonio Rüdiger eine gereifte Spielerpersönlichkeit in den Weg stellen. „Chelsea ist ein großer Verein, der auf Titel aus ist, das ist ein anderer Druck als in Stuttgart oder Rom“, sagt der Nationalspieler, der gemeinsam mit dem aktuell verletzten Münchner Niklas Süle auch das große Zukunftsversprechen auf eine stabile Innenverteidigung in der DFB-Elf bei der EM ist. Zuletzt hatte sich Rüdiger vehement gegen Rassismus eingesetzt. „Ich werde da weiter meine Stimme erheben.“

Den Heißsporn hat Rüdiger abgelegt

Robust, schnell, unerbittlich im Zweikampf und mit einem enormen Siegeswillen ausgestattet, das war Rüdiger bereits, als er noch beim VfB spielte. Da gab der Sohn eines Berliners und einer Afrikanerin aus Sierra Leone aber auch noch gerne den Heißsporn. Zwei Rote Karten hat sich Rüdiger als 20-Jähriger einmal binnen kurzer Zeit im Stuttgarter Dress eingefangen, weil er zu oft mit dem Kopf durch die Wand wollte – und dabei gerne die Ellenbogen ausfuhr. Ganz so, wie er es als Kind und Jugendlicher auf den Bolzplätzen im Berliner Problembezirk Neukölln gelernt hatte.

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Über die BVB-Jugend war Rüdiger einst auf Veranlassung von Fredi Bobic zum VfB gekommen. Schnell war aber klar, dass Stuttgart für den 1,90-Meter-Mann nicht das Ende der Fahnenstange bedeutet. „Fußball ist Emotion, aber alles muss im Rahmen bleiben, fair bleiben“, sagt der Chelsea-Verteidiger, der 2015 zunächst leihweise, ein Jahr später dann fest zum AS Rom wechselte. Dass dies für die Gesamtsumme von 13 Millionen Euro geschah, ehe Rüdiger nur zwölf Monate später für 39 Millionen Euro von Rom nach London wechselte, zeigt, dass man in Stuttgart den wahren Wert des Spielers nicht vollumfänglich erkannt hatte.

Nun wartet das Duell mit Robert Lewandowski

Nun bekommt es Rüdiger, der vergangenen Donnerstag erstmals Vater wurde, mit dem Bayern-Torjäger Robert Lewandowski zu tun. „Er ist einer der besten Stürmer der Welt, das hat er mehrfach bewiesen“, sagt Rüdiger, der selbstbewusst bleibt: „Wir müssen in dieses Spiel reingehen ohne die Angst, Fehler zu machen.“

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