Im Einsatz für den FC Bayern München: Ex-VfB-Torhüter Sven Ulreich Foto: dpa

Der ehemalige VfB-Keeper Sven Ulreich steht in den nächsten beiden Bundesligaspielen des FC Bayern München für den verletzten Manuel Neuer im Tor.

München/Stuttgart - Mats Hummels und Thomas Müller waren sich schnell einig. „Der Ulle macht einen guten Job“, sagte Müller, und Hummels meinte: „Das ist eine überragende Vorstellung im Tor.“ Sven Ulreich bekam ordentlich was zu tun. Der Ersatzkeeper des FC Bayern München war gefordert. Er stand zwischen den Pfosten, als die beiden Nationalspieler sich duellierten. Nachdem Hummels sich vor ein paar Wochen einen Kaffee über den Anzug geschüttet hatte, lachte Thomas Müller ein bisschen zu laut, so dass Hummels ihn zu mehreren Duellen (der so genannten „ThoMats-Challenge“) herausgefordert hat. Nun standen in dieser Woche auf dem Trainingsplatz Volleyschüsse auf dem Programm. Und Ulreich gab bei der Spaßveranstaltung, mit der die Bayern – wie das heute so üblich ist – die vereineigenen Kanäle im Internet befeuerten, den Sparringspartner im Kasten.

Jetzt aber wird es plötzlich ernst für den Ersatzkeeper. Nicht mehr nur Training und auf die Bank setzen bei den Spielen steht auf dem Programm. Ulreich muss ran für die Bayern. Nicht als Sparringspartner. Von Beginn an. In der Liga. An diesem Samstag gegen den FC Augsburg (15.30 Uhr) und am kommenden Dienstag im Spiel bei 1899 Hoffenheim (20 Uhr) steht er im Tor – weil Manuel Neuer nach einer Operation am Fuß verletzt ausfällt. Im Spiel am 8. April gegen Borussia Dortmund, vor allem aber im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid (12. April) soll der Stammkeeper aber wieder zur Verfügung stehen. Der Torhüter hatte bereits die Teilnahme an den Länderspielen gegen England (1:0) und in Aserbaidschan (4:1) wegen einer Wadenverletzung absagen müssen.

Gegen den BVB und Real Madrid soll Neuer wieder fit sein

Die Bayern und Neuer bemühten sich redlich darum, die Sorgen im Hinblick auf den Kracher in der Königsklasse gegen Real Madrid klein zu halten. Aufgrund einer Trainingsverletzung am Mittwochabend musste sich Neuer einem „kleinen Eingriff am linken Fuß unterziehen“, hieß es. Alles sei optimal gelaufen. Wie auch immer: eine optimale Vorbereitung auf das Spiel gegen Real sieht dennoch anders aus. Doch wie das so ist im Fußball – des einen Pech ist des anderen Glück. In diesem Fall profitiert Sven Ulreich. Und das, obwohl er sich am Donnerstagnachmittag im Training selbst verletzte. Die Kapselblessur am Finger ist zwar schmerzhaft, soll seinem Einsatz aber nicht im Weg stehen.

Der Keeper durfte seit seinem Transfer im Sommer 2015 vom VfB Stuttgart bisher nur vier Mal in Pflichtspielen für den Rekordmeister ran. Es ist ein Schicksal, das Ulreich bewusst so wählte. Der Weltklassemann Neuer thront über allem und will immer spielen, das war Ulreich klar. Weshalb er sein Schattendasein bei den Bayern von Beginn an akzeptierte. Beim größten deutschen Club im täglichen Training mit dem Weltmeister dazulernen, sein Spiel so auf ein höheres Level heben – das waren Ulreichs Argumente. Gegen all die Kritiker, die sich fragten, warum er sich ein Reservistendasein im besten Fußballeralter antut und ob er jetzt nur noch ein fürstlich bezahltes frühzeitiges Rentnerdasein genießen will.

Ulreich ist im besten Torhüter-Alter

Jetzt, knapp zwei Jahre später, scheint Ulreich aber genug zu haben vom Bankdrückerdasein. Sein Vertrag bei den Bayern läuft im Sommer 2018 aus, er ist mit 28 Jahren im besten Torhüter-Alter – und will nun offenbar doch wieder dauerhaft spielen.

Er deutete zuletzt an, sich möglicherweise mit einem Abschied im kommenden Sommer zu beschäftigen. Dabei hält sich Ulreich alle Optionen offen: „Natürlich fühle ich mich in Deutschland wohl, die Bundesliga ist eine attraktive Liga“, sagte er. Er fühle sich allerdings auch bei Bayern sehr wohl: „Ich sage nicht, dass ich unbedingt weg möchte.“ Und dennoch: „Irgendwann möchte man wieder zeigen, was man draufhat.“ Sogar eine Rückkehr zum VfB schloss Ulreich nicht aus. „Ich würde zum VfB niemals Nein sagen“, meinte er, ehe es um seine generelle Entwicklung ging: „ Ich habe mir immer gesagt, dass ich, wenn ich zwei, drei Jahre bei Bayern bleibe, immer noch sechs, sieben weitere Jahre auf hohem Niveau spielen kann.“ Jetzt kann sich Sven Ulreich in den nächsten beiden Bundesligapartien für mögliche neue Clubs empfehlen.