Er trainierte U-19-Teams, Bundesligamannschaften und arbeitslose Fußballer. Jetzt nimmt sich Jürgen Kramny den A-Junioren von Eintracht Frankfurt an, was auch ein Duell mit dem Sohnemann mit sich bringt.
Frankfurt/Main - Eigentlich hätte Jürgen Kramny von August an für die Spielergewerkschaft VdV wieder arbeitslose Fußballprofis trainiert. Dann kam der Anruf von Andreas Möller, dem Chef des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) von Bundesligist Eintracht Frankfurt. „Andy hat mich mit der Idee des U-19-Trainers gefangen“, sagt Kramny. Natürlich spielte auch Fredi Bobic eine Rolle. Der Eintracht-Sportvorstand hatte vom 48-Jährigen schon beim VfB Stuttgart große Stücke gehalten – und ihn 2010 vom U-19-Chefcoach zum Bundesliga-Co-Trainer von Jens Keller befördert. Danach ging es in Kramnys Karriere auf und ab. Zurück zur U19, Drittliga-Trainer, Bundesliga-Chefcoach beim VfB und Abstieg 2016. Dann Trainer bei Zweitligist Arminia Bielefeld. Dort war im März 2017 Schluss und außer dem Engagement beim VdV herrschte Sendepause.
Talentschmied bei Mainz 05
Doch gerade diese Tätigkeit will Kramny nicht missen. „Es ist eine total spannende Aufgabe, arbeitslosen Fußballprofis eine Hilfestellung zu geben, wieder an sich zu glauben“, sagt der gebürtige Cannstatter. Daraus will er einiges mitnehmen – auch für seine neue Aufgabe als A-Junioren-Coach der Eintracht. Mit der Arbeit im Unterbau geht es für ihn zurück zu seinen Wurzeln als Talentschmied, die beim FSV Mainz 05 zurück bis ins Jahr 2006 reichen.
Weg vom Haifischbecken
Es geht also weg weg von der Bundesliga, weg vom Haifischbecken. Was für Kramny auch etwas Positives mit sich bringt: „Jeder weiß, wie es im Profizirkus zugeht, man wird brutal am Erfolg gemessen. In der Jugend lässt sich mit mehr Ruhe und nachhaltiger arbeiten.“
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Wobei das bei der Eintacht so eine Sache ist. Nach dem Abschied von Alexander Schur 2018 gaben sich Frank Leicht (früher VfB), Tomislav Stipic (früher Stuttgarter Kickers) und Marco Pezzaiuoli als A-Jugendtrainer der SGE praktisch die Klinke in die Hand. „Das soll sich ändern“, sagt Kramny, der einen Zweijahresvertrag unterschrieb. Unter Möller, dessen Einstieg von heftigen Protesten der Ultras begleitet wurde, geht der Trend zu ehemaligen Profis in den Trainerteams: Er installierte Ervin Skela (U17), Alexander „Fußball-Gott“ Meier (U16) und Thomas Broich (U15) auf Schlüsselposition im NLZ.
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Kramny fiebert dem Start in der A-Junioren-Bundesliga am 18./19. September voller Vorfreude entgegen. Was ihm weniger gefällt ist, dass es bei der Eintracht keine zweite Mannschaft mehr gibt. Die hat der Verein 2014 abgemeldet, den Schritt aber inzwischen bereut. „Diese Zwischenstufe tut vielen Spielern auf dem Weg zum Bundesligaprofi einfach gut“, betont Kramny und nennt den aktuellen Drittliga-Meister FC Bayern München II als leuchtendes Beispiel: „Früher hatte der VfB dieses Alleinstellungsmerkmal in Sachen zweite Mannschaft – und es hat den Spielern und dem Verein gut getan.“ Das Problem für die Eintracht: „Abmelden geht einfacher, als anmelden. Wir müssten wohl irgendwo in der fünften oder sechsten Liga einsteigen.“
Duell mit Sohn Maurice
Und der VfB? Den hat Kramny weiter im Blick. Schon allein, weil sein Sohn Maurice (18) für die A-Junioren der Weiß-Roten auf Torejagd geht. Ein Bandscheibenvorfall hatte das Toptalent zurückgeworfen. Jetzt greift der Vollblutstürmer wieder an. Und ist wie der Papa heiß auf die neue Saison – vor allem auf das familieninterne Duell.