Tim Walter hat sich nach längerer Funkstille zu Wort gemeldet. Foto: dpa/Swen Pförtner

Seit letztem Dezember ist Tim Walter nicht mehr Trainer des VfB Stuttgart. Nun hat er sich erstmals in einem Interview ausführlich zu Wort gemeldet.

Stuttgart - Zur Saison 2019/20 übernahm Tim Walter den VfB Stuttgart. Die Schwaben waren nach seinen Stationen beim KSC und dem FC Bayern München (Jugendbereich) und dem KSV Holstein sein erster großer Club im Aktivenbereich. Die Amtszeit des gebürtigen Bruchsalers blieb letztlich nicht mehr als ein Intermezzo in der langen und schnelllebigen Trainerhistorie des VfB Stuttgart.

Lange gab es nach seiner Freistellung im Dezember von Walter nichts zu hören, nun hat er sich in einem ausführlichen Interview mit dem Magazin „Socrates“ (Printausgabe) geäußert. Wir fassen einige seiner Aussagen zusammen.

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Tim Walter über … seine Funkstille seit der Entlassung in Stuttgart:

„Ich sah keine Notwendigkeit, mich öffentlich zu äußern. Alles was ich in den Wochen nach meinem Aus beim VfB gesagt hätte, hätte wahrscheinlich wie eine Rechtfertigung gewirkt. […] Ich wollte in erster Linie keine Unruhe stiften. Am Ende geht es ausschließlich um das Wohl des VfB. Da ist ein ruhiges Arbeiten ganz wichtig. Man darf nicht vergessen: Mit Thomas Hitzlsperger, Sven Mislintat und mir hatten zu Saisonbeginn drei Personen in neuen Funktionen die sportliche Führung des Vereins übernommen.“

Über das Zusammenspiel zwischen Hitzlsperger, Mislintat und ihm:

„Wir waren alle topmotiviert, aber natürlich hatten wir alle auch unsere eigenen Ansprüche und Vorstellungen. Wie bei einer neu zusammengestellten Mannschaft braucht es auch bei einem komplett neuen Führungsteam immer ein bisschen Zeit, bis alle Rädchen ineinandergreifen. Das war uns alles bewusst, aber wenn dann das ein oder andere erhoffte Ergebnis ausbleibt, wird es vielleicht schneller schwerer, das Ergebnis nicht direkt mit der Entwicklung der Mannschaft gleichzusetzen. Man wird dann vielleicht schneller unruhig als nach vielen gemeinsamen Jahren der Zusammenarbeit. Die Zeit, um komplett als Trio zusammenzuwachsen, hat am Ende leider nicht ausgereicht. Aber deswegen kann ich Thomas und Sven keinen Vorwurf machen. Ich bin beiden dankbar über die Möglichkeit, dass ich den VfB trainieren durfte.“

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Über seinen Spruch „am Ende können wir uns nur selbst schlagen“ und den damit verbundenen Vorwurf der Arroganz:

„Dass mir so ein Satz um die Ohren fliegt, wenn wir verlieren, war mir bewusst. Damit muss und kann ich leben. Mir war es gerade in der Anfangsphase aber wichtig, meinen Jungs auch nach außen zu demonstrieren, dass ich zu 100 Prozent von ihnen überzeugt bin und für jeden einzelnen Spieler einstehe. Dabei hatte ich aber nie die Absicht, dem Gegner gegenüber respektlos zu wirken. Generell bin ich einfach sicher, dass meine Jungs nur schwer zu schlagen sind, wenn sie alles geben – die Betonung liegt dabei auf dem „Wenn“. In Zukunft werde ich bei diesem Aspekt aber möglicherweise meine öffentlich getätigten Aussagen überdenken.“

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Über die Gerüchte um ihn, der er in Berlin, Augsburg, zuletzt Hoffenheim gehandelt wurde:

„Wenn man auf dem Markt ist, wird der eigenen Name schnell in der Gerüchteküche gehandelt. Auch das habe ich gelernt. Die viel wichtigere Lehre, gerade aus meiner Zeit beim VfB, ist aber: Das sportliche Führungsteam muss perfekt zueinanderpassen, die Vorstellungen sollten sich idealerweise komplett decken. Wer mich verpflichtet, weiß sehr genau, was für einen Trainer er bekommt.“

Über die VfB-Perspektiven bei Aufstieg:

„Die vorhandene Basis ist super, der Kader hat absolut die Qualität, um direkt aufzusteigen. Aber natürlich gilt es jetzt, schon jetzt strategische Entscheidungen zu treffen und vorauszudenken. Um groß Ziele zu erreichen, die der VfB perspektivisch auf jeden Fall hat, brauchst du hungrige, willige Spieler, die etwas erreichen wollen. Spieler, die für diesen Verein brennen. Aufgrund der großen Konkurrenzsituation auf dem Transfermarkt musst du als VfB Stuttgart sicherlich auch eine gewisse Fantasie entwickeln.“